Gertrud. Lieber, überwinde dich, und ziehe die ganze Sach in Spaß.
Lienhard. Wenn ich das nur so leicht könnte.
Gertrud. Weist, was du thust? Nihm eines von unsern jungen Käzgen, und brings dem Grithli zum Geschenk, damit sie sehe, daß unsre alte gute Mauserin nicht der Teu- fel, sondern ein ehrliches brafes Hausthier sey.
"Das ist verzweifelt lustig, und muß so seyn, sagte der Maurer, nahm auf der Stelle eines von ihren Jungen ins Fürfell, und gieng wieder zu der Grithe, die ihn von ferne kommen sah: diese erschrak mächtig, stellte sich was erschrekliches vor, warum er schon wieder komme, und sprang, wie wenn man sie jagte, von dem Fenster aus der Stu- be zu ihrem Mann, der hinter dem Haus war, und den Zunamen Murrbär hatte: -- Sie rieff ihm keuchend: Der Maurer ist schon wieder da.
Jch wollte du hättest dein Maul, wo der Pfeffer wachst, sagte der Murrbär; sie aber ließ ihn reden, und kroch eilend auf die Heutille. --
§. 19.
Gertrud. Lieber, uͤberwinde dich, und ziehe die ganze Sach in Spaß.
Lienhard. Wenn ich das nur ſo leicht koͤnnte.
Gertrud. Weiſt, was du thuſt? Nihm eines von unſern jungen Kaͤzgen, und brings dem Grithli zum Geſchenk, damit ſie ſehe, daß unſre alte gute Mauſerin nicht der Teu- fel, ſondern ein ehrliches brafes Hausthier ſey.
„Das iſt verzweifelt luſtig, und muß ſo ſeyn, ſagte der Maurer, nahm auf der Stelle eines von ihren Jungen ins Fuͤrfell, und gieng wieder zu der Grithe, die ihn von ferne kommen ſah: dieſe erſchrak maͤchtig, ſtellte ſich was erſchrekliches vor, warum er ſchon wieder komme, und ſprang, wie wenn man ſie jagte, von dem Fenſter aus der Stu- be zu ihrem Mann, der hinter dem Haus war, und den Zunamen Murrbaͤr hatte: — Sie rieff ihm keuchend: Der Maurer iſt ſchon wieder da.
Jch wollte du haͤtteſt dein Maul, wo der Pfeffer wachst, ſagte der Murrbaͤr; ſie aber ließ ihn reden, und kroch eilend auf die Heutille. —
§. 19.
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Gertrud. Lieber, uͤberwinde dich, und
ziehe die ganze Sach in Spaß.
Lienhard. Wenn ich das nur ſo leicht
koͤnnte.
Gertrud. Weiſt, was du thuſt? Nihm
eines von unſern jungen Kaͤzgen, und brings
dem Grithli zum Geſchenk, damit ſie ſehe,
daß unſre alte gute Mauſerin nicht der Teu-
fel, ſondern ein ehrliches brafes Hausthier
ſey.
„Das iſt verzweifelt luſtig, und muß ſo
ſeyn, ſagte der Maurer, nahm auf der Stelle
eines von ihren Jungen ins Fuͤrfell, und
gieng wieder zu der Grithe, die ihn von
ferne kommen ſah: dieſe erſchrak maͤchtig,
ſtellte ſich was erſchrekliches vor, warum er
ſchon wieder komme, und ſprang, wie wenn
man ſie jagte, von dem Fenſter aus der Stu-
be zu ihrem Mann, der hinter dem Haus
war, und den Zunamen Murrbaͤr hatte: —
Sie rieff ihm keuchend: Der Maurer iſt
ſchon wieder da.
Jch wollte du haͤtteſt dein Maul, wo der
Pfeffer wachst, ſagte der Murrbaͤr; ſie aber
ließ ihn reden, und kroch eilend auf die
Heutille. —
§. 19.
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/90>, abgerufen am 27.11.2024.
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