man ihn könne machen das Maul halten, so wollen sie die 3. Kronen für ihn schwi- zen, so lang es noch mit ihm gehe, sagten die Einten -- und bis er krepiere -- sagten die andern. --
§. 14. Bauren-Wahl
Aber wie das ihm geschwind sagen? Da- vor war izt wieder neuer Rath und viel Meynungen. --
Einige riethen den Hartknopf an; Andere sagten, der macht zu viel Wesens; es muß einer seyn, der, wenn etwas krummes darein schlägt, mit einem Wort Antwort giebt und nicht mit einer Predigt.
Ein junger Gauch rieth auf den Kriecher, als der sich am besten ins Pfarrhaus hinein schleichen könnte -- Aber es war Niemand seiner Meynung. "Der würde den Lohn nehmen, und uns samt dem Vogt an den Türken verkauffen," sagten unten und oben die Männer.
Endlich stund Kalberleder auf, und rieth auf seinen Buben. -- Die Bauren ver- wunderten sich, und sperrten das Maul auf: denn sie wußten gar nicht, was dieser be-
son-
man ihn koͤnne machen das Maul halten, ſo wollen ſie die 3. Kronen fuͤr ihn ſchwi- zen, ſo lang es noch mit ihm gehe, ſagten die Einten — und bis er krepiere — ſagten die andern. —
§. 14. Bauren-Wahl
Aber wie das ihm geſchwind ſagen? Da- vor war izt wieder neuer Rath und viel Meynungen. —
Einige riethen den Hartknopf an; Andere ſagten, der macht zu viel Weſens; es muß einer ſeyn, der, wenn etwas krummes darein ſchlaͤgt, mit einem Wort Antwort giebt und nicht mit einer Predigt.
Ein junger Gauch rieth auf den Kriecher, als der ſich am beſten ins Pfarrhaus hinein ſchleichen koͤnnte — Aber es war Niemand ſeiner Meynung. „Der wuͤrde den Lohn nehmen, und uns ſamt dem Vogt an den Tuͤrken verkauffen,“ ſagten unten und oben die Maͤnner.
Endlich ſtund Kalberleder auf, und rieth auf ſeinen Buben. — Die Bauren ver- wunderten ſich, und ſperrten das Maul auf: denn ſie wußten gar nicht, was dieſer be-
ſon-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0063"n="45"/>
man ihn koͤnne machen das Maul halten,<lb/>ſo wollen ſie die 3. Kronen fuͤr ihn ſchwi-<lb/>
zen, ſo lang es noch mit ihm gehe, ſagten<lb/>
die Einten — und bis er krepiere —ſagten<lb/>
die andern. —</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 14.<lb/>
Bauren-Wahl</head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>ber wie das ihm geſchwind ſagen? Da-<lb/>
vor war izt wieder neuer Rath und viel<lb/>
Meynungen. —</p><lb/><p>Einige riethen den Hartknopf an; Andere<lb/>ſagten, der macht zu viel Weſens; es muß<lb/>
einer ſeyn, der, wenn etwas krummes darein<lb/>ſchlaͤgt, mit einem Wort Antwort giebt und<lb/>
nicht mit einer Predigt.</p><lb/><p>Ein junger Gauch rieth auf den Kriecher,<lb/>
als der ſich am beſten ins Pfarrhaus hinein<lb/>ſchleichen koͤnnte — Aber es war Niemand<lb/>ſeiner Meynung. „Der wuͤrde den Lohn<lb/>
nehmen, und uns ſamt dem Vogt an den<lb/>
Tuͤrken verkauffen,“ſagten unten und oben<lb/>
die Maͤnner.</p><lb/><p>Endlich ſtund Kalberleder auf, und rieth<lb/>
auf ſeinen Buben. — Die Bauren ver-<lb/>
wunderten ſich, und ſperrten das Maul auf:<lb/>
denn ſie wußten gar nicht, was dieſer be-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſon-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[45/0063]
man ihn koͤnne machen das Maul halten,
ſo wollen ſie die 3. Kronen fuͤr ihn ſchwi-
zen, ſo lang es noch mit ihm gehe, ſagten
die Einten — und bis er krepiere — ſagten
die andern. —
§. 14.
Bauren-Wahl
Aber wie das ihm geſchwind ſagen? Da-
vor war izt wieder neuer Rath und viel
Meynungen. —
Einige riethen den Hartknopf an; Andere
ſagten, der macht zu viel Weſens; es muß
einer ſeyn, der, wenn etwas krummes darein
ſchlaͤgt, mit einem Wort Antwort giebt und
nicht mit einer Predigt.
Ein junger Gauch rieth auf den Kriecher,
als der ſich am beſten ins Pfarrhaus hinein
ſchleichen koͤnnte — Aber es war Niemand
ſeiner Meynung. „Der wuͤrde den Lohn
nehmen, und uns ſamt dem Vogt an den
Tuͤrken verkauffen,“ ſagten unten und oben
die Maͤnner.
Endlich ſtund Kalberleder auf, und rieth
auf ſeinen Buben. — Die Bauren ver-
wunderten ſich, und ſperrten das Maul auf:
denn ſie wußten gar nicht, was dieſer be-
ſon-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/63>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.