So redten sie mit einander während er das Brod theilte, bis auf den lezten Mund voll der noch groß war; er sah ihn an ob er ihn auch theilen wollte, aber er machte mit dem Kopf Nein -- sagte, Geiß! du must jezt genug haben, und gab ihn ganz dem Betheli; -- denn stuhnd er auf, führte seine Geiß weiter an der Hand am Haag hinauf, wo sie Laub fand; das Bethelj aber blieb bey seinem Mund voll sizen und aß.
Des Junkers Klaus sah dem ganzen Spiel zu, und da der Heirlj fort war, kam er hin- ter der Brombeer Staude hervor und legte ohne ein Wort zu reden dem Kind ein gros- ses Stük Brod in den Schoos. Es erschrak, als er hinter der Staude hervor kam, aber da es das Stük Brod im Schoos hatte, lach- te es, und rief ihm laut nach, dank dir Gott, Mann! Der Heirlj hörte es oben am Haag dank dir Gott ruffen, und fragte, was hast jezt? da sprang es mit dem Brod in der Hand zu ihm hinauf, zeigte ihm den Mann, der jezt wieder beym Wagen voll Bäume stuhnd, und der ihms gegeben, dann theilte es auch mit der Geiß, aber es gab ihr doch die kleinern und aß die grössern. Der Heirlj wollte ihm keines abnehmen, es bat ihn, nimm nur auch einen einzigen Mund voll, und diesen nahm er ihm ab. --
G 4
So redten ſie mit einander waͤhrend er das Brod theilte, bis auf den lezten Mund voll der noch groß war; er ſah ihn an ob er ihn auch theilen wollte, aber er machte mit dem Kopf Nein — ſagte, Geiß! du muſt jezt genug haben, und gab ihn ganz dem Betheli; — denn ſtuhnd er auf, fuͤhrte ſeine Geiß weiter an der Hand am Haag hinauf, wo ſie Laub fand; das Bethelj aber blieb bey ſeinem Mund voll ſizen und aß.
Des Junkers Klaus ſah dem ganzen Spiel zu, und da der Heirlj fort war, kam er hin- ter der Brombeer Staude hervor und legte ohne ein Wort zu reden dem Kind ein groſ- ſes Stuͤk Brod in den Schoos. Es erſchrak, als er hinter der Staude hervor kam, aber da es das Stuͤk Brod im Schoos hatte, lach- te es, und rief ihm laut nach, dank dir Gott, Mann! Der Heirlj hoͤrte es oben am Haag dank dir Gott ruffen, und fragte, was haſt jezt? da ſprang es mit dem Brod in der Hand zu ihm hinauf, zeigte ihm den Mann, der jezt wieder beym Wagen voll Baͤume ſtuhnd, und der ihms gegeben, dann theilte es auch mit der Geiß, aber es gab ihr doch die kleinern und aß die groͤſſern. Der Heirlj wollte ihm keines abnehmen, es bat ihn, nimm nur auch einen einzigen Mund voll, und dieſen nahm er ihm ab. —
G 4
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So redten ſie mit einander waͤhrend er das
Brod theilte, bis auf den lezten Mund voll
der noch groß war; er ſah ihn an ob er ihn
auch theilen wollte, aber er machte mit dem
Kopf Nein — ſagte, Geiß! du muſt jezt
genug haben, und gab ihn ganz dem Betheli;
— denn ſtuhnd er auf, fuͤhrte ſeine Geiß
weiter an der Hand am Haag hinauf, wo ſie
Laub fand; das Bethelj aber blieb bey ſeinem
Mund voll ſizen und aß.
Des Junkers Klaus ſah dem ganzen Spiel
zu, und da der Heirlj fort war, kam er hin-
ter der Brombeer Staude hervor und legte
ohne ein Wort zu reden dem Kind ein groſ-
ſes Stuͤk Brod in den Schoos. Es erſchrak,
als er hinter der Staude hervor kam, aber
da es das Stuͤk Brod im Schoos hatte, lach-
te es, und rief ihm laut nach, dank dir Gott,
Mann! Der Heirlj hoͤrte es oben am Haag
dank dir Gott ruffen, und fragte, was haſt
jezt? da ſprang es mit dem Brod in der Hand
zu ihm hinauf, zeigte ihm den Mann, der jezt
wieder beym Wagen voll Baͤume ſtuhnd, und
der ihms gegeben, dann theilte es auch mit
der Geiß, aber es gab ihr doch die kleinern
und aß die groͤſſern. Der Heirlj wollte ihm
keines abnehmen, es bat ihn, nimm nur auch
einen einzigen Mund voll, und dieſen nahm
er ihm ab. —
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/125>, abgerufen am 27.11.2024.
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