Meyer. Ganz sicher: denn für's erste, ist ein jeder Mensch, der für irgend was in Ordnung kommt, für alles andere, was er sonst unter den Händen hat, auch besser in der Ordnung: für's andere, muß das Baumwollenspinner-Kind für das Bauren- wesen nur so weit in Ordnung kommen als es dasselbe treiben kann; und da wisset ihr wohl, das höchste worauf sie kommen kön- nen, ist etwa zu einem Kuh-Heuwachs und ein paar Hausäker: die meisten müssen sich mit einem Garten, oder mit ein oder ein paar Pünten behelfen, und es könnte sie doch nichts so sehr zu der Art Baurenwe- sen, wie sie eins treiben können, aufmuntern und machen, daß sie es so weit treiben als immer möglich, als solche Zehendfreye Aeker.
Der Junker erwiederte; noch einmal sey ihm alles daran gelegen, daß auch die ärmste Haushaltung sich nie ganz vom Landbau weglasse, sonder alles so viel es einem jeden möglich ist, neben seinem Hausverdienst auch noch etwas Herd baue.
Das Mareylj sagte ihm darauf; wenn euch daran so viel liegt, so thätet ihr dann gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder
Der Meyer erwiederte ihm; einmal mehr als ſonſt.
Junker. Glaubſt du das?
Meyer. Ganz ſicher: denn fuͤr’s erſte, iſt ein jeder Menſch, der fuͤr irgend was in Ordnung kommt, fuͤr alles andere, was er ſonſt unter den Haͤnden hat, auch beſſer in der Ordnung: fuͤr’s andere, muß das Baumwollenſpinner-Kind fuͤr das Bauren- weſen nur ſo weit in Ordnung kommen als es daſſelbe treiben kann; und da wiſſet ihr wohl, das hoͤchſte worauf ſie kommen koͤn- nen, iſt etwa zu einem Kuh-Heuwachs und ein paar Hausaͤker: die meiſten muͤſſen ſich mit einem Garten, oder mit ein oder ein paar Puͤnten behelfen, und es koͤnnte ſie doch nichts ſo ſehr zu der Art Baurenwe- ſen, wie ſie eins treiben koͤnnen, aufmuntern und machen, daß ſie es ſo weit treiben als immer moͤglich, als ſolche Zehendfreye Aeker.
Der Junker erwiederte; noch einmal ſey ihm alles daran gelegen, daß auch die aͤrmſte Haushaltung ſich nie ganz vom Landbau weglaſſe, ſonder alles ſo viel es einem jeden moͤglich iſt, neben ſeinem Hausverdienſt auch noch etwas Herd baue.
Das Mareylj ſagte ihm darauf; wenn euch daran ſo viel liegt, ſo thaͤtet ihr dann gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder
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[10/0032]
Der Meyer erwiederte ihm; einmal mehr
als ſonſt.
Junker. Glaubſt du das?
Meyer. Ganz ſicher: denn fuͤr’s erſte,
iſt ein jeder Menſch, der fuͤr irgend was
in Ordnung kommt, fuͤr alles andere, was
er ſonſt unter den Haͤnden hat, auch beſſer
in der Ordnung: fuͤr’s andere, muß das
Baumwollenſpinner-Kind fuͤr das Bauren-
weſen nur ſo weit in Ordnung kommen als
es daſſelbe treiben kann; und da wiſſet ihr
wohl, das hoͤchſte worauf ſie kommen koͤn-
nen, iſt etwa zu einem Kuh-Heuwachs und
ein paar Hausaͤker: die meiſten muͤſſen ſich
mit einem Garten, oder mit ein oder ein
paar Puͤnten behelfen, und es koͤnnte ſie
doch nichts ſo ſehr zu der Art Baurenwe-
ſen, wie ſie eins treiben koͤnnen, aufmuntern
und machen, daß ſie es ſo weit treiben als
immer moͤglich, als ſolche Zehendfreye Aeker.
Der Junker erwiederte; noch einmal ſey
ihm alles daran gelegen, daß auch die aͤrmſte
Haushaltung ſich nie ganz vom Landbau
weglaſſe, ſonder alles ſo viel es einem jeden
moͤglich iſt, neben ſeinem Hausverdienſt auch
noch etwas Herd baue.
Das Mareylj ſagte ihm darauf; wenn
euch daran ſo viel liegt, ſo thaͤtet ihr dann
gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/32>, abgerufen am 23.11.2024.
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