lich, wenigstens könnten sie es, wenn sie nur wollten; ich hab schon hundertmal ge- sagt, es wär einem jeden Spinnerkind so leicht als nichts möglich, auch seine 8 oder 10 Dublonen zusammen zu legen.
Junker. Haltest du das für so leicht möglich?
Meyer. Es braucht nichts anders als daß ein Kind von einem Gulden den es in der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba- zen beyseits lege, und daß ihm jemand dann zu dem Geld Sorg trage, so wäre das in seiner Ordnung.
Junker. Aber könnte ich etwas beytra- gen, daß das so käme?
Meyer. Ja freylich! wenn ihr so gut seyn wolltet.
Junker. Wie so?
Meyer. Wenn ihr z. E. einem jeden Spinnerkind, das so seine 10 Dublonen er- spahren würde, eh' es seine 20 Jahr alt ist, etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land für sein Lebtag Zehndenfrey lassen würdet, so würdet ihr mehr als etwas dazu beytra- gen.
Der Junker ohne sich zu besinnen, sagte darauf: freylich wenn es damit geholfen, so soll es an dem nicht fehlen.
Da der Meyer so von der Zehend Frey-
lich, wenigſtens koͤnnten ſie es, wenn ſie nur wollten; ich hab ſchon hundertmal ge- ſagt, es waͤr einem jeden Spinnerkind ſo leicht als nichts moͤglich, auch ſeine 8 oder 10 Dublonen zuſammen zu legen.
Junker. Halteſt du das fuͤr ſo leicht moͤglich?
Meyer. Es braucht nichts anders als daß ein Kind von einem Gulden den es in der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba- zen beyſeits lege, und daß ihm jemand dann zu dem Geld Sorg trage, ſo waͤre das in ſeiner Ordnung.
Junker. Aber koͤnnte ich etwas beytra- gen, daß das ſo kaͤme?
Meyer. Ja freylich! wenn ihr ſo gut ſeyn wolltet.
Junker. Wie ſo?
Meyer. Wenn ihr z. E. einem jeden Spinnerkind, das ſo ſeine 10 Dublonen er- ſpahren wuͤrde, eh’ es ſeine 20 Jahr alt iſt, etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land fuͤr ſein Lebtag Zehndenfrey laſſen wuͤrdet, ſo wuͤrdet ihr mehr als etwas dazu beytra- gen.
Der Junker ohne ſich zu beſinnen, ſagte darauf: freylich wenn es damit geholfen, ſo ſoll es an dem nicht fehlen.
Da der Meyer ſo von der Zehend Frey-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0030"n="8"/>
lich, wenigſtens koͤnnten ſie es, wenn ſie<lb/>
nur wollten; ich hab ſchon hundertmal ge-<lb/>ſagt, es waͤr einem jeden Spinnerkind ſo<lb/>
leicht als nichts moͤglich, auch ſeine 8 oder<lb/>
10 Dublonen zuſammen zu legen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Junker</hi>. Halteſt du das fuͤr ſo leicht<lb/>
moͤglich?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Meyer</hi>. Es braucht nichts anders als<lb/>
daß ein Kind von einem Gulden den es in<lb/>
der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba-<lb/>
zen beyſeits lege, und daß ihm jemand dann<lb/>
zu dem Geld Sorg trage, ſo waͤre das in<lb/>ſeiner Ordnung.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Junker</hi>. Aber koͤnnte ich etwas beytra-<lb/>
gen, daß das ſo kaͤme?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Meyer</hi>. Ja freylich! wenn ihr ſo gut<lb/>ſeyn wolltet.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Junker</hi>. Wie ſo?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Meyer</hi>. Wenn ihr z. E. einem jeden<lb/>
Spinnerkind, das ſo ſeine 10 Dublonen er-<lb/>ſpahren wuͤrde, eh’ es ſeine 20 Jahr alt iſt,<lb/>
etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land<lb/>
fuͤr ſein Lebtag Zehndenfrey laſſen wuͤrdet,<lb/>ſo wuͤrdet ihr mehr als etwas dazu beytra-<lb/>
gen.</p><lb/><p>Der Junker ohne ſich zu beſinnen, ſagte<lb/>
darauf: freylich wenn es damit geholfen, ſo<lb/>ſoll es an dem nicht fehlen.</p><lb/><p>Da der Meyer ſo von der Zehend Frey-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[8/0030]
lich, wenigſtens koͤnnten ſie es, wenn ſie
nur wollten; ich hab ſchon hundertmal ge-
ſagt, es waͤr einem jeden Spinnerkind ſo
leicht als nichts moͤglich, auch ſeine 8 oder
10 Dublonen zuſammen zu legen.
Junker. Halteſt du das fuͤr ſo leicht
moͤglich?
Meyer. Es braucht nichts anders als
daß ein Kind von einem Gulden den es in
der Wochen verdient, 6 Kreuzer oder 2 Ba-
zen beyſeits lege, und daß ihm jemand dann
zu dem Geld Sorg trage, ſo waͤre das in
ſeiner Ordnung.
Junker. Aber koͤnnte ich etwas beytra-
gen, daß das ſo kaͤme?
Meyer. Ja freylich! wenn ihr ſo gut
ſeyn wolltet.
Junker. Wie ſo?
Meyer. Wenn ihr z. E. einem jeden
Spinnerkind, das ſo ſeine 10 Dublonen er-
ſpahren wuͤrde, eh’ es ſeine 20 Jahr alt iſt,
etwa eine oder nur eine halbe Juchart Land
fuͤr ſein Lebtag Zehndenfrey laſſen wuͤrdet,
ſo wuͤrdet ihr mehr als etwas dazu beytra-
gen.
Der Junker ohne ſich zu beſinnen, ſagte
darauf: freylich wenn es damit geholfen, ſo
ſoll es an dem nicht fehlen.
Da der Meyer ſo von der Zehend Frey-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/30>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.