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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Er schwieg wieder eine Weile, sagte dann,
geht in Gottes Nahmen, und leset die Geissen
aus, aber das sag ich euch, wann ihr die
Milch euern Kinderen vorenthaltet, oder
sonst machet, daß sie um euertwillen serben
müssen und nicht gesund seyn und trühen kön-
nen, so will ich die armen Geschöpf euch weg-
nehmen, und selber dazu sehen, daß sie wie
Christen-Menschen erzogen werden, es mag
mich kosten was es will. Aber das sag ich
euch auch, so gewiß als mich einer von euch
nöthiget, ihm sein Kind wegzunehmen, weil
er ein Unmensch an seinem Fleisch und Blut
ist, so steke ich ihn auch dafür ins Zuchthaus,
und lasse ihn unter Prügeln ziehen, bis er ein
Mensch ist.

Mit dem ließ er sie dann gehen und Geissen
auslesen.

Es machte ihnen aber so sturm im Kopf,
was er ihnen sagte, daß sie wahrlich mit den
Geissen-Männern übel gehandelt hätten, wenn
der Claus nicht mit ihnen gegangen, und ihnen
geholfen hätte. Die Kinder aber die Geissen
bekamen, hatten eine unbeschreibliche Freude,
und alle andere Buben hiengen ihren Vätern
an, daß sie ihnen auch so Geissen kauften. --
Mit Bitten und Bätten, und mit Erzählen,
daß der Junker Carl auch eine habe, brachten
es ihrer 32 dahin, daß ihre Väter ihnen auch
kauften.


Er ſchwieg wieder eine Weile, ſagte dann,
geht in Gottes Nahmen, und leſet die Geiſſen
aus, aber das ſag ich euch, wann ihr die
Milch euern Kinderen vorenthaltet, oder
ſonſt machet, daß ſie um euertwillen ſerben
muͤſſen und nicht geſund ſeyn und truͤhen koͤn-
nen, ſo will ich die armen Geſchoͤpf euch weg-
nehmen, und ſelber dazu ſehen, daß ſie wie
Chriſten-Menſchen erzogen werden, es mag
mich koſten was es will. Aber das ſag ich
euch auch, ſo gewiß als mich einer von euch
noͤthiget, ihm ſein Kind wegzunehmen, weil
er ein Unmenſch an ſeinem Fleiſch und Blut
iſt, ſo ſteke ich ihn auch dafuͤr ins Zuchthaus,
und laſſe ihn unter Pruͤgeln ziehen, bis er ein
Menſch iſt.

Mit dem ließ er ſie dann gehen und Geiſſen
ausleſen.

Es machte ihnen aber ſo ſturm im Kopf,
was er ihnen ſagte, daß ſie wahrlich mit den
Geiſſen-Maͤnnern uͤbel gehandelt haͤtten, wenn
der Claus nicht mit ihnen gegangen, und ihnen
geholfen haͤtte. Die Kinder aber die Geiſſen
bekamen, hatten eine unbeſchreibliche Freude,
und alle andere Buben hiengen ihren Vaͤtern
an, daß ſie ihnen auch ſo Geiſſen kauften. —
Mit Bitten und Baͤtten, und mit Erzaͤhlen,
daß der Junker Carl auch eine habe, brachten
es ihrer 32 dahin, daß ihre Vaͤter ihnen auch
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[110/0132] Er ſchwieg wieder eine Weile, ſagte dann, geht in Gottes Nahmen, und leſet die Geiſſen aus, aber das ſag ich euch, wann ihr die Milch euern Kinderen vorenthaltet, oder ſonſt machet, daß ſie um euertwillen ſerben muͤſſen und nicht geſund ſeyn und truͤhen koͤn- nen, ſo will ich die armen Geſchoͤpf euch weg- nehmen, und ſelber dazu ſehen, daß ſie wie Chriſten-Menſchen erzogen werden, es mag mich koſten was es will. Aber das ſag ich euch auch, ſo gewiß als mich einer von euch noͤthiget, ihm ſein Kind wegzunehmen, weil er ein Unmenſch an ſeinem Fleiſch und Blut iſt, ſo ſteke ich ihn auch dafuͤr ins Zuchthaus, und laſſe ihn unter Pruͤgeln ziehen, bis er ein Menſch iſt. Mit dem ließ er ſie dann gehen und Geiſſen ausleſen. Es machte ihnen aber ſo ſturm im Kopf, was er ihnen ſagte, daß ſie wahrlich mit den Geiſſen-Maͤnnern uͤbel gehandelt haͤtten, wenn der Claus nicht mit ihnen gegangen, und ihnen geholfen haͤtte. Die Kinder aber die Geiſſen bekamen, hatten eine unbeſchreibliche Freude, und alle andere Buben hiengen ihren Vaͤtern an, daß ſie ihnen auch ſo Geiſſen kauften. — Mit Bitten und Baͤtten, und mit Erzaͤhlen, daß der Junker Carl auch eine habe, brachten es ihrer 32 dahin, daß ihre Vaͤter ihnen auch kauften.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/132>, abgerufen am 27.11.2024.