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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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in die Zeit, wo er Wirth, und in die, wo
er Vogt war, hinein; -- Er brachte ihm,
was er tausendmal vergessen, wieder zu Sinn,
daß er am Ende heiter wie der Tag sah,
wie der Vogt das werden müssen, was er
worden ist. --

Und das Leben des Manns enthüllte dem
Pfarrer das Leben seines ganzen Dorfs,
daß er izt in alle Haushaltungen hineinsah
wie in einen Spiegel, und hundert traurige
Umstände und Sachen, wo vorher alles ra-
then und helfen umsonst war, wurden ihm
izt heiter wie der Tag.

Der Vogt wollte freylich zuerst auch nicht
recht mit der Sprache heraus, besonders wenn
andere Leute in seine Fehler verwikelt waren,
und sagte einmal bey einem solchen Anlaaß
zum Pfarrer: "Jch mag zu allem, was ich
schon auf den Schultern habe, nicht noch
machen, daß mich Junges und Altes im
Dorf noch oben drauf verfluche:" Aber die-
ser zeigte ihm so herzlich und deutlich, daß
er just denen, die es im Anfang zum höchsten
übel aufnehmen werden, was er ihnen aus-
bringe, den grösten Dienst damit thue, daß
er von der Zeit an dem Pfarrer über alles
unverhöllen sagte, was er wußte, --



§. 11.
C 3

in die Zeit, wo er Wirth, und in die, wo
er Vogt war, hinein; — Er brachte ihm,
was er tauſendmal vergeſſen, wieder zu Siñ,
daß er am Ende heiter wie der Tag ſah,
wie der Vogt das werden muͤſſen, was er
worden iſt. —

Und das Leben des Manns enthuͤllte dem
Pfarrer das Leben ſeines ganzen Dorfs,
daß er izt in alle Haushaltungen hineinſah
wie in einen Spiegel, und hundert traurige
Umſtaͤnde und Sachen, wo vorher alles ra-
then und helfen umſonſt war, wurden ihm
izt heiter wie der Tag.

Der Vogt wollte freylich zuerſt auch nicht
recht mit der Sprache heraus, beſonders weñ
andere Leute in ſeine Fehler verwikelt waren,
und ſagte einmal bey einem ſolchen Anlaaß
zum Pfarrer: „Jch mag zu allem, was ich
ſchon auf den Schultern habe, nicht noch
machen, daß mich Junges und Altes im
Dorf noch oben drauf verfluche:“ Aber die-
ſer zeigte ihm ſo herzlich und deutlich, daß
er juſt denen, die es im Anfang zum hoͤchſten
uͤbel aufnehmen werden, was er ihnen aus-
bringe, den groͤſten Dienſt damit thue, daß
er von der Zeit an dem Pfarrer uͤber alles
unverhoͤllen ſagte, was er wußte, —



§. 11.
C 3
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[37/0055] in die Zeit, wo er Wirth, und in die, wo er Vogt war, hinein; — Er brachte ihm, was er tauſendmal vergeſſen, wieder zu Siñ, daß er am Ende heiter wie der Tag ſah, wie der Vogt das werden muͤſſen, was er worden iſt. — Und das Leben des Manns enthuͤllte dem Pfarrer das Leben ſeines ganzen Dorfs, daß er izt in alle Haushaltungen hineinſah wie in einen Spiegel, und hundert traurige Umſtaͤnde und Sachen, wo vorher alles ra- then und helfen umſonſt war, wurden ihm izt heiter wie der Tag. Der Vogt wollte freylich zuerſt auch nicht recht mit der Sprache heraus, beſonders weñ andere Leute in ſeine Fehler verwikelt waren, und ſagte einmal bey einem ſolchen Anlaaß zum Pfarrer: „Jch mag zu allem, was ich ſchon auf den Schultern habe, nicht noch machen, daß mich Junges und Altes im Dorf noch oben drauf verfluche:“ Aber die- ſer zeigte ihm ſo herzlich und deutlich, daß er juſt denen, die es im Anfang zum hoͤchſten uͤbel aufnehmen werden, was er ihnen aus- bringe, den groͤſten Dienſt damit thue, daß er von der Zeit an dem Pfarrer uͤber alles unverhoͤllen ſagte, was er wußte, — §. 11. C 3

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/55>, abgerufen am 23.11.2024.