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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Junker mit dem Hut unterm Arm und dem
Säkel in der Hand bitten müssen, ihm Ruh
zu schaffen. Sr. Gnaden Herr Sohn, der
schon Jahr und Tag in einer papierenen
Gutsche heimgekommen, erschien dem Alten
richtig alle Fronfasten in seiner Kammer;
aber unser einer muß schweigen, ihr könn-
tets sonst merken, wers ist.

Er wußte sogar den Leuten, ohne daß
ers ausdrüklich sagte, einzuschwazen, daß
Arner ihn selber brauche, weils unrichtig
im Schloß stehe, sintdem der Alte todt sey. --

Durch solche Mittel und Wege that die
Schelmenbande allen Narren, die jemals et-
was gespengstermäßiges glaubten, das Maul
auf.

Man erzählte auch wieder viel von dem
Haus, das der Hoorlacherin gehört, und so
ungeheurig war, daß Jahre lang Niemand
darinn wohnen können, bis es endlich der
Vogt um einen Spottpreiß gekauft, und
dann durch den Kapuziner Münchthal den
Teufel ins Tobel zu hinterst am Eichwald
verbannet.

Auch die Geschichte des Krähenbaumes
bey der Schmitten kam wieder in alle Mäu-
ler; wie daß nämlich bey 10. Jahren alles
Unglük das Haus verfolgte, und wie der
Schmied es alle Morgen sicher zum voraus

wuß-

Junker mit dem Hut unterm Arm und dem
Saͤkel in der Hand bitten muͤſſen, ihm Ruh
zu ſchaffen. Sr. Gnaden Herr Sohn, der
ſchon Jahr und Tag in einer papierenen
Gutſche heimgekommen, erſchien dem Alten
richtig alle Fronfaſten in ſeiner Kammer;
aber unſer einer muß ſchweigen, ihr koͤnn-
tets ſonſt merken, wers iſt.

Er wußte ſogar den Leuten, ohne daß
ers ausdruͤklich ſagte, einzuſchwazen, daß
Arner ihn ſelber brauche, weils unrichtig
im Schloß ſtehe, ſintdem der Alte todt ſey. —

Durch ſolche Mittel und Wege that die
Schelmenbande allen Narren, die jemals et-
was geſpengſtermaͤßiges glaubten, das Maul
auf.

Man erzaͤhlte auch wieder viel von dem
Haus, das der Hoorlacherin gehoͤrt, und ſo
ungeheurig war, daß Jahre lang Niemand
darinn wohnen koͤnnen, bis es endlich der
Vogt um einen Spottpreiß gekauft, und
dann durch den Kapuziner Muͤnchthal den
Teufel ins Tobel zu hinterſt am Eichwald
verbannet.

Auch die Geſchichte des Kraͤhenbaumes
bey der Schmitten kam wieder in alle Maͤu-
ler; wie daß naͤmlich bey 10. Jahren alles
Ungluͤk das Haus verfolgte, und wie der
Schmied es alle Morgen ſicher zum voraus

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[58/0076] Junker mit dem Hut unterm Arm und dem Saͤkel in der Hand bitten muͤſſen, ihm Ruh zu ſchaffen. Sr. Gnaden Herr Sohn, der ſchon Jahr und Tag in einer papierenen Gutſche heimgekommen, erſchien dem Alten richtig alle Fronfaſten in ſeiner Kammer; aber unſer einer muß ſchweigen, ihr koͤnn- tets ſonſt merken, wers iſt. Er wußte ſogar den Leuten, ohne daß ers ausdruͤklich ſagte, einzuſchwazen, daß Arner ihn ſelber brauche, weils unrichtig im Schloß ſtehe, ſintdem der Alte todt ſey. — Durch ſolche Mittel und Wege that die Schelmenbande allen Narren, die jemals et- was geſpengſtermaͤßiges glaubten, das Maul auf. Man erzaͤhlte auch wieder viel von dem Haus, das der Hoorlacherin gehoͤrt, und ſo ungeheurig war, daß Jahre lang Niemand darinn wohnen koͤnnen, bis es endlich der Vogt um einen Spottpreiß gekauft, und dann durch den Kapuziner Muͤnchthal den Teufel ins Tobel zu hinterſt am Eichwald verbannet. Auch die Geſchichte des Kraͤhenbaumes bey der Schmitten kam wieder in alle Maͤu- ler; wie daß naͤmlich bey 10. Jahren alles Ungluͤk das Haus verfolgte, und wie der Schmied es alle Morgen ſicher zum voraus wuß-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/76>, abgerufen am 27.11.2024.