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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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wartete sie aus, und saß da in der stokfinstern
Nacht mit seiner Pfeifen im Maul zwischen
seinen zwey Kutschenlichtern wie ein wahres
Gespenst. -- Endlich gegen 10 Uhr hörte
er ihr wildes Getümmel, und sie sahen von fer-
ne seine Lichter, das machte sie still; je näher
sie kamen, je grösser schienen ihnen die Feuer,
und je mehr dunkte es sie, es seyen nicht rech-
te Feuer, und es steke etwas unrichtiges dar-
hinter. -- Sie wurden so still, daß man
bald keinen einzigen von ihnen mehr hörte; --
auch ihre Tritte wurden leiser, so daß es bald
war, wie wenn kein Mensch mehr vom Berg
herabkomme. Und in dieser Stille sagte ein
Kind das nicht wie die andern getrunken:
diese zwey Feuer seyen in Gottes Namen mit-
ten in dem Weg, wo sie vorbey müssen, und
es sey ein wunderliches vierekigts Ding, das
groß sey wie ein Haus und Kohlschwarz, und
doch manchmal wie lebendig schiene gerad hin-
ter den Feuern.

Das machte die volle Heerde so ängstlich, daß
sie fast Athemlos und wie mit einem Auge ge-
gen die Feuer hinstarrten; und nun bewegte ein
Zufall die Kutsche, mit ihr schwankten die Lich-
ter, und die volle Heerde meynte, sie sahe die
Feuer Kirchenthürm hoch hinauf und hinab
springen.

Behüt uns Gott! und segn' uns Gott! wie

wartete ſie aus, und ſaß da in der ſtokfinſtern
Nacht mit ſeiner Pfeifen im Maul zwiſchen
ſeinen zwey Kutſchenlichtern wie ein wahres
Geſpenſt. — Endlich gegen 10 Uhr hoͤrte
er ihr wildes Getuͤmmel, und ſie ſahen von fer-
ne ſeine Lichter, das machte ſie ſtill; je naͤher
ſie kamen, je groͤſſer ſchienen ihnen die Feuer,
und je mehr dunkte es ſie, es ſeyen nicht rech-
te Feuer, und es ſteke etwas unrichtiges dar-
hinter. — Sie wurden ſo ſtill, daß man
bald keinen einzigen von ihnen mehr hoͤrte; —
auch ihre Tritte wurden leiſer, ſo daß es bald
war, wie wenn kein Menſch mehr vom Berg
herabkomme. Und in dieſer Stille ſagte ein
Kind das nicht wie die andern getrunken:
dieſe zwey Feuer ſeyen in Gottes Namen mit-
ten in dem Weg, wo ſie vorbey muͤſſen, und
es ſey ein wunderliches vierekigts Ding, das
groß ſey wie ein Haus und Kohlſchwarz, und
doch manchmal wie lebendig ſchiene gerad hin-
ter den Feuern.

Das machte die volle Heerde ſo aͤngſtlich, daß
ſie faſt Athemlos und wie mit einem Auge ge-
gen die Feuer hinſtarrten; und nun bewegte ein
Zufall die Kutſche, mit ihr ſchwankten die Lich-
ter, und die volle Heerde meynte, ſie ſahe die
Feuer Kirchenthuͤrm hoch hinauf und hinab
ſpringen.

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[380/0402] wartete ſie aus, und ſaß da in der ſtokfinſtern Nacht mit ſeiner Pfeifen im Maul zwiſchen ſeinen zwey Kutſchenlichtern wie ein wahres Geſpenſt. — Endlich gegen 10 Uhr hoͤrte er ihr wildes Getuͤmmel, und ſie ſahen von fer- ne ſeine Lichter, das machte ſie ſtill; je naͤher ſie kamen, je groͤſſer ſchienen ihnen die Feuer, und je mehr dunkte es ſie, es ſeyen nicht rech- te Feuer, und es ſteke etwas unrichtiges dar- hinter. — Sie wurden ſo ſtill, daß man bald keinen einzigen von ihnen mehr hoͤrte; — auch ihre Tritte wurden leiſer, ſo daß es bald war, wie wenn kein Menſch mehr vom Berg herabkomme. Und in dieſer Stille ſagte ein Kind das nicht wie die andern getrunken: dieſe zwey Feuer ſeyen in Gottes Namen mit- ten in dem Weg, wo ſie vorbey muͤſſen, und es ſey ein wunderliches vierekigts Ding, das groß ſey wie ein Haus und Kohlſchwarz, und doch manchmal wie lebendig ſchiene gerad hin- ter den Feuern. Das machte die volle Heerde ſo aͤngſtlich, daß ſie faſt Athemlos und wie mit einem Auge ge- gen die Feuer hinſtarrten; und nun bewegte ein Zufall die Kutſche, mit ihr ſchwankten die Lich- ter, und die volle Heerde meynte, ſie ſahe die Feuer Kirchenthuͤrm hoch hinauf und hinab ſpringen. Behuͤt uns Gott! und ſegn’ uns Gott! wie

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/402>, abgerufen am 27.11.2024.