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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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wisse, und wenn er ihnen nichts besonders zu
sagen habe, wolle er ihnen ein Capitel aus der
Bibel oder sonst aus einem Buch, und sicher
allemal etwas weit bessers vorlesen, als das
was er ihnen dannzumal selber hätte sagen kön-
nen; sagte ihnen der Junker, was wollet ihr
mehr?

Die Bauern antworteten ihm: predigen,
predigen, wollen wir, daß er thue. Nicht
wann er uns etwas zu sagen hat, er muß uns
predigen, wenns läutet und der Brauch ist. --
Und wenn er nicht will, so wollen wir schon
einen andern finden um seinen Lohn.

Der Junker sagte ihnen freylich: ihr seyt
Kälber, und pakt euch zur Thür hinaus, aber
als sie draussen waren, sagte er dem Pfarrer:
ich kann euch nicht helfen, Ihr werdet wohl
den Narren predigen müssen, wenn sie so wol-
len. Ich weiß nichts bessers, als saget ih-
nen, was ihr wollet, und machet's frey kurz.
Damit mußte er abziehen, denn als er weiter
davon reden wollte, sagte ihm der Junker,
verschonet mir Herr Pfarrer! Ich mag in kein
Hornissen-Nest hineingreifen.

Und in des Hummels Zeit gab es da so viel
andere Sachen, daß der gute Mann sich an
die äusserliche Handwerks-Ordnung seines
Berufs, und folglich ans Predigen-müssen,
wenns läutet, wie ein Sclav anbinden mußte,

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wiſſe, und wenn er ihnen nichts beſonders zu
ſagen habe, wolle er ihnen ein Capitel aus der
Bibel oder ſonſt aus einem Buch, und ſicher
allemal etwas weit beſſers vorleſen, als das
was er ihnen dannzumal ſelber haͤtte ſagen koͤn-
nen; ſagte ihnen der Junker, was wollet ihr
mehr?

Die Bauern antworteten ihm: predigen,
predigen, wollen wir, daß er thue. Nicht
wann er uns etwas zu ſagen hat, er muß uns
predigen, wenns laͤutet und der Brauch iſt. —
Und wenn er nicht will, ſo wollen wir ſchon
einen andern finden um ſeinen Lohn.

Der Junker ſagte ihnen freylich: ihr ſeyt
Kaͤlber, und pakt euch zur Thuͤr hinaus, aber
als ſie drauſſen waren, ſagte er dem Pfarrer:
ich kann euch nicht helfen, Ihr werdet wohl
den Narren predigen muͤſſen, wenn ſie ſo wol-
len. Ich weiß nichts beſſers, als ſaget ih-
nen, was ihr wollet, und machet’s frey kurz.
Damit mußte er abziehen, denn als er weiter
davon reden wollte, ſagte ihm der Junker,
verſchonet mir Herr Pfarrer! Ich mag in kein
Horniſſen-Neſt hineingreifen.

Und in des Hummels Zeit gab es da ſo viel
andere Sachen, daß der gute Mann ſich an
die aͤuſſerliche Handwerks-Ordnung ſeines
Berufs, und folglich ans Predigen-muͤſſen,
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[279/0301] wiſſe, und wenn er ihnen nichts beſonders zu ſagen habe, wolle er ihnen ein Capitel aus der Bibel oder ſonſt aus einem Buch, und ſicher allemal etwas weit beſſers vorleſen, als das was er ihnen dannzumal ſelber haͤtte ſagen koͤn- nen; ſagte ihnen der Junker, was wollet ihr mehr? Die Bauern antworteten ihm: predigen, predigen, wollen wir, daß er thue. Nicht wann er uns etwas zu ſagen hat, er muß uns predigen, wenns laͤutet und der Brauch iſt. — Und wenn er nicht will, ſo wollen wir ſchon einen andern finden um ſeinen Lohn. Der Junker ſagte ihnen freylich: ihr ſeyt Kaͤlber, und pakt euch zur Thuͤr hinaus, aber als ſie drauſſen waren, ſagte er dem Pfarrer: ich kann euch nicht helfen, Ihr werdet wohl den Narren predigen muͤſſen, wenn ſie ſo wol- len. Ich weiß nichts beſſers, als ſaget ih- nen, was ihr wollet, und machet’s frey kurz. Damit mußte er abziehen, denn als er weiter davon reden wollte, ſagte ihm der Junker, verſchonet mir Herr Pfarrer! Ich mag in kein Horniſſen-Neſt hineingreifen. Und in des Hummels Zeit gab es da ſo viel andere Sachen, daß der gute Mann ſich an die aͤuſſerliche Handwerks-Ordnung ſeines Berufs, und folglich ans Predigen-muͤſſen, wenns laͤutet, wie ein Sclav anbinden mußte, S 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/301>, abgerufen am 27.11.2024.