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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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zum geringsten Degen ein jeder auf seinem
Schloß wieder Sachen, die der Grund sind,
warum die Geistlichen in der Nähe von Schlös-
sern Teufel auszutreiben haben.

Ach! die Menschen sind so häßlich, und
was man auch mit ihnen macht, so bringt
man's nicht dahin daß sie auch nur sind, wie
dieses Thal, sagte da der Junker. -- Aber der
Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs
war auch herrlich. --

Das ist jezt auch nicht, erwiederte der Lieu-
tenant, und als ers sagte, trieb ein Hirten-
bub unter dem Felsen, auf dem sie stahnden,
eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er
stuhnd zu ihren Füssen still, und sah gegen die
Sonne hin, lehnte sich auf seinen Hirtenstok
und sang ein Abendlied; -- er war die Schön-
heit selber -- und Berg und Thal, die Itte,
und die Sonne verschwand vor ihren Augen!
Sie sahen jezt nur den Jüngling, der in Lum-
pen gehüllt, vor ihnen stuhnd, und Arner sagte:
ich hatte unrecht, die Schönheit der Menschen
ist die größte Schönheit der Erde.



zum geringſten Degen ein jeder auf ſeinem
Schloß wieder Sachen, die der Grund ſind,
warum die Geiſtlichen in der Naͤhe von Schloͤſ-
ſern Teufel auszutreiben haben.

Ach! die Menſchen ſind ſo haͤßlich, und
was man auch mit ihnen macht, ſo bringt
man’s nicht dahin daß ſie auch nur ſind, wie
dieſes Thal, ſagte da der Junker. — Aber der
Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs
war auch herrlich. —

Das iſt jezt auch nicht, erwiederte der Lieu-
tenant, und als ers ſagte, trieb ein Hirten-
bub unter dem Felſen, auf dem ſie ſtahnden,
eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er
ſtuhnd zu ihren Fuͤſſen ſtill, und ſah gegen die
Sonne hin, lehnte ſich auf ſeinen Hirtenſtok
und ſang ein Abendlied; — er war die Schoͤn-
heit ſelber — und Berg und Thal, die Itte,
und die Sonne verſchwand vor ihren Augen!
Sie ſahen jezt nur den Juͤngling, der in Lum-
pen gehuͤllt, vor ihnen ſtuhnd, und Arner ſagte:
ich hatte unrecht, die Schoͤnheit der Menſchen
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[124/0146] zum geringſten Degen ein jeder auf ſeinem Schloß wieder Sachen, die der Grund ſind, warum die Geiſtlichen in der Naͤhe von Schloͤſ- ſern Teufel auszutreiben haben. Ach! die Menſchen ſind ſo haͤßlich, und was man auch mit ihnen macht, ſo bringt man’s nicht dahin daß ſie auch nur ſind, wie dieſes Thal, ſagte da der Junker. — Aber der Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs war auch herrlich. — Das iſt jezt auch nicht, erwiederte der Lieu- tenant, und als ers ſagte, trieb ein Hirten- bub unter dem Felſen, auf dem ſie ſtahnden, eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er ſtuhnd zu ihren Fuͤſſen ſtill, und ſah gegen die Sonne hin, lehnte ſich auf ſeinen Hirtenſtok und ſang ein Abendlied; — er war die Schoͤn- heit ſelber — und Berg und Thal, die Itte, und die Sonne verſchwand vor ihren Augen! Sie ſahen jezt nur den Juͤngling, der in Lum- pen gehuͤllt, vor ihnen ſtuhnd, und Arner ſagte: ich hatte unrecht, die Schoͤnheit der Menſchen iſt die groͤßte Schoͤnheit der Erde.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/146>, abgerufen am 12.12.2024.