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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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dir kommen; ich will sie denn an der Burghal-
den, neben den Reben weiden lassen, und se-
hen, wir jedes seine Geiß in der Ordnung
hat, und die Mama macht dann allen zusam-
men ein Reis.

Und Fliegen darauf, sagte der Carl. --
Ja -- und Fliegen darauf bis es ganz schwarz
ist, sagte der Junker. Sie meynten Rosinen,
aber die Buben wußten es nicht, und zehrten
den Carl beym Sak und Ermel, und fragten
ihn was das auch seye?

Es ist gut, gut, süß wie Zuker, und kohl-
schwarz wie Fliegen, aber ohne Flügel, und
ihr werdets dann schon sehen, sagte der Carl.

§. 24.
Von Jugend auf zwey Bazen sparen.
Ein Mittel wieder den Ursprung
der Verbrechen, gegen die man
sonst Galgen und Rad braucht.

Als der Spaß aus war, redte der Junker
mit den Haus Vätern von den zehndfreyen
Aekern, die er den Spinnerkindern schenken
wollte, wenn sie, ehe sie zwanzig Jahre alt seyen,
8 bis 10 Dublonen erspart hätten, und beyseits
legen würden. Es wollte ihnen zwar nicht

dir kommen; ich will ſie denn an der Burghal-
den, neben den Reben weiden laſſen, und ſe-
hen, wir jedes ſeine Geiß in der Ordnung
hat, und die Mama macht dann allen zuſam-
men ein Reis.

Und Fliegen darauf, ſagte der Carl. —
Ja — und Fliegen darauf bis es ganz ſchwarz
iſt, ſagte der Junker. Sie meynten Roſinen,
aber die Buben wußten es nicht, und zehrten
den Carl beym Sak und Ermel, und fragten
ihn was das auch ſeye?

Es iſt gut, gut, ſuͤß wie Zuker, und kohl-
ſchwarz wie Fliegen, aber ohne Fluͤgel, und
ihr werdets dann ſchon ſehen, ſagte der Carl.

§. 24.
Von Jugend auf zwey Bazen ſparen.
Ein Mittel wieder den Urſprung
der Verbrechen, gegen die man
ſonſt Galgen und Rad braucht.

Als der Spaß aus war, redte der Junker
mit den Haus Vaͤtern von den zehndfreyen
Aekern, die er den Spinnerkindern ſchenken
wollte, wenn ſie, ehe ſie zwanzig Jahre alt ſeyen,
8 bis 10 Dublonen erſpart haͤtten, und beyſeits
legen wuͤrden. Es wollte ihnen zwar nicht

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[114/0136] dir kommen; ich will ſie denn an der Burghal- den, neben den Reben weiden laſſen, und ſe- hen, wir jedes ſeine Geiß in der Ordnung hat, und die Mama macht dann allen zuſam- men ein Reis. Und Fliegen darauf, ſagte der Carl. — Ja — und Fliegen darauf bis es ganz ſchwarz iſt, ſagte der Junker. Sie meynten Roſinen, aber die Buben wußten es nicht, und zehrten den Carl beym Sak und Ermel, und fragten ihn was das auch ſeye? Es iſt gut, gut, ſuͤß wie Zuker, und kohl- ſchwarz wie Fliegen, aber ohne Fluͤgel, und ihr werdets dann ſchon ſehen, ſagte der Carl. §. 24. Von Jugend auf zwey Bazen ſparen. Ein Mittel wieder den Urſprung der Verbrechen, gegen die man ſonſt Galgen und Rad braucht. Als der Spaß aus war, redte der Junker mit den Haus Vaͤtern von den zehndfreyen Aekern, die er den Spinnerkindern ſchenken wollte, wenn ſie, ehe ſie zwanzig Jahre alt ſeyen, 8 bis 10 Dublonen erſpart haͤtten, und beyſeits legen wuͤrden. Es wollte ihnen zwar nicht

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/136>, abgerufen am 23.11.2024.