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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Wenn sie izt nur auch das Schloß voll
Gäste bekämen, sagte eine, so nie lachen
mochte, als wenn ein Haus brennt.

Jch einmal würde dann doch ins Schloß
schleichen, ich kriegte das doppelte, sagte
ihre Schwester, die das Geld mehr liebte
als Güggel und Hüner. --

§. 21.
Art und Weise, die Obrigkeit zu
berichten, und dahin zu lenken,
wohin man sie gern führt.

Das Hauptanliegen der Vorgesezten und
größern Bauren war, die Vertheilung
des Waydgangs zu hintertreiben. Das Be-
kenntniß des Hünerträgers, daß er einen
Bund mit dem Teufel habe, stärkte sie mäch-
tig in ihrem Vorhaben, und sie hielten fast
Tag und Nacht Rath, wie die Sach am
schiklichsten anzugreiffen.

Dem Junker gerade ins Gesicht wieder
abzuschlagen, was sie ihm versprochen, weil
der Teufel sich im Spiel befinde, wäre wohl
das gewesen, was sie am liebsten gethan:
Aber sie durften nicht trauen, und fürchte-
ten, er möchte den ersten, der dieses an-
bringen würde, also bey den Ohren kriegen,

daß

Wenn ſie izt nur auch das Schloß voll
Gaͤſte bekaͤmen, ſagte eine, ſo nie lachen
mochte, als wenn ein Haus brennt.

Jch einmal wuͤrde dann doch ins Schloß
ſchleichen, ich kriegte das doppelte, ſagte
ihre Schweſter, die das Geld mehr liebte
als Guͤggel und Huͤner. —

§. 21.
Art und Weiſe, die Obrigkeit zu
berichten, und dahin zu lenken,
wohin man ſie gern fuͤhrt.

Das Hauptanliegen der Vorgeſezten und
groͤßern Bauren war, die Vertheilung
des Waydgangs zu hintertreiben. Das Be-
kenntniß des Huͤnertraͤgers, daß er einen
Bund mit dem Teufel habe, ſtaͤrkte ſie maͤch-
tig in ihrem Vorhaben, und ſie hielten faſt
Tag und Nacht Rath, wie die Sach am
ſchiklichſten anzugreiffen.

Dem Junker gerade ins Geſicht wieder
abzuſchlagen, was ſie ihm verſprochen, weil
der Teufel ſich im Spiel befinde, waͤre wohl
das geweſen, was ſie am liebſten gethan:
Aber ſie durften nicht trauen, und fuͤrchte-
ten, er moͤchte den erſten, der dieſes an-
bringen wuͤrde, alſo bey den Ohren kriegen,

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[79/0097] Wenn ſie izt nur auch das Schloß voll Gaͤſte bekaͤmen, ſagte eine, ſo nie lachen mochte, als wenn ein Haus brennt. Jch einmal wuͤrde dann doch ins Schloß ſchleichen, ich kriegte das doppelte, ſagte ihre Schweſter, die das Geld mehr liebte als Guͤggel und Huͤner. — §. 21. Art und Weiſe, die Obrigkeit zu berichten, und dahin zu lenken, wohin man ſie gern fuͤhrt. Das Hauptanliegen der Vorgeſezten und groͤßern Bauren war, die Vertheilung des Waydgangs zu hintertreiben. Das Be- kenntniß des Huͤnertraͤgers, daß er einen Bund mit dem Teufel habe, ſtaͤrkte ſie maͤch- tig in ihrem Vorhaben, und ſie hielten faſt Tag und Nacht Rath, wie die Sach am ſchiklichſten anzugreiffen. Dem Junker gerade ins Geſicht wieder abzuſchlagen, was ſie ihm verſprochen, weil der Teufel ſich im Spiel befinde, waͤre wohl das geweſen, was ſie am liebſten gethan: Aber ſie durften nicht trauen, und fuͤrchte- ten, er moͤchte den erſten, der dieſes an- bringen wuͤrde, alſo bey den Ohren kriegen, daß

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/97>, abgerufen am 23.11.2024.