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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Das schreklichste für dieses Geschmeiß, des-
sen ganze Kraft im Maul und in leeren unver-
ständlichen Worten bestuhnd, war des Manns
seine Kürze, und daß ihn jedermann verstuhnd
und verstehen mußte.

Sie konnten ihm nicht antworten; man ver-
stuhnd sie nicht mehr, weil man ihn verstuhnd,
oder vielmehr man begriff, weil man ihn ver-
stuhnd, daß man sie nie verstanden.

Er verglich das Auswendiglehrnen der Re-
ligion, das der Pfarrer nicht mehr haben wolle,
dem Unsinn eines Bauern, der ein Pferd oder
einen Ochs mit starken Ketten an allen vier Füs-
sen anbinden, und so am Bahren lahm ma-
chen würde, damit er ihm nicht weglaufe.

Das Verkleiben der Mordfrage verglich er
der neuen verlesenen Giftordnung.

Und auf den Einwurf: die Leuthe könnten
ja auf diese Art die Religion selber und alles
was sie Gutes wissen und haben, verlieren,
gab er zur Antwort: es dünke ihn, das sey just
so viel als wenn man sagen würde, Bauern-
kinder könnten ihres Vaters Aker und Matten
verlieren, wenn er sie nicht auswendiglehrnen
lassen würde, wo sie liegen? an wen sie anstos-
sen? was man das Jahr darauf thun müsse?
und sezte hinzu: würde nicht jedermann so ei-
nem Bauern sagen: du Narr! das beste Mit-
tel, daß deine Kinder ihre Güter nicht verlie-

Das ſchreklichſte fuͤr dieſes Geſchmeiß, deſ-
ſen ganze Kraft im Maul und in leeren unver-
ſtaͤndlichen Worten beſtuhnd, war des Manns
ſeine Kuͤrze, und daß ihn jedermann verſtuhnd
und verſtehen mußte.

Sie konnten ihm nicht antworten; man ver-
ſtuhnd ſie nicht mehr, weil man ihn verſtuhnd,
oder vielmehr man begriff, weil man ihn ver-
ſtuhnd, daß man ſie nie verſtanden.

Er verglich das Auswendiglehrnen der Re-
ligion, das der Pfarrer nicht mehr haben wolle,
dem Unſinn eines Bauern, der ein Pferd oder
einen Ochs mit ſtarken Ketten an allen vier Fuͤſ-
ſen anbinden, und ſo am Bahren lahm ma-
chen wuͤrde, damit er ihm nicht weglaufe.

Das Verkleiben der Mordfrage verglich er
der neuen verleſenen Giftordnung.

Und auf den Einwurf: die Leuthe koͤnnten
ja auf dieſe Art die Religion ſelber und alles
was ſie Gutes wiſſen und haben, verlieren,
gab er zur Antwort: es duͤnke ihn, das ſey juſt
ſo viel als wenn man ſagen wuͤrde, Bauern-
kinder koͤnnten ihres Vaters Aker und Matten
verlieren, wenn er ſie nicht auswendiglehrnen
laſſen wuͤrde, wo ſie liegen? an wen ſie anſtoſ-
ſen? was man das Jahr darauf thun muͤſſe?
und ſezte hinzu: wuͤrde nicht jedermann ſo ei-
nem Bauern ſagen: du Narr! das beſte Mit-
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[340/0362] Das ſchreklichſte fuͤr dieſes Geſchmeiß, deſ- ſen ganze Kraft im Maul und in leeren unver- ſtaͤndlichen Worten beſtuhnd, war des Manns ſeine Kuͤrze, und daß ihn jedermann verſtuhnd und verſtehen mußte. Sie konnten ihm nicht antworten; man ver- ſtuhnd ſie nicht mehr, weil man ihn verſtuhnd, oder vielmehr man begriff, weil man ihn ver- ſtuhnd, daß man ſie nie verſtanden. Er verglich das Auswendiglehrnen der Re- ligion, das der Pfarrer nicht mehr haben wolle, dem Unſinn eines Bauern, der ein Pferd oder einen Ochs mit ſtarken Ketten an allen vier Fuͤſ- ſen anbinden, und ſo am Bahren lahm ma- chen wuͤrde, damit er ihm nicht weglaufe. Das Verkleiben der Mordfrage verglich er der neuen verleſenen Giftordnung. Und auf den Einwurf: die Leuthe koͤnnten ja auf dieſe Art die Religion ſelber und alles was ſie Gutes wiſſen und haben, verlieren, gab er zur Antwort: es duͤnke ihn, das ſey juſt ſo viel als wenn man ſagen wuͤrde, Bauern- kinder koͤnnten ihres Vaters Aker und Matten verlieren, wenn er ſie nicht auswendiglehrnen laſſen wuͤrde, wo ſie liegen? an wen ſie anſtoſ- ſen? was man das Jahr darauf thun muͤſſe? und ſezte hinzu: wuͤrde nicht jedermann ſo ei- nem Bauern ſagen: du Narr! das beſte Mit- tel, daß deine Kinder ihre Guͤter nicht verlie-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/362>, abgerufen am 23.11.2024.