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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Und der Gestank dieses Rauchs steiget
wahrlich oft um uns her auf, lang ehe wir
uns dessen versehen.

Das war der Fall des Vogts. -- Er
war noch nicht über die fünfzig, und doch
war er in aller Absicht ausgebraucht, selbst
sein Gedächtniß und seine Ueberlegung nahm
sichtbar ab; auch gestuhnd er es beym To-
desfall des alten Junkers selber, und sagte
in dieser Woche bald alle Viertelstund, es
seye ihm, wie wenn er in eine neue Welt
herunter gefallen wäre; er klagte auch gar
über diese neue Welt, und sagte oft, er
glaube selber, wenn er darinn müßte anfan-
gen hausen, er brächte es kaum dahin,
Schweinhirt zu werden, will geschweigen
Untervogt.

Nun wäre es wohl Zeit gewesen, die
Segel einzuziehen, und die Gewalt, die er
nicht mehr behaupten konnte, fahren zu las-
sen. -- Er sah's auch ein, und wenn er
reich gewesen, und nicht in Schulden gestekt,
so hätte er sich zur Ruhe gesezt, und --
merket euch das ihr Menschen! die ihr mit
ihm auf gleicher Lasterbahn, aber nicht mit
ihm unter den Galgen gekommen -- merket
euch das, ihr Menschen! -- Wenn er reich
gewesen, und nicht in Schulden gestekt, so
hätte ihn auch nur keine Versuchung zu den

lez-

Und der Geſtank dieſes Rauchs ſteiget
wahrlich oft um uns her auf, lang ehe wir
uns deſſen verſehen.

Das war der Fall des Vogts. — Er
war noch nicht uͤber die fuͤnfzig, und doch
war er in aller Abſicht ausgebraucht, ſelbſt
ſein Gedaͤchtniß und ſeine Ueberlegung nahm
ſichtbar ab; auch geſtuhnd er es beym To-
desfall des alten Junkers ſelber, und ſagte
in dieſer Woche bald alle Viertelſtund, es
ſeye ihm, wie wenn er in eine neue Welt
herunter gefallen waͤre; er klagte auch gar
uͤber dieſe neue Welt, und ſagte oft, er
glaube ſelber, wenn er darinn muͤßte anfan-
gen hauſen, er braͤchte es kaum dahin,
Schweinhirt zu werden, will geſchweigen
Untervogt.

Nun waͤre es wohl Zeit geweſen, die
Segel einzuziehen, und die Gewalt, die er
nicht mehr behaupten konnte, fahren zu laſ-
ſen. — Er ſah's auch ein, und wenn er
reich geweſen, und nicht in Schulden geſtekt,
ſo haͤtte er ſich zur Ruhe geſezt, und —
merket euch das ihr Menſchen! die ihr mit
ihm auf gleicher Laſterbahn, aber nicht mit
ihm unter den Galgen gekommen — merket
euch das, ihr Menſchen! — Wenn er reich
geweſen, und nicht in Schulden geſtekt, ſo
haͤtte ihn auch nur keine Verſuchung zu den

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[340/0358] Und der Geſtank dieſes Rauchs ſteiget wahrlich oft um uns her auf, lang ehe wir uns deſſen verſehen. Das war der Fall des Vogts. — Er war noch nicht uͤber die fuͤnfzig, und doch war er in aller Abſicht ausgebraucht, ſelbſt ſein Gedaͤchtniß und ſeine Ueberlegung nahm ſichtbar ab; auch geſtuhnd er es beym To- desfall des alten Junkers ſelber, und ſagte in dieſer Woche bald alle Viertelſtund, es ſeye ihm, wie wenn er in eine neue Welt herunter gefallen waͤre; er klagte auch gar uͤber dieſe neue Welt, und ſagte oft, er glaube ſelber, wenn er darinn muͤßte anfan- gen hauſen, er braͤchte es kaum dahin, Schweinhirt zu werden, will geſchweigen Untervogt. Nun waͤre es wohl Zeit geweſen, die Segel einzuziehen, und die Gewalt, die er nicht mehr behaupten konnte, fahren zu laſ- ſen. — Er ſah's auch ein, und wenn er reich geweſen, und nicht in Schulden geſtekt, ſo haͤtte er ſich zur Ruhe geſezt, und — merket euch das ihr Menſchen! die ihr mit ihm auf gleicher Laſterbahn, aber nicht mit ihm unter den Galgen gekommen — merket euch das, ihr Menſchen! — Wenn er reich geweſen, und nicht in Schulden geſtekt, ſo haͤtte ihn auch nur keine Verſuchung zu den lez-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/358>, abgerufen am 24.11.2024.