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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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wenn ich heut noch einen Handel mit ihm be-
kommen würde, wie der und dieser mit ihm
gehabt, ich wollte probieren, ob es kommen
müßte, wie es da gekommen; -- wenn sie
Vierfüßige gewesen wären, sie hätten sich
nicht dümmer von ihm herumführen lassen
können, als sie gethan. -- Das war allge-
mein die Sprache der jungen Leute, die
Kopf und Herz hatten, wenn von alten Ge-
schichten über den Vogt die Rede war.

Einige giengen noch weiters. -- Es ist
schon zwey Jahr seither, daß der junge
Scheibler, da der Vogt ihm nur ein paar
Stichworte gegeben, in seinem eigenen Haus
vom Tisch aufgestanden, und überlaut, daß
es der Vogt wohl verstanden, zu denen,
die neben ihm saßen, gesagt: Wenn der
alte Donner mir noch einmal so kommt,
ich schlage ihn in Boden herein. -- Es be-
gegnete ihm so gar, daß einige junge Leute
ihm läugneten, was sie wirklich geredt, u.
andere ihn auslachten, wenn er etwas über
sie klagte, das er nicht beweisen konnte.

Er klagte auch gar oft über das wüste
junge Volk, das so frech seye, und rede,
was ihm in's Maul komme, und ihm selber
läugne, was er mit seinen Augen gesehen,
und mit seinen Ohren gehöret.

Der

wenn ich heut noch einen Handel mit ihm be-
kommen wuͤrde, wie der und dieſer mit ihm
gehabt, ich wollte probieren, ob es kommen
muͤßte, wie es da gekommen; — wenn ſie
Vierfuͤßige geweſen waͤren, ſie haͤtten ſich
nicht duͤmmer von ihm herumfuͤhren laſſen
koͤnnen, als ſie gethan. — Das war allge-
mein die Sprache der jungen Leute, die
Kopf und Herz hatten, wenn von alten Ge-
ſchichten uͤber den Vogt die Rede war.

Einige giengen noch weiters. — Es iſt
ſchon zwey Jahr ſeither, daß der junge
Scheibler, da der Vogt ihm nur ein paar
Stichworte gegeben, in ſeinem eigenen Haus
vom Tiſch aufgeſtanden, und uͤberlaut, daß
es der Vogt wohl verſtanden, zu denen,
die neben ihm ſaßen, geſagt: Wenn der
alte Donner mir noch einmal ſo kommt,
ich ſchlage ihn in Boden herein. — Es be-
gegnete ihm ſo gar, daß einige junge Leute
ihm laͤugneten, was ſie wirklich geredt, u.
andere ihn auslachten, wenn er etwas uͤber
ſie klagte, das er nicht beweiſen konnte.

Er klagte auch gar oft uͤber das wuͤſte
junge Volk, das ſo frech ſeye, und rede,
was ihm in's Maul komme, und ihm ſelber
laͤugne, was er mit ſeinen Augen geſehen,
und mit ſeinen Ohren gehoͤret.

Der
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[334/0352] wenn ich heut noch einen Handel mit ihm be- kommen wuͤrde, wie der und dieſer mit ihm gehabt, ich wollte probieren, ob es kommen muͤßte, wie es da gekommen; — wenn ſie Vierfuͤßige geweſen waͤren, ſie haͤtten ſich nicht duͤmmer von ihm herumfuͤhren laſſen koͤnnen, als ſie gethan. — Das war allge- mein die Sprache der jungen Leute, die Kopf und Herz hatten, wenn von alten Ge- ſchichten uͤber den Vogt die Rede war. Einige giengen noch weiters. — Es iſt ſchon zwey Jahr ſeither, daß der junge Scheibler, da der Vogt ihm nur ein paar Stichworte gegeben, in ſeinem eigenen Haus vom Tiſch aufgeſtanden, und uͤberlaut, daß es der Vogt wohl verſtanden, zu denen, die neben ihm ſaßen, geſagt: Wenn der alte Donner mir noch einmal ſo kommt, ich ſchlage ihn in Boden herein. — Es be- gegnete ihm ſo gar, daß einige junge Leute ihm laͤugneten, was ſie wirklich geredt, u. andere ihn auslachten, wenn er etwas uͤber ſie klagte, das er nicht beweiſen konnte. Er klagte auch gar oft uͤber das wuͤſte junge Volk, das ſo frech ſeye, und rede, was ihm in's Maul komme, und ihm ſelber laͤugne, was er mit ſeinen Augen geſehen, und mit ſeinen Ohren gehoͤret. Der

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/352>, abgerufen am 21.11.2024.