heim gegangen; da ich an der Steig war, hörte ich den Jäger nur etliche Schritt vom Weg alle Wetter fluchen, daß sein Kame- rad die Hunde zu stark gegen Bonnal trei- ben lassen -- wenn der Teufel, sagte der Jäger, den Junker izt in dieses Loch hinun- ter salzen würde, der Vogt würde mich ver- steinigen.
Der Grund von diesen schönen Worten war nämlich dieser -- der große Wasserstreit war just obhanden, und der Vogt hütete gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die Gegend der Matten komme, wo er die Un- bill der Streitsach mit seinen Augen hätte sehen können, und darum dorften Jäger und Hunde auch nicht dahin treiben.
Es ist izt gleichviel, wenn dieser Handel schon von den großen Bauren gewonnen, so sage ich es doch, die Widerpart hatte zu- sammen eben so viel Mattland als diese, und es gehörte ihnen also auch eben so viel Wasser, wenn sie schon nur den Drittel be- kommen, und noch froh seyn mußten, daß man ihnen nicht alles genommen, denn das hatte man ihnen gedrohet, unter den schö- nen Titeln, das Wasser gehöre auf die gros- sen Matten, und es seye dem Zehnden schäd- lich, wenn man es auf den kleinen ver- stümmle.
Aber
T 3
heim gegangen; da ich an der Steig war, hoͤrte ich den Jaͤger nur etliche Schritt vom Weg alle Wetter fluchen, daß ſein Kame- rad die Hunde zu ſtark gegen Bonnal trei- ben laſſen — wenn der Teufel, ſagte der Jaͤger, den Junker izt in dieſes Loch hinun- ter ſalzen wuͤrde, der Vogt wuͤrde mich ver- ſteinigen.
Der Grund von dieſen ſchoͤnen Worten war naͤmlich dieſer — der große Waſſerſtreit war juſt obhanden, und der Vogt huͤtete gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die Gegend der Matten komme, wo er die Un- bill der Streitſach mit ſeinen Augen haͤtte ſehen koͤnnen, und darum dorften Jaͤger und Hunde auch nicht dahin treiben.
Es iſt izt gleichviel, wenn dieſer Handel ſchon von den großen Bauren gewonnen, ſo ſage ich es doch, die Widerpart hatte zu- ſammen eben ſo viel Mattland als dieſe, und es gehoͤrte ihnen alſo auch eben ſo viel Waſſer, wenn ſie ſchon nur den Drittel be- kommen, und noch froh ſeyn mußten, daß man ihnen nicht alles genommen, denn das hatte man ihnen gedrohet, unter den ſchoͤ- nen Titeln, das Waſſer gehoͤre auf die groſ- ſen Matten, und es ſeye dem Zehnden ſchaͤd- lich, wenn man es auf den kleinen ver- ſtuͤmmle.
Aber
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heim gegangen; da ich an der Steig war,
hoͤrte ich den Jaͤger nur etliche Schritt vom
Weg alle Wetter fluchen, daß ſein Kame-
rad die Hunde zu ſtark gegen Bonnal trei-
ben laſſen — wenn der Teufel, ſagte der
Jaͤger, den Junker izt in dieſes Loch hinun-
ter ſalzen wuͤrde, der Vogt wuͤrde mich ver-
ſteinigen.
Der Grund von dieſen ſchoͤnen Worten
war naͤmlich dieſer — der große Waſſerſtreit
war juſt obhanden, und der Vogt huͤtete
gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die
Gegend der Matten komme, wo er die Un-
bill der Streitſach mit ſeinen Augen haͤtte
ſehen koͤnnen, und darum dorften Jaͤger und
Hunde auch nicht dahin treiben.
Es iſt izt gleichviel, wenn dieſer Handel
ſchon von den großen Bauren gewonnen, ſo
ſage ich es doch, die Widerpart hatte zu-
ſammen eben ſo viel Mattland als dieſe,
und es gehoͤrte ihnen alſo auch eben ſo viel
Waſſer, wenn ſie ſchon nur den Drittel be-
kommen, und noch froh ſeyn mußten, daß
man ihnen nicht alles genommen, denn das
hatte man ihnen gedrohet, unter den ſchoͤ-
nen Titeln, das Waſſer gehoͤre auf die groſ-
ſen Matten, und es ſeye dem Zehnden ſchaͤd-
lich, wenn man es auf den kleinen ver-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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