rüttete Haushaltung worden, und hat in die 40 Jahre wie ohne einen Vater gelebt; in dieser Zeit haben sich die Umstände überall geändert, und die Menschen in der Welt, wie sie jezt ist, müssen erzogen und gelehrt werden in der Ord- nung, die jezt ist, so fortzukommen; wie die Al- ten in ihrer Ordnung, zu der sie gewiß recht erzogen worden, fortgekommen sind.
Und das thut euch jezt der Mann, der macht, daß ich mit Ruhe über das Grab hinaus denke, das ich in Gottes Namen bey 20 Jahren nicht mehr dorfte, weil es mir tief am Herzen lag, ihr armen Kinder werdet, weil niemand da ist, der euch nach den Umständen zu dem anführet, was ihr seyn und werden müsset, vielleicht auch mit der grösten Unschuld mit dem Strom der neuen Unordnung mit hingerissen, in kurzen Jahren fast nothwendig unglüklich. Das forch- te ich nun nicht mehr, und danke dem Mann, daß ich darüber in meinen lezten Tagen noch ruhig schlafen kann.
Nachdem der Alte so geschwazt, trank er dann auf des braven Manns Gesundheit. -- Seine Kinder, die ihm in die Schule giengen, schlugen ihm mit Jauchzen an. -- Und er hatte eine Freude, daß er selbst dem jüngsten Enkel, der auf seiner Schoos saß, einen Trop- fen auf seine Lippen goß, und ihn den Namen des Manns nachstammeln machte.
ruͤttete Haushaltung worden, und hat in die 40 Jahre wie ohne einen Vater gelebt; in dieſer Zeit haben ſich die Umſtaͤnde uͤberall geaͤndert, und die Menſchen in der Welt, wie ſie jezt iſt, muͤſſen erzogen und gelehrt werden in der Ord- nung, die jezt iſt, ſo fortzukommen; wie die Al- ten in ihrer Ordnung, zu der ſie gewiß recht erzogen worden, fortgekommen ſind.
Und das thut euch jezt der Mann, der macht, daß ich mit Ruhe uͤber das Grab hinaus denke, das ich in Gottes Namen bey 20 Jahren nicht mehr dorfte, weil es mir tief am Herzen lag, ihr armen Kinder werdet, weil niemand da iſt, der euch nach den Umſtaͤnden zu dem anfuͤhret, was ihr ſeyn und werden muͤſſet, vielleicht auch mit der groͤſten Unſchuld mit dem Strom der neuen Unordnung mit hingeriſſen, in kurzen Jahren faſt nothwendig ungluͤklich. Das forch- te ich nun nicht mehr, und danke dem Mann, daß ich daruͤber in meinen lezten Tagen noch ruhig ſchlafen kann.
Nachdem der Alte ſo geſchwazt, trank er dann auf des braven Manns Geſundheit. — Seine Kinder, die ihm in die Schule giengen, ſchlugen ihm mit Jauchzen an. — Und er hatte eine Freude, daß er ſelbſt dem juͤngſten Enkel, der auf ſeiner Schoos ſaß, einen Trop- fen auf ſeine Lippen goß, und ihn den Namen des Manns nachſtammeln machte.
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ruͤttete Haushaltung worden, und hat in die 40
Jahre wie ohne einen Vater gelebt; in dieſer
Zeit haben ſich die Umſtaͤnde uͤberall geaͤndert,
und die Menſchen in der Welt, wie ſie jezt iſt,
muͤſſen erzogen und gelehrt werden in der Ord-
nung, die jezt iſt, ſo fortzukommen; wie die Al-
ten in ihrer Ordnung, zu der ſie gewiß recht
erzogen worden, fortgekommen ſind.
Und das thut euch jezt der Mann, der macht,
daß ich mit Ruhe uͤber das Grab hinaus denke,
das ich in Gottes Namen bey 20 Jahren nicht
mehr dorfte, weil es mir tief am Herzen lag,
ihr armen Kinder werdet, weil niemand da iſt,
der euch nach den Umſtaͤnden zu dem anfuͤhret,
was ihr ſeyn und werden muͤſſet, vielleicht auch
mit der groͤſten Unſchuld mit dem Strom der
neuen Unordnung mit hingeriſſen, in kurzen
Jahren faſt nothwendig ungluͤklich. Das forch-
te ich nun nicht mehr, und danke dem Mann,
daß ich daruͤber in meinen lezten Tagen noch
ruhig ſchlafen kann.
Nachdem der Alte ſo geſchwazt, trank er
dann auf des braven Manns Geſundheit. —
Seine Kinder, die ihm in die Schule giengen,
ſchlugen ihm mit Jauchzen an. — Und er
hatte eine Freude, daß er ſelbſt dem juͤngſten
Enkel, der auf ſeiner Schoos ſaß, einen Trop-
fen auf ſeine Lippen goß, und ihn den Namen
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/420>, abgerufen am 23.11.2024.
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