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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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ließ seine Falkenaugen wie ein Bliz herumge-
hen, von Kind auf Kind, von Hand auf Hand,
von Arbeit auf Arbeit, von Aug auf Aug; je
mehr er sah, je mehr schwoll sein Herz vom
Gedanken; sie hat's gethan und vollendet was
wir suchen: die Schule, die wir suchen, ist
in ihrer Stube.

Es war eine Weile so still, wie der Tod,
in dieser Stube -- die Herren konnten nichts
als sehen und sehen, und -- schweigen.

Der Gertrud schlug das Herz vor dieser
Stille, und ein paar Zeichen von Achtung,
die an Ehrerbietung gränzt, welche der Lieute-
nant während dieser Stille ihr erzeigte.

Die Kinder aber sponnen munter fort:
lachten mit den Augen gegen einander; denn
sie sahen daß die Herren um ihrentwillen da
seyen und auf ihr Arbeit sahen.

Das erste, was der Lieutenant redte,
war; sind diese Kinder alle Ihr, Frau?

Nein, sie sind nicht alle mein, sagte Ger-
trud; zeigte ihm dann von Rad zu Rad die
welche dem Rudi und die welche ihr gehören.

Denket, Herr Lieutenant, sagte der Pfar-
rer, die Kinder so dem Rudi gehören, haben
vor 4 Wochen alle noch keinen Faden spin-
nen können.

Der Lieutenant sah den Pfarrer und die
Frau beyde an und sagte, aber ist das möglich?


ließ ſeine Falkenaugen wie ein Bliz herumge-
hen, von Kind auf Kind, von Hand auf Hand,
von Arbeit auf Arbeit, von Aug auf Aug; je
mehr er ſah, je mehr ſchwoll ſein Herz vom
Gedanken; ſie hat’s gethan und vollendet was
wir ſuchen: die Schule, die wir ſuchen, iſt
in ihrer Stube.

Es war eine Weile ſo ſtill, wie der Tod,
in dieſer Stube — die Herren konnten nichts
als ſehen und ſehen, und — ſchweigen.

Der Gertrud ſchlug das Herz vor dieſer
Stille, und ein paar Zeichen von Achtung,
die an Ehrerbietung graͤnzt, welche der Lieute-
nant waͤhrend dieſer Stille ihr erzeigte.

Die Kinder aber ſponnen munter fort:
lachten mit den Augen gegen einander; denn
ſie ſahen daß die Herren um ihrentwillen da
ſeyen und auf ihr Arbeit ſahen.

Das erſte, was der Lieutenant redte,
war; ſind dieſe Kinder alle Ihr, Frau?

Nein, ſie ſind nicht alle mein, ſagte Ger-
trud; zeigte ihm dann von Rad zu Rad die
welche dem Rudi und die welche ihr gehoͤren.

Denket, Herr Lieutenant, ſagte der Pfar-
rer, die Kinder ſo dem Rudi gehoͤren, haben
vor 4 Wochen alle noch keinen Faden ſpin-
nen koͤnnen.

Der Lieutenant ſah den Pfarrer und die
Frau beyde an und ſagte, aber iſt das moͤglich?


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[84/0106] ließ ſeine Falkenaugen wie ein Bliz herumge- hen, von Kind auf Kind, von Hand auf Hand, von Arbeit auf Arbeit, von Aug auf Aug; je mehr er ſah, je mehr ſchwoll ſein Herz vom Gedanken; ſie hat’s gethan und vollendet was wir ſuchen: die Schule, die wir ſuchen, iſt in ihrer Stube. Es war eine Weile ſo ſtill, wie der Tod, in dieſer Stube — die Herren konnten nichts als ſehen und ſehen, und — ſchweigen. Der Gertrud ſchlug das Herz vor dieſer Stille, und ein paar Zeichen von Achtung, die an Ehrerbietung graͤnzt, welche der Lieute- nant waͤhrend dieſer Stille ihr erzeigte. Die Kinder aber ſponnen munter fort: lachten mit den Augen gegen einander; denn ſie ſahen daß die Herren um ihrentwillen da ſeyen und auf ihr Arbeit ſahen. Das erſte, was der Lieutenant redte, war; ſind dieſe Kinder alle Ihr, Frau? Nein, ſie ſind nicht alle mein, ſagte Ger- trud; zeigte ihm dann von Rad zu Rad die welche dem Rudi und die welche ihr gehoͤren. Denket, Herr Lieutenant, ſagte der Pfar- rer, die Kinder ſo dem Rudi gehoͤren, haben vor 4 Wochen alle noch keinen Faden ſpin- nen koͤnnen. Der Lieutenant ſah den Pfarrer und die Frau beyde an und ſagte, aber iſt das moͤglich?

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/106>, abgerufen am 27.11.2024.