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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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viel wilder, sie kann sich gar nicht besizen,
wenn sie glaubt, es leide jemand unrecht, und
hat gar keine Ruh, wenn sie meynt sie könne
jemand helfen, sie richtet aber mit allem dem
viel weniger aus als das Mareylj.

Wenn ihr etwas in ihrem Sinn für recht
vorkommt, so achtet sie es denn nicht Vater
und Mutter, Freund und Verwandte, und
wer es in der Welt ist, wieder den Kopf zu
stossen.

Unter allem vorgesezten Volk ist sie die ei-
nige der es auch recht von Herzen wohl ist;
wenn sie ein feißtes Taunerkind in einem recht
schönen Rok sihet.

Diese Reinoldin war schon längst des Nar-
ren Hochmuths ihrer Geschwornen und des un-
flätigen Unterscheids müde, den etwa ein Du-
zend Bauren im Dorf zwischen sich und den
andern machten, -- und der keinen andern
Grund hatte, als daß sie vom Vater und
Großvater her als ein Geschwornen Volk im-
mer mehr Eide auf sich, und mehr Ochsen im
Stall hatten als die andern Bauren.

Die Reinoldin ergriff diesen Anlas mit
Freuden zu zeigen, daß sie dieses Ehren Un-
terschieds halber, -- Ochsen wegen und Ei-
den wegen, nicht denke wie ihre Verwandte,
und nachdem sie die Ursach dieses Weiberkriegs,
und die Art wie ihm das Mareylj ein End

gemacht,

viel wilder, ſie kann ſich gar nicht beſizen,
wenn ſie glaubt, es leide jemand unrecht, und
hat gar keine Ruh, wenn ſie meynt ſie koͤnne
jemand helfen, ſie richtet aber mit allem dem
viel weniger aus als das Mareylj.

Wenn ihr etwas in ihrem Sinn fuͤr recht
vorkommt, ſo achtet ſie es denn nicht Vater
und Mutter, Freund und Verwandte, und
wer es in der Welt iſt, wieder den Kopf zu
ſtoſſen.

Unter allem vorgeſezten Volk iſt ſie die ei-
nige der es auch recht von Herzen wohl iſt;
wenn ſie ein feißtes Taunerkind in einem recht
ſchoͤnen Rok ſihet.

Dieſe Reinoldin war ſchon laͤngſt des Nar-
ren Hochmuths ihrer Geſchwornen und des un-
flaͤtigen Unterſcheids muͤde, den etwa ein Du-
zend Bauren im Dorf zwiſchen ſich und den
andern machten, — und der keinen andern
Grund hatte, als daß ſie vom Vater und
Großvater her als ein Geſchwornen Volk im-
mer mehr Eide auf ſich, und mehr Ochſen im
Stall hatten als die andern Bauren.

Die Reinoldin ergriff dieſen Anlas mit
Freuden zu zeigen, daß ſie dieſes Ehren Un-
terſchieds halber, — Ochſen wegen und Ei-
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und nachdem ſie die Urſach dieſes Weiberkriegs,
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[144/0166] viel wilder, ſie kann ſich gar nicht beſizen, wenn ſie glaubt, es leide jemand unrecht, und hat gar keine Ruh, wenn ſie meynt ſie koͤnne jemand helfen, ſie richtet aber mit allem dem viel weniger aus als das Mareylj. Wenn ihr etwas in ihrem Sinn fuͤr recht vorkommt, ſo achtet ſie es denn nicht Vater und Mutter, Freund und Verwandte, und wer es in der Welt iſt, wieder den Kopf zu ſtoſſen. Unter allem vorgeſezten Volk iſt ſie die ei- nige der es auch recht von Herzen wohl iſt; wenn ſie ein feißtes Taunerkind in einem recht ſchoͤnen Rok ſihet. Dieſe Reinoldin war ſchon laͤngſt des Nar- ren Hochmuths ihrer Geſchwornen und des un- flaͤtigen Unterſcheids muͤde, den etwa ein Du- zend Bauren im Dorf zwiſchen ſich und den andern machten, — und der keinen andern Grund hatte, als daß ſie vom Vater und Großvater her als ein Geſchwornen Volk im- mer mehr Eide auf ſich, und mehr Ochſen im Stall hatten als die andern Bauren. Die Reinoldin ergriff dieſen Anlas mit Freuden zu zeigen, daß ſie dieſes Ehren Un- terſchieds halber, — Ochſen wegen und Ei- den wegen, nicht denke wie ihre Verwandte, und nachdem ſie die Urſach dieſes Weiberkriegs, und die Art wie ihm das Mareylj ein End gemacht,

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/166>, abgerufen am 23.11.2024.