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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Des Rudis Kinder liebten die ordentlichen
Guten, lächelten bey allem, was diese ihnen
sagten, und folgten, wie man kaum Eltern
folgt; denn sie sahen, daß sie alles, was sie
ihnen sagten, selber thaten, und es weder
böse noch hochmüthig meynten. -- Auf den
Schlag 6. Uhr eilten Gertruds Kinder un-
ter das Dach, wie die Vögel, wenn die
Sonne unter ist, in ihr Nest eilen. --
"Wollt ihr mit uns? wir gehen izt bethen,"
sagten sie zu des Rudis Kindern. -- "Ja,
wir wollen, und auch noch deiner Mutter
b'hüti Gott sagen." -- "Nun, das ist recht,
daß ihr kommt," sagten diese, und zogen
den Kazenschwanz mit ihnen, durch die gan-
ze Matten, die Stegen hinauf und bis an
den Tisch, wo sie sich dann zum Bethen
hinsezten.

"Müßt ihr um 6. Uhr nicht auch heim
zum Bethen, ihr Lieben?" fragte izt Ger-
trud des Rudis Kinder. -- "Wir bethen
erst, wenn wir ins Bett gehen," sagte das
älteste. "Und wenn müßt ihr ins Bett?"
fragte Gertrud. -- "Was weiß ich," ant-
wortete das Kind -- und ein anders: "So
wenns anfangt nachten." (dunkel werden) --
"Nun, so könnt ihr noch mit uns bethen;
aber dann ists auch Zeit mit euch heim,"
sagte Gertrud. -- "Es macht nichts, wenns

schon
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Des Rudis Kinder liebten die ordentlichen
Guten, laͤchelten bey allem, was dieſe ihnen
ſagten, und folgten, wie man kaum Eltern
folgt; denn ſie ſahen, daß ſie alles, was ſie
ihnen ſagten, ſelber thaten, und es weder
boͤſe noch hochmuͤthig meynten. — Auf den
Schlag 6. Uhr eilten Gertruds Kinder un-
ter das Dach, wie die Voͤgel, wenn die
Sonne unter iſt, in ihr Neſt eilen. —
„Wollt ihr mit uns? wir gehen izt bethen,“
ſagten ſie zu des Rudis Kindern. — „Ja,
wir wollen, und auch noch deiner Mutter
b'huͤti Gott ſagen.“ — „Nun, das iſt recht,
daß ihr kommt,“ ſagten dieſe, und zogen
den Kazenſchwanz mit ihnen, durch die gan-
ze Matten, die Stegen hinauf und bis an
den Tiſch, wo ſie ſich dann zum Bethen
hinſezten.

„Muͤßt ihr um 6. Uhr nicht auch heim
zum Bethen, ihr Lieben?“ fragte izt Ger-
trud des Rudis Kinder. — „Wir bethen
erſt, wenn wir ins Bett gehen,“ ſagte das
aͤlteſte. „Und wenn muͤßt ihr ins Bett?“
fragte Gertrud. — „Was weiß ich,“ ant-
wortete das Kind — und ein anders: „So
wenns anfangt nachten.“ (dunkel werden) —
„Nun, ſo koͤnnt ihr noch mit uns bethen;
aber dann iſts auch Zeit mit euch heim,“
ſagte Gertrud. — „Es macht nichts, weñs

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[33/0051] Des Rudis Kinder liebten die ordentlichen Guten, laͤchelten bey allem, was dieſe ihnen ſagten, und folgten, wie man kaum Eltern folgt; denn ſie ſahen, daß ſie alles, was ſie ihnen ſagten, ſelber thaten, und es weder boͤſe noch hochmuͤthig meynten. — Auf den Schlag 6. Uhr eilten Gertruds Kinder un- ter das Dach, wie die Voͤgel, wenn die Sonne unter iſt, in ihr Neſt eilen. — „Wollt ihr mit uns? wir gehen izt bethen,“ ſagten ſie zu des Rudis Kindern. — „Ja, wir wollen, und auch noch deiner Mutter b'huͤti Gott ſagen.“ — „Nun, das iſt recht, daß ihr kommt,“ ſagten dieſe, und zogen den Kazenſchwanz mit ihnen, durch die gan- ze Matten, die Stegen hinauf und bis an den Tiſch, wo ſie ſich dann zum Bethen hinſezten. „Muͤßt ihr um 6. Uhr nicht auch heim zum Bethen, ihr Lieben?“ fragte izt Ger- trud des Rudis Kinder. — „Wir bethen erſt, wenn wir ins Bett gehen,“ ſagte das aͤlteſte. „Und wenn muͤßt ihr ins Bett?“ fragte Gertrud. — „Was weiß ich,“ ant- wortete das Kind — und ein anders: „So wenns anfangt nachten.“ (dunkel werden) — „Nun, ſo koͤnnt ihr noch mit uns bethen; aber dann iſts auch Zeit mit euch heim,“ ſagte Gertrud. — „Es macht nichts, weñs ſchon C

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/51>, abgerufen am 23.11.2024.