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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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ersten anzufeinden, und auf das Baumwol-
lenwesen überall zu schimpfen, daß es wie
die Pest im Land seye, und nur Krüppel
und Serbling pflanze.

Und es ist wahr, wo das Wirthshaus
aus den Vätern und Müttern eines Dorfs
ein Schelmenpak macht, da werden ihre Kin-
der beym Baumwollenspinnen freylich Krüp-
pel und Serbling. Unser Dorf ist leider ein
lebendes Exempel dieses großen Unglüks;
aber es könnte eben so wohl anders seyn,
als es izt so ist. -- Der Gertrud Kinder,
die in unserm Dorf das reinste Garn spin-
nen, sind von den gesündesten und stärksten;
aber ja, wenn der Vogt meister worden
wäre, wie er's im Vorhaben hatte, so ist's
wohl möglich, daß auch diese Kinder mit
Zeit und Jahren beym Baumwollenspinnen
Serbling geworden wären wie viele andere.

Der Meyer sah ein, daß das Wirthshaus
der Grund des Unsegens dieses neuen Ver-
diensts ist, und ahndete täglich, wie him-
melschreyend es seye, daß niemand hause,
und auch etwas für das Alter, und Kind
und Kindskind beyseits lege.

Aber, wenn einer so redte, so war's, wie
wenn er dem Vogt ins Herz griffe; auch
war er wie wüthend gegen den Mann, u.
wiegelte ihm so gar seine Arbeiter auf, daß

sie

erſten anzufeinden, und auf das Baumwol-
lenweſen uͤberall zu ſchimpfen, daß es wie
die Peſt im Land ſeye, und nur Kruͤppel
und Serbling pflanze.

Und es iſt wahr, wo das Wirthshaus
aus den Vaͤtern und Muͤttern eines Dorfs
ein Schelmenpak macht, da werden ihre Kin-
der beym Baumwollenſpinnen freylich Kruͤp-
pel und Serbling. Unſer Dorf iſt leider ein
lebendes Exempel dieſes großen Ungluͤks;
aber es koͤnnte eben ſo wohl anders ſeyn,
als es izt ſo iſt. — Der Gertrud Kinder,
die in unſerm Dorf das reinſte Garn ſpin-
nen, ſind von den geſuͤndeſten und ſtaͤrkſten;
aber ja, wenn der Vogt meiſter worden
waͤre, wie er's im Vorhaben hatte, ſo iſt's
wohl moͤglich, daß auch dieſe Kinder mit
Zeit und Jahren beym Baumwollenſpinnen
Serbling geworden waͤren wie viele andere.

Der Meyer ſah ein, daß das Wirthshaus
der Grund des Unſegens dieſes neuen Ver-
dienſts iſt, und ahndete taͤglich, wie him-
melſchreyend es ſeye, daß niemand hauſe,
und auch etwas fuͤr das Alter, und Kind
und Kindskind beyſeits lege.

Aber, wenn einer ſo redte, ſo war's, wie
wenn er dem Vogt ins Herz griffe; auch
war er wie wuͤthend gegen den Mann, u.
wiegelte ihm ſo gar ſeine Arbeiter auf, daß

ſie
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[310/0328] erſten anzufeinden, und auf das Baumwol- lenweſen uͤberall zu ſchimpfen, daß es wie die Peſt im Land ſeye, und nur Kruͤppel und Serbling pflanze. Und es iſt wahr, wo das Wirthshaus aus den Vaͤtern und Muͤttern eines Dorfs ein Schelmenpak macht, da werden ihre Kin- der beym Baumwollenſpinnen freylich Kruͤp- pel und Serbling. Unſer Dorf iſt leider ein lebendes Exempel dieſes großen Ungluͤks; aber es koͤnnte eben ſo wohl anders ſeyn, als es izt ſo iſt. — Der Gertrud Kinder, die in unſerm Dorf das reinſte Garn ſpin- nen, ſind von den geſuͤndeſten und ſtaͤrkſten; aber ja, wenn der Vogt meiſter worden waͤre, wie er's im Vorhaben hatte, ſo iſt's wohl moͤglich, daß auch dieſe Kinder mit Zeit und Jahren beym Baumwollenſpinnen Serbling geworden waͤren wie viele andere. Der Meyer ſah ein, daß das Wirthshaus der Grund des Unſegens dieſes neuen Ver- dienſts iſt, und ahndete taͤglich, wie him- melſchreyend es ſeye, daß niemand hauſe, und auch etwas fuͤr das Alter, und Kind und Kindskind beyſeits lege. Aber, wenn einer ſo redte, ſo war's, wie wenn er dem Vogt ins Herz griffe; auch war er wie wuͤthend gegen den Mann, u. wiegelte ihm ſo gar ſeine Arbeiter auf, daß ſie

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/328>, abgerufen am 25.11.2024.