zum geringsten Degen ein jeder auf seinem Schloß wieder Sachen, die der Grund sind, warum die Geistlichen in der Nähe von Schlös- sern Teufel auszutreiben haben.
Ach! die Menschen sind so häßlich, und was man auch mit ihnen macht, so bringt man's nicht dahin daß sie auch nur sind, wie dieses Thal, sagte da der Junker. -- Aber der Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs war auch herrlich. --
Das ist jezt auch nicht, erwiederte der Lieu- tenant, und als ers sagte, trieb ein Hirten- bub unter dem Felsen, auf dem sie stahnden, eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er stuhnd zu ihren Füssen still, und sah gegen die Sonne hin, lehnte sich auf seinen Hirtenstok und sang ein Abendlied; -- er war die Schön- heit selber -- und Berg und Thal, die Itte, und die Sonne verschwand vor ihren Augen! Sie sahen jezt nur den Jüngling, der in Lum- pen gehüllt, vor ihnen stuhnd, und Arner sagte: ich hatte unrecht, die Schönheit der Menschen ist die größte Schönheit der Erde.
zum geringſten Degen ein jeder auf ſeinem Schloß wieder Sachen, die der Grund ſind, warum die Geiſtlichen in der Naͤhe von Schloͤſ- ſern Teufel auszutreiben haben.
Ach! die Menſchen ſind ſo haͤßlich, und was man auch mit ihnen macht, ſo bringt man’s nicht dahin daß ſie auch nur ſind, wie dieſes Thal, ſagte da der Junker. — Aber der Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs war auch herrlich. —
Das iſt jezt auch nicht, erwiederte der Lieu- tenant, und als ers ſagte, trieb ein Hirten- bub unter dem Felſen, auf dem ſie ſtahnden, eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er ſtuhnd zu ihren Fuͤſſen ſtill, und ſah gegen die Sonne hin, lehnte ſich auf ſeinen Hirtenſtok und ſang ein Abendlied; — er war die Schoͤn- heit ſelber — und Berg und Thal, die Itte, und die Sonne verſchwand vor ihren Augen! Sie ſahen jezt nur den Juͤngling, der in Lum- pen gehuͤllt, vor ihnen ſtuhnd, und Arner ſagte: ich hatte unrecht, die Schoͤnheit der Menſchen iſt die groͤßte Schoͤnheit der Erde.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0146"n="124"/>
zum geringſten Degen ein jeder auf ſeinem<lb/>
Schloß wieder Sachen, die der Grund ſind,<lb/>
warum die Geiſtlichen in der Naͤhe von Schloͤſ-<lb/>ſern Teufel auszutreiben haben.</p><lb/><p>Ach! die Menſchen ſind ſo haͤßlich, und<lb/>
was man auch mit ihnen macht, ſo bringt<lb/>
man’s nicht dahin daß ſie auch nur ſind, wie<lb/>
dieſes Thal, ſagte da der Junker. — Aber der<lb/>
Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs<lb/>
war auch herrlich. —</p><lb/><p>Das iſt jezt auch nicht, erwiederte der Lieu-<lb/>
tenant, und als ers ſagte, trieb ein Hirten-<lb/>
bub unter dem Felſen, auf dem ſie ſtahnden,<lb/>
eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er<lb/>ſtuhnd zu ihren Fuͤſſen ſtill, und ſah gegen die<lb/>
Sonne hin, lehnte ſich auf ſeinen Hirtenſtok<lb/>
und ſang ein Abendlied; — er war die Schoͤn-<lb/>
heit ſelber — und Berg und Thal, die Itte,<lb/>
und die Sonne verſchwand vor ihren Augen!<lb/>
Sie ſahen jezt nur den Juͤngling, der in Lum-<lb/>
pen gehuͤllt, vor ihnen ſtuhnd, und Arner ſagte:<lb/>
ich hatte unrecht, die Schoͤnheit der Menſchen<lb/>
iſt die groͤßte Schoͤnheit der Erde.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[124/0146]
zum geringſten Degen ein jeder auf ſeinem
Schloß wieder Sachen, die der Grund ſind,
warum die Geiſtlichen in der Naͤhe von Schloͤſ-
ſern Teufel auszutreiben haben.
Ach! die Menſchen ſind ſo haͤßlich, und
was man auch mit ihnen macht, ſo bringt
man’s nicht dahin daß ſie auch nur ſind, wie
dieſes Thal, ſagte da der Junker. — Aber der
Anblik des Thals und des Sonnen Untergangs
war auch herrlich. —
Das iſt jezt auch nicht, erwiederte der Lieu-
tenant, und als ers ſagte, trieb ein Hirten-
bub unter dem Felſen, auf dem ſie ſtahnden,
eine magere Geiß (Ziege) vor ihm her. Er
ſtuhnd zu ihren Fuͤſſen ſtill, und ſah gegen die
Sonne hin, lehnte ſich auf ſeinen Hirtenſtok
und ſang ein Abendlied; — er war die Schoͤn-
heit ſelber — und Berg und Thal, die Itte,
und die Sonne verſchwand vor ihren Augen!
Sie ſahen jezt nur den Juͤngling, der in Lum-
pen gehuͤllt, vor ihnen ſtuhnd, und Arner ſagte:
ich hatte unrecht, die Schoͤnheit der Menſchen
iſt die groͤßte Schoͤnheit der Erde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/146>, abgerufen am 12.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.