schen und Thiere, Kopf und Hände, oft Häu- ser und Mühlen, und Sägen, und Schiffe.
Zu Zeiten war die Schulstube voll Hand- werksgeschirr und Späne wie eine Werkstatt; aber eh sie fortgiengen war sie immer wieder so sauber als eine Frühlingswiese, wenn so eben das Wintergesträuch von ihr abgerechet.
An schönen Abenden gieng er mit ihnen un- ter den Schulnußbaum oben in der Matten.
Es ist, wie wenn die Alten ihn darum dahin gesezt haben, daß die junge Nachwelt sich da unter seinem Schatten verweile, dem Sonnen- untergang, der sich nirgend im Dorf so schon durchs ganze Thal hinab zeiget, zu zu sehen.
Unter diesem Baum redte er dann bey Stun- den mit seinen Kindern über ihren Beruf und ihre Umstände.
Er machte ihnen da eine kleine Geschichte von ihrem Dorf, und erzählte ihnen: wie vor ein paar 100 Jahren nur noch wenige Häuser da gestanden, und wie die Einwohner das Land nicht genugsam haben warten können, und sie desnahen mit ihren Weyden und Zelgen Ein- richtungen haben machen müssen, die jezt bey dem mehrerem Werth der Güter, und bey den vielen Händen die im Land sind, das Dorf un- glüklich, und ärmer, und liederlicher machen, als es war, wenn diese alten Ordnungen nicht wären.
ſchen und Thiere, Kopf und Haͤnde, oft Haͤu- ſer und Muͤhlen, und Saͤgen, und Schiffe.
Zu Zeiten war die Schulſtube voll Hand- werksgeſchirr und Spaͤne wie eine Werkſtatt; aber eh ſie fortgiengen war ſie immer wieder ſo ſauber als eine Fruͤhlingswieſe, wenn ſo eben das Wintergeſtraͤuch von ihr abgerechet.
An ſchoͤnen Abenden gieng er mit ihnen un- ter den Schulnußbaum oben in der Matten.
Es iſt, wie wenn die Alten ihn darum dahin geſezt haben, daß die junge Nachwelt ſich da unter ſeinem Schatten verweile, dem Sonnen- untergang, der ſich nirgend im Dorf ſo ſchon durchs ganze Thal hinab zeiget, zu zu ſehen.
Unter dieſem Baum redte er dann bey Stun- den mit ſeinen Kindern uͤber ihren Beruf und ihre Umſtaͤnde.
Er machte ihnen da eine kleine Geſchichte von ihrem Dorf, und erzaͤhlte ihnen: wie vor ein paar 100 Jahren nur noch wenige Haͤuſer da geſtanden, und wie die Einwohner das Land nicht genugſam haben warten koͤnnen, und ſie desnahen mit ihren Weyden und Zelgen Ein- richtungen haben machen muͤſſen, die jezt bey dem mehrerem Werth der Guͤter, und bey den vielen Haͤnden die im Land ſind, das Dorf un- gluͤklich, und aͤrmer, und liederlicher machen, als es war, wenn dieſe alten Ordnungen nicht waͤren.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0417"n="395"/>ſchen und Thiere, Kopf und Haͤnde, oft Haͤu-<lb/>ſer und Muͤhlen, und Saͤgen, und Schiffe.</p><lb/><p>Zu Zeiten war die Schulſtube voll Hand-<lb/>
werksgeſchirr und Spaͤne wie eine Werkſtatt;<lb/>
aber eh ſie fortgiengen war ſie immer wieder<lb/>ſo ſauber als eine Fruͤhlingswieſe, wenn ſo eben<lb/>
das Wintergeſtraͤuch von ihr abgerechet.</p><lb/><p>An ſchoͤnen Abenden gieng er mit ihnen un-<lb/>
ter den Schulnußbaum oben in der Matten.</p><lb/><p>Es iſt, wie wenn die Alten ihn darum dahin<lb/>
geſezt haben, daß die junge Nachwelt ſich da<lb/>
unter ſeinem Schatten verweile, dem Sonnen-<lb/>
untergang, der ſich nirgend im Dorf ſo ſchon<lb/>
durchs ganze Thal hinab zeiget, zu zu ſehen.</p><lb/><p>Unter dieſem Baum redte er dann bey Stun-<lb/>
den mit ſeinen Kindern uͤber ihren Beruf und<lb/>
ihre Umſtaͤnde.</p><lb/><p>Er machte ihnen da eine kleine Geſchichte<lb/>
von ihrem Dorf, und erzaͤhlte ihnen: wie vor<lb/>
ein paar 100 Jahren nur noch wenige Haͤuſer<lb/>
da geſtanden, und wie die Einwohner das Land<lb/>
nicht genugſam haben warten koͤnnen, und ſie<lb/>
desnahen mit ihren Weyden und Zelgen Ein-<lb/>
richtungen haben machen muͤſſen, die jezt bey<lb/>
dem mehrerem Werth der Guͤter, und bey den<lb/>
vielen Haͤnden die im Land ſind, das Dorf un-<lb/>
gluͤklich, und aͤrmer, und liederlicher machen,<lb/>
als es war, wenn dieſe alten Ordnungen nicht<lb/>
waͤren.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[395/0417]
ſchen und Thiere, Kopf und Haͤnde, oft Haͤu-
ſer und Muͤhlen, und Saͤgen, und Schiffe.
Zu Zeiten war die Schulſtube voll Hand-
werksgeſchirr und Spaͤne wie eine Werkſtatt;
aber eh ſie fortgiengen war ſie immer wieder
ſo ſauber als eine Fruͤhlingswieſe, wenn ſo eben
das Wintergeſtraͤuch von ihr abgerechet.
An ſchoͤnen Abenden gieng er mit ihnen un-
ter den Schulnußbaum oben in der Matten.
Es iſt, wie wenn die Alten ihn darum dahin
geſezt haben, daß die junge Nachwelt ſich da
unter ſeinem Schatten verweile, dem Sonnen-
untergang, der ſich nirgend im Dorf ſo ſchon
durchs ganze Thal hinab zeiget, zu zu ſehen.
Unter dieſem Baum redte er dann bey Stun-
den mit ſeinen Kindern uͤber ihren Beruf und
ihre Umſtaͤnde.
Er machte ihnen da eine kleine Geſchichte
von ihrem Dorf, und erzaͤhlte ihnen: wie vor
ein paar 100 Jahren nur noch wenige Haͤuſer
da geſtanden, und wie die Einwohner das Land
nicht genugſam haben warten koͤnnen, und ſie
desnahen mit ihren Weyden und Zelgen Ein-
richtungen haben machen muͤſſen, die jezt bey
dem mehrerem Werth der Guͤter, und bey den
vielen Haͤnden die im Land ſind, das Dorf un-
gluͤklich, und aͤrmer, und liederlicher machen,
als es war, wenn dieſe alten Ordnungen nicht
waͤren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/417>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.