dazu gekommen." -- "Aeh bitte, lehre es uns auch," sagten die Kinder, und schmieg- ten sich an den Arm der guten Frau. -- "Das will ich gern", antwortete Gertrud -- "Kommet nur alle Tage, wenn ihr wollet; ihr müßet es bald können."
Jndessen hatten die andern ihren Feyra- bend aufgesponnen, versorgten ihr Garn und ihre Räder, sangen mit unter:
Feyrabend, Feyrabend, Lieb' Mutter! Feyrabend in unserm Haus! Z'Nacht gehen wir alle gern nieder, Am Morgen steht alles froh auf: --
Nahmen dann ihre Gäste bey der Hand -- heiter wie der Abend sprangen izt alle Kin- der auf der Matten auf allen Seiten dem Haag nach und rund um die Bäume; aber Gertruds Kinder wichen sorgfältiger als des Rudis den Koth im Weg, und die Dörnen am Haag aus, und hatten Sorg zu den Kleidern, sie banden ihre Strümpfe, ring- leten ihre Schuhe alsobald, wenn etwa ei- nem etwas losgieng, und wenn des Rudis Kinder so etwas nicht achteten, sagten ihnen die Guten sogleich, "Du verliehrest deinen Ringgen -- dein Strumpfband -- oder, du machest dich kothig, oder du zerreissest dich hier in den Dörnen etc. etc.".
Des
dazu gekommen.“ — „Aeh bitte, lehre es uns auch,“ ſagten die Kinder, und ſchmieg- ten ſich an den Arm der guten Frau. — „Das will ich gern“, antwortete Gertrud — „Kommet nur alle Tage, wenn ihr wollet; ihr muͤßet es bald koͤnnen.“
Jndeſſen hatten die andern ihren Feyra- bend aufgeſponnen, verſorgten ihr Garn und ihre Raͤder, ſangen mit unter:
Feyrabend, Feyrabend, Lieb' Mutter! Feyrabend in unſerm Haus! Z'Nacht gehen wir alle gern nieder, Am Morgen ſteht alles froh auf: —
Nahmen dann ihre Gaͤſte bey der Hand — heiter wie der Abend ſprangen izt alle Kin- der auf der Matten auf allen Seiten dem Haag nach und rund um die Baͤume; aber Gertruds Kinder wichen ſorgfaͤltiger als des Rudis den Koth im Weg, und die Doͤrnen am Haag aus, und hatten Sorg zu den Kleidern, ſie banden ihre Struͤmpfe, ring- leten ihre Schuhe alſobald, wenn etwa ei- nem etwas losgieng, und wenn des Rudis Kinder ſo etwas nicht achteten, ſagten ihnen die Guten ſogleich, „Du verliehreſt deinen Ringgen — dein Strumpfband — oder, du macheſt dich kothig, oder du zerreiſſeſt dich hier in den Doͤrnen ꝛc. ꝛc.“.
Des
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dazu gekommen.“ — „Aeh bitte, lehre es
uns auch,“ ſagten die Kinder, und ſchmieg-
ten ſich an den Arm der guten Frau. —
„Das will ich gern“, antwortete Gertrud —
„Kommet nur alle Tage, wenn ihr wollet;
ihr muͤßet es bald koͤnnen.“
Jndeſſen hatten die andern ihren Feyra-
bend aufgeſponnen, verſorgten ihr Garn und
ihre Raͤder, ſangen mit unter:
Feyrabend, Feyrabend, Lieb' Mutter!
Feyrabend in unſerm Haus!
Z'Nacht gehen wir alle gern nieder,
Am Morgen ſteht alles froh auf: —
Nahmen dann ihre Gaͤſte bey der Hand —
heiter wie der Abend ſprangen izt alle Kin-
der auf der Matten auf allen Seiten dem
Haag nach und rund um die Baͤume; aber
Gertruds Kinder wichen ſorgfaͤltiger als des
Rudis den Koth im Weg, und die Doͤrnen
am Haag aus, und hatten Sorg zu den
Kleidern, ſie banden ihre Struͤmpfe, ring-
leten ihre Schuhe alſobald, wenn etwa ei-
nem etwas losgieng, und wenn des Rudis
Kinder ſo etwas nicht achteten, ſagten ihnen
die Guten ſogleich, „Du verliehreſt deinen
Ringgen — dein Strumpfband — oder,
du macheſt dich kothig, oder du zerreiſſeſt
dich hier in den Doͤrnen ꝛc. ꝛc.“.
Des
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/50>, abgerufen am 23.11.2024.
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