Jch will's nicht beschreiben, nicht ausdrü- ken, nicht vormahlen; -- Jch will's nur erzählen, wie es ein Kind erzählen könnte, was ihm in dieser Stunde vorgeschwebt -- Er sah die Thränen der Gekränkten, Den Jammer der Hungernden, Den Schreken der Geängstigten Vor seinen Augen. -- Er hörte Das Fluchen der Wüthenden, Und das Stöhnen der Verzweifelnden Mit seinen Ohren -- Er sah' seinen todten Vater wieder, Und hörte wieder sein schrekliches Wort: Bub, Bub! -- sind die Tage izt da? -- Da man auch zu dir sagt: Du alter versoffener Lump! -- Auch sein Kind sah er wieder, Wie es ihm sterbend die Hand both, Und zu ihm sagte: Vater! Vater! Thu' doch niemand mehr weh. -- Er sah' die Jammer-Eiche wieder, Die ihm zuerst Die Ruh' seines Teufel-Lebens Raubte. -- Er hörte wieder Des Stichelbergers Schrekens-Ruf -- Jn's Thal Josaphat -- Zu einer andern Rechnung. -- Er hörte wieder
Die
Jch will's nicht beſchreiben, nicht ausdruͤ- ken, nicht vormahlen; — Jch will's nur erzaͤhlen, wie es ein Kind erzaͤhlen koͤnnte, was ihm in dieſer Stunde vorgeſchwebt — Er ſah die Thraͤnen der Gekraͤnkten, Den Jammer der Hungernden, Den Schreken der Geaͤngſtigten Vor ſeinen Augen. — Er hoͤrte Das Fluchen der Wuͤthenden, Und das Stoͤhnen der Verzweifelnden Mit ſeinen Ohren — Er ſah' ſeinen todten Vater wieder, Und hoͤrte wieder ſein ſchrekliches Wort: Bub, Bub! — ſind die Tage izt da? — Da man auch zu dir ſagt: Du alter verſoffener Lump! — Auch ſein Kind ſah er wieder, Wie es ihm ſterbend die Hand both, Und zu ihm ſagte: Vater! Vater! Thu' doch niemand mehr weh. — Er ſah' die Jammer-Eiche wieder, Die ihm zuerſt Die Ruh' ſeines Teufel-Lebens Raubte. — Er hoͤrte wieder Des Stichelbergers Schrekens-Ruf — Jn's Thal Joſaphat — Zu einer andern Rechnung. — Er hoͤrte wieder
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0365"n="347"/><hirendition="#et">Jch will's nicht beſchreiben, nicht ausdruͤ-</hi><lb/>
ken, nicht vormahlen; — Jch will's nur<lb/>
erzaͤhlen, wie es ein Kind erzaͤhlen koͤnnte,<lb/>
was ihm in dieſer Stunde vorgeſchwebt —<lb/><hirendition="#et">Er ſah die Thraͤnen der Gekraͤnkten,<lb/>
Den Jammer der Hungernden,<lb/>
Den Schreken der Geaͤngſtigten<lb/>
Vor ſeinen Augen. —<lb/><hirendition="#et">Er hoͤrte</hi><lb/>
Das Fluchen der Wuͤthenden,<lb/>
Und das Stoͤhnen der Verzweifelnden<lb/>
Mit ſeinen Ohren —<lb/>
Er ſah' ſeinen todten Vater wieder,<lb/>
Und hoͤrte wieder ſein ſchrekliches Wort:<lb/>
Bub, Bub! —ſind die Tage izt da? —<lb/>
Da man auch zu dir ſagt:<lb/>
Du alter verſoffener Lump! —<lb/>
Auch ſein Kind ſah er wieder,<lb/>
Wie es ihm ſterbend die Hand both,<lb/>
Und zu ihm ſagte: Vater! Vater!<lb/>
Thu' doch niemand mehr weh. —<lb/>
Er ſah' die Jammer-Eiche wieder,<lb/>
Die ihm zuerſt<lb/>
Die Ruh' ſeines Teufel-Lebens<lb/>
Raubte. — Er hoͤrte wieder<lb/>
Des Stichelbergers Schrekens-Ruf —<lb/>
Jn's Thal Joſaphat —<lb/>
Zu einer andern Rechnung. —<lb/>
Er hoͤrte wieder</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[347/0365]
Jch will's nicht beſchreiben, nicht ausdruͤ-
ken, nicht vormahlen; — Jch will's nur
erzaͤhlen, wie es ein Kind erzaͤhlen koͤnnte,
was ihm in dieſer Stunde vorgeſchwebt —
Er ſah die Thraͤnen der Gekraͤnkten,
Den Jammer der Hungernden,
Den Schreken der Geaͤngſtigten
Vor ſeinen Augen. —
Er hoͤrte
Das Fluchen der Wuͤthenden,
Und das Stoͤhnen der Verzweifelnden
Mit ſeinen Ohren —
Er ſah' ſeinen todten Vater wieder,
Und hoͤrte wieder ſein ſchrekliches Wort:
Bub, Bub! — ſind die Tage izt da? —
Da man auch zu dir ſagt:
Du alter verſoffener Lump! —
Auch ſein Kind ſah er wieder,
Wie es ihm ſterbend die Hand both,
Und zu ihm ſagte: Vater! Vater!
Thu' doch niemand mehr weh. —
Er ſah' die Jammer-Eiche wieder,
Die ihm zuerſt
Die Ruh' ſeines Teufel-Lebens
Raubte. — Er hoͤrte wieder
Des Stichelbergers Schrekens-Ruf —
Jn's Thal Joſaphat —
Zu einer andern Rechnung. —
Er hoͤrte wieder
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/365>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.