lezten Thaten, die ihn unter den Galgen ge- bracht, angewandelt; -- er hätte sich dann zur Ruhe gesezt, und wäre wie hundert an- dere, die auf seinen Wegen wandeln, mit Ehren unter den Boden gekommen; -- aber da er in der Noth stekte, und voller Schul- den war, so dorfte er nur nicht daran den- ken, etwas fahren zu lassen, wodurch er wenig oder viel Geld einzutreiben hofte.
So war zulezt die Verwirrung der Noth und der Armuth, mitten im Gewühl des Reichthums, der Macht und des Hochmuths, das innere Triebrad des Unsinns seiner lez- ten Thaten.
Und die Verwirrung der Noth und der Armuth, die so oft das End eines fehlerhaf- ten Lebens, ist auch in aller Welt die ge- wöhnlichste Ouelle der unsinnigen Thaten, welche einige Menschen dem Henker unter die Händ, unendlich mehrere aber um die Ruhe ihres Lebens, um die Freuden ihrer späten Tagen, und um den Frieden ihres Todtbetts bringen, indem sie selbige zur Pest ihrer Mitmenschen, zum Fluch ihrer Häu- ser, und zum Abscheu ihrer selber machen. -- Darum, o ihr Menschen! die ihr Ru- he suchet und Segen, friedliche und heitere Tage wünschet; -- O ihr Menschen! die ihr gern euere Kinder auf euerem Todtbett
mit
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lezten Thaten, die ihn unter den Galgen ge- bracht, angewandelt; — er haͤtte ſich dann zur Ruhe geſezt, und waͤre wie hundert an- dere, die auf ſeinen Wegen wandeln, mit Ehren unter den Boden gekommen; — aber da er in der Noth ſtekte, und voller Schul- den war, ſo dorfte er nur nicht daran den- ken, etwas fahren zu laſſen, wodurch er wenig oder viel Geld einzutreiben hofte.
So war zulezt die Verwirrung der Noth und der Armuth, mitten im Gewuͤhl des Reichthums, der Macht und des Hochmuths, das innere Triebrad des Unſinns ſeiner lez- ten Thaten.
Und die Verwirrung der Noth und der Armuth, die ſo oft das End eines fehlerhaf- ten Lebens, iſt auch in aller Welt die ge- woͤhnlichſte Ouelle der unſinnigen Thaten, welche einige Menſchen dem Henker unter die Haͤnd, unendlich mehrere aber um die Ruhe ihres Lebens, um die Freuden ihrer ſpaͤten Tagen, und um den Frieden ihres Todtbetts bringen, indem ſie ſelbige zur Peſt ihrer Mitmenſchen, zum Fluch ihrer Haͤu- ſer, und zum Abſcheu ihrer ſelber machen. — Darum, o ihr Menſchen! die ihr Ru- he ſuchet und Segen, friedliche und heitere Tage wuͤnſchet; — O ihr Menſchen! die ihr gern euere Kinder auf euerem Todtbett
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lezten Thaten, die ihn unter den Galgen ge-
bracht, angewandelt; — er haͤtte ſich dann
zur Ruhe geſezt, und waͤre wie hundert an-
dere, die auf ſeinen Wegen wandeln, mit
Ehren unter den Boden gekommen; — aber
da er in der Noth ſtekte, und voller Schul-
den war, ſo dorfte er nur nicht daran den-
ken, etwas fahren zu laſſen, wodurch er
wenig oder viel Geld einzutreiben hofte.
So war zulezt die Verwirrung der Noth
und der Armuth, mitten im Gewuͤhl des
Reichthums, der Macht und des Hochmuths,
das innere Triebrad des Unſinns ſeiner lez-
ten Thaten.
Und die Verwirrung der Noth und der
Armuth, die ſo oft das End eines fehlerhaf-
ten Lebens, iſt auch in aller Welt die ge-
woͤhnlichſte Ouelle der unſinnigen Thaten,
welche einige Menſchen dem Henker unter
die Haͤnd, unendlich mehrere aber um die
Ruhe ihres Lebens, um die Freuden ihrer
ſpaͤten Tagen, und um den Frieden ihres
Todtbetts bringen, indem ſie ſelbige zur Peſt
ihrer Mitmenſchen, zum Fluch ihrer Haͤu-
ſer, und zum Abſcheu ihrer ſelber machen.
— Darum, o ihr Menſchen! die ihr Ru-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/359>, abgerufen am 21.11.2024.
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