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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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nen uns ja hüten, sagte bald dieses bald jenes
-- und denn, -- gell alter, du sauftest doch
nicht? -- Nein -- nein, -- gell junge
du kramtest doch nicht? -- Nein -- nein,
-- und du spieltest doch nicht? -- Ich ruhrte
keine Karte an. -- So näherte es mit jedem
Wort dem lieben Gehen, das denn bald kam.
-- Ihrer wohl 40 Männer Weiber und Kin-
der nahmen den Entschluß, sie wollen es einmal
wagen, es werde nicht alles gefehlt seyn. --

Und hin war mit diesem Wort und wie
aus dem Kopf weggewischt, was sie mitein-
ander vom sparen, Sorg haben, und derglei-
chen an der Sonne geschwazt. Sie waren
nicht so bald bey einander, so hatten sie ein
Leben und ein Jauchzen, daß es im ganzen Dorf
tönte, -- und denn lang noch vom Berg hin-
ab; -- und auf dem Markt kauften, tanz-
ten, soffen, und spielten sie wie wenige Leuth
die auf den Markt kamen.

Aber die Leuth hatten einen Vater daheim
der auf das Spielen seiner Kinder ein Aug hatte.

Er vernahm ihr Marktlaufen, eh sie in Hir-
zau waren, und befahl seinem Claus der an
diesem Abend den Pfarrer von Bonnal heim-
führte, er solle beym Rükfahren am Scheidweg
unten am Berg auf sie warten zu sehen, wer
sie seyen? und wie sie zugerichtet? -- Aber
sie kamen nicht bis in die späte Nacht. -- Er

nen uns ja huͤten, ſagte bald dieſes bald jenes
— und denn, — gell alter, du ſaufteſt doch
nicht? — Nein — nein, — gell junge
du kramteſt doch nicht? — Nein — nein,
— und du ſpielteſt doch nicht? — Ich ruhrte
keine Karte an. — So naͤherte es mit jedem
Wort dem lieben Gehen, das denn bald kam.
— Ihrer wohl 40 Maͤnner Weiber und Kin-
der nahmen den Entſchluß, ſie wollen es einmal
wagen, es werde nicht alles gefehlt ſeyn. —

Und hin war mit dieſem Wort und wie
aus dem Kopf weggewiſcht, was ſie mitein-
ander vom ſparen, Sorg haben, und derglei-
chen an der Sonne geſchwazt. Sie waren
nicht ſo bald bey einander, ſo hatten ſie ein
Leben und ein Jauchzen, daß es im ganzen Dorf
toͤnte, — und denn lang noch vom Berg hin-
ab; — und auf dem Markt kauften, tanz-
ten, ſoffen, und ſpielten ſie wie wenige Leuth
die auf den Markt kamen.

Aber die Leuth hatten einen Vater daheim
der auf das Spielen ſeiner Kinder ein Aug hatte.

Er vernahm ihr Marktlaufen, eh ſie in Hir-
zau waren, und befahl ſeinem Claus der an
dieſem Abend den Pfarrer von Bonnal heim-
fuͤhrte, er ſolle beym Ruͤkfahren am Scheidweg
unten am Berg auf ſie warten zu ſehen, wer
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[379/0401] nen uns ja huͤten, ſagte bald dieſes bald jenes — und denn, — gell alter, du ſaufteſt doch nicht? — Nein — nein, — gell junge du kramteſt doch nicht? — Nein — nein, — und du ſpielteſt doch nicht? — Ich ruhrte keine Karte an. — So naͤherte es mit jedem Wort dem lieben Gehen, das denn bald kam. — Ihrer wohl 40 Maͤnner Weiber und Kin- der nahmen den Entſchluß, ſie wollen es einmal wagen, es werde nicht alles gefehlt ſeyn. — Und hin war mit dieſem Wort und wie aus dem Kopf weggewiſcht, was ſie mitein- ander vom ſparen, Sorg haben, und derglei- chen an der Sonne geſchwazt. Sie waren nicht ſo bald bey einander, ſo hatten ſie ein Leben und ein Jauchzen, daß es im ganzen Dorf toͤnte, — und denn lang noch vom Berg hin- ab; — und auf dem Markt kauften, tanz- ten, ſoffen, und ſpielten ſie wie wenige Leuth die auf den Markt kamen. Aber die Leuth hatten einen Vater daheim der auf das Spielen ſeiner Kinder ein Aug hatte. Er vernahm ihr Marktlaufen, eh ſie in Hir- zau waren, und befahl ſeinem Claus der an dieſem Abend den Pfarrer von Bonnal heim- fuͤhrte, er ſolle beym Ruͤkfahren am Scheidweg unten am Berg auf ſie warten zu ſehen, wer ſie ſeyen? und wie ſie zugerichtet? — Aber ſie kamen nicht bis in die ſpaͤte Nacht. — Er

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/401>, abgerufen am 27.11.2024.