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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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seyn, es müße übel stehen, er möge so groß
thun als er wolle.

Sein Hochmuth aber ließ ihm nicht zu,
sich einzuschränken, da es am Geld fehlte;
er baute izt nur zum Troz desto kostbarer,
weil er sah, daß man ihm weniger traute,
und nahm auf Haus und Güter das Geld,
das ihm niemand mehr auf freye Faust ge-
ben wollte.

Er hatte zwar seine ältern Creditoren ver-
sichert, er wolle ohne ihr Vorwissen Haus
und Güter nie versezen, aber er sagte ihnen
kein Wort, bis sie's selbst vernahmen, und
es ihm vorhielten; -- seine Antwort war,
daß er ein Gelächter anfieng, und zulezt sag-
te, es seye um ein paar Jährli zu thun, so
seye dieser Bättel wieder abbezahlt, und dann
sey's ja im alten.

Er glaubte es aber selber nicht, und sah
selber, daß er entsezlich zurük war. -- Er
rechnete in dieser Zeit in einer Wochen wohl
zehn bis zwölfmal zusammen, was er besize,
und was er schuldig; aber wenn er auch
Haus und Güter noch hoch ansezte, und die
Sache links und rechts zu seinem Vortheil
kehrte, so kam doch am End immer heraus,
daß er mehr schuldig, als er vermöge.

Und er war wirklich für Wein u. Frucht
izt so viel schuldig, daß er nichts weniger

wuß-

ſeyn, es muͤße uͤbel ſtehen, er moͤge ſo groß
thun als er wolle.

Sein Hochmuth aber ließ ihm nicht zu,
ſich einzuſchraͤnken, da es am Geld fehlte;
er baute izt nur zum Troz deſto koſtbarer,
weil er ſah, daß man ihm weniger traute,
und nahm auf Haus und Guͤter das Geld,
das ihm niemand mehr auf freye Fauſt ge-
ben wollte.

Er hatte zwar ſeine aͤltern Creditoren ver-
ſichert, er wolle ohne ihr Vorwiſſen Haus
und Guͤter nie verſezen, aber er ſagte ihnen
kein Wort, bis ſie's ſelbſt vernahmen, und
es ihm vorhielten; — ſeine Antwort war,
daß er ein Gelaͤchter anfieng, und zulezt ſag-
te, es ſeye um ein paar Jaͤhrli zu thun, ſo
ſeye dieſer Baͤttel wieder abbezahlt, und dañ
ſey's ja im alten.

Er glaubte es aber ſelber nicht, und ſah
ſelber, daß er entſezlich zuruͤk war. — Er
rechnete in dieſer Zeit in einer Wochen wohl
zehn bis zwoͤlfmal zuſammen, was er beſize,
und was er ſchuldig; aber wenn er auch
Haus und Guͤter noch hoch anſezte, und die
Sache links und rechts zu ſeinem Vortheil
kehrte, ſo kam doch am End immer heraus,
daß er mehr ſchuldig, als er vermoͤge.

Und er war wirklich fuͤr Wein u. Frucht
izt ſo viel ſchuldig, daß er nichts weniger

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[330/0348] ſeyn, es muͤße uͤbel ſtehen, er moͤge ſo groß thun als er wolle. Sein Hochmuth aber ließ ihm nicht zu, ſich einzuſchraͤnken, da es am Geld fehlte; er baute izt nur zum Troz deſto koſtbarer, weil er ſah, daß man ihm weniger traute, und nahm auf Haus und Guͤter das Geld, das ihm niemand mehr auf freye Fauſt ge- ben wollte. Er hatte zwar ſeine aͤltern Creditoren ver- ſichert, er wolle ohne ihr Vorwiſſen Haus und Guͤter nie verſezen, aber er ſagte ihnen kein Wort, bis ſie's ſelbſt vernahmen, und es ihm vorhielten; — ſeine Antwort war, daß er ein Gelaͤchter anfieng, und zulezt ſag- te, es ſeye um ein paar Jaͤhrli zu thun, ſo ſeye dieſer Baͤttel wieder abbezahlt, und dañ ſey's ja im alten. Er glaubte es aber ſelber nicht, und ſah ſelber, daß er entſezlich zuruͤk war. — Er rechnete in dieſer Zeit in einer Wochen wohl zehn bis zwoͤlfmal zuſammen, was er beſize, und was er ſchuldig; aber wenn er auch Haus und Guͤter noch hoch anſezte, und die Sache links und rechts zu ſeinem Vortheil kehrte, ſo kam doch am End immer heraus, daß er mehr ſchuldig, als er vermoͤge. Und er war wirklich fuͤr Wein u. Frucht izt ſo viel ſchuldig, daß er nichts weniger wuß-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/348>, abgerufen am 22.11.2024.