stelle, ihre Schule auf einen Fuß einzurichten, daß man es ihren Kindern wills Gott ihr Leb- tag ansehen werde, daß sie in einer Schul ge- wesen.
Uebrigens aber seye es nicht seine Sache, lange Reden oder Predigten zu halten, son- dern er wolle Wills Gott Morgen mit der Schul anfangen, wo sich denn alles schon zei- gen werde. -- Nur das sezte er hinzu, muß ich noch sagen, daß ein jedes Kind seine Haus- arbeit, sie mag in Nähen oder Baumwollen- spinnen, oder sonst worinn es ist, bestehen, bringe, und die Werkzeuge dazu, bis der Jun- ker solche für die Schule wird angeschaft haben.
Was will er doch mit Spinnrädern und Spizdruken in der Schul machen? fragten Männer und Weiber in allen Stühlen, und einer hinter ihm zu, so laut daß er es verstuhnde.
Er kehrte sich um, und sagte ihm auch laut: nichts als machen, daß euere Kinder reden und reiten mit einander lehrnen.
Es wollte den Bauren doch nicht in den Kopf, wie das möglich! und wie man in der Schul reiten und reden mit einander lehrnen könne?
Ihrer viele sagten schon unter der Kirch- thüre, es wird ihm damit gehen, wie dem al- ten Junker mit dem Grapp-Pflanzen, und den schönen Schaafen, die er 200 Stund weit
ſtelle, ihre Schule auf einen Fuß einzurichten, daß man es ihren Kindern wills Gott ihr Leb- tag anſehen werde, daß ſie in einer Schul ge- weſen.
Uebrigens aber ſeye es nicht ſeine Sache, lange Reden oder Predigten zu halten, ſon- dern er wolle Wills Gott Morgen mit der Schul anfangen, wo ſich denn alles ſchon zei- gen werde. — Nur das ſezte er hinzu, muß ich noch ſagen, daß ein jedes Kind ſeine Haus- arbeit, ſie mag in Naͤhen oder Baumwollen- ſpinnen, oder ſonſt worinn es iſt, beſtehen, bringe, und die Werkzeuge dazu, bis der Jun- ker ſolche fuͤr die Schule wird angeſchaft haben.
Was will er doch mit Spinnraͤdern und Spizdruken in der Schul machen? fragten Maͤnner und Weiber in allen Stuͤhlen, und einer hinter ihm zu, ſo laut daß er es verſtuhnde.
Er kehrte ſich um, und ſagte ihm auch laut: nichts als machen, daß euere Kinder reden und reiten mit einander lehrnen.
Es wollte den Bauren doch nicht in den Kopf, wie das moͤglich! und wie man in der Schul reiten und reden mit einander lehrnen koͤnne?
Ihrer viele ſagten ſchon unter der Kirch- thuͤre, es wird ihm damit gehen, wie dem al- ten Junker mit dem Grapp-Pflanzen, und den ſchoͤnen Schaafen, die er 200 Stund weit
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ſtelle, ihre Schule auf einen Fuß einzurichten,
daß man es ihren Kindern wills Gott ihr Leb-
tag anſehen werde, daß ſie in einer Schul ge-
weſen.
Uebrigens aber ſeye es nicht ſeine Sache,
lange Reden oder Predigten zu halten, ſon-
dern er wolle Wills Gott Morgen mit der
Schul anfangen, wo ſich denn alles ſchon zei-
gen werde. — Nur das ſezte er hinzu, muß
ich noch ſagen, daß ein jedes Kind ſeine Haus-
arbeit, ſie mag in Naͤhen oder Baumwollen-
ſpinnen, oder ſonſt worinn es iſt, beſtehen,
bringe, und die Werkzeuge dazu, bis der Jun-
ker ſolche fuͤr die Schule wird angeſchaft haben.
Was will er doch mit Spinnraͤdern und
Spizdruken in der Schul machen? fragten
Maͤnner und Weiber in allen Stuͤhlen, und
einer hinter ihm zu, ſo laut daß er es verſtuhnde.
Er kehrte ſich um, und ſagte ihm auch laut:
nichts als machen, daß euere Kinder reden und
reiten mit einander lehrnen.
Es wollte den Bauren doch nicht in den
Kopf, wie das moͤglich! und wie man in der
Schul reiten und reden mit einander lehrnen
koͤnne?
Ihrer viele ſagten ſchon unter der Kirch-
thuͤre, es wird ihm damit gehen, wie dem al-
ten Junker mit dem Grapp-Pflanzen, und den
ſchoͤnen Schaafen, die er 200 Stund weit
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/306>, abgerufen am 24.11.2024.
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