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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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noch izt der zugepflugte Aker heißt; er
war mehr als ein Drittel der Länge nach der
Gemeind abgefahren. Die alten Männer
wußten alle, daß ein Zaunstumpen und ein
Markstein bey 50. Schritten tiefer unten ge-
standen, als der Vogt die neuen Marksteine
gesezt -- aber der Zaunstumpen war nun
bey 10. Jahren ausgestokt, und der Mark-
stein ist auch wegkommen, niemand wußte
wie? und die Gemeind sezte ihm die Mark-
steine wohin er wollte, ohne Widerrede. Da
er bauete, wars wieder das gleiche; er nahm
aus dem Walde was er wollte, und das
Holz war schon gezimmert, und lag schon
vor seinem Haus, als er an der Gemeind
das Mehr (die Stimmen sammeln) ließ, daß
sie es ihm bewilliget, und die Erlaubniß da-
von zu seiner Sicherheit ins Dorfbuch hin-
ein schreiben ließ.

Der alte Monchhöfler sel. konnte das auch
fast gar nicht verdauen, und sagte überlaut:
"vor altem seyen die Dieben doch auch noch
zufrieden gewesen, wenn man sie mit dem
gestohlenen fortgelassen, aber izt müße man
noch ein Zeugsame dazu geben, daß man es
ihnen geschenkt:" aber es that Jedermann,
als ob man ihn nicht höre, und sein Sohn
selbst nahm ihn ab, und sagte: "Schweig
doch, um Gottes willen, wir sind sonst alle

Stund

noch izt der zugepflugte Aker heißt; er
war mehr als ein Drittel der Laͤnge nach der
Gemeind abgefahren. Die alten Maͤnner
wußten alle, daß ein Zaunſtumpen und ein
Markſtein bey 50. Schritten tiefer unten ge-
ſtanden, als der Vogt die neuen Markſteine
geſezt — aber der Zaunſtumpen war nun
bey 10. Jahren ausgeſtokt, und der Mark-
ſtein iſt auch wegkommen, niemand wußte
wie? und die Gemeind ſezte ihm die Mark-
ſteine wohin er wollte, ohne Widerrede. Da
er bauete, wars wieder das gleiche; er nahm
aus dem Walde was er wollte, und das
Holz war ſchon gezimmert, und lag ſchon
vor ſeinem Haus, als er an der Gemeind
das Mehr (die Stimmen ſammeln) ließ, daß
ſie es ihm bewilliget, und die Erlaubniß da-
von zu ſeiner Sicherheit ins Dorfbuch hin-
ein ſchreiben ließ.

Der alte Monchhoͤfler ſel. konnte das auch
faſt gar nicht verdauen, und ſagte uͤberlaut:
„vor altem ſeyen die Dieben doch auch noch
zufrieden geweſen, wenn man ſie mit dem
geſtohlenen fortgelaſſen, aber izt muͤße man
noch ein Zeugſame dazu geben, daß man es
ihnen geſchenkt:“ aber es that Jedermann,
als ob man ihn nicht hoͤre, und ſein Sohn
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Stund
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[285/0303] noch izt der zugepflugte Aker heißt; er war mehr als ein Drittel der Laͤnge nach der Gemeind abgefahren. Die alten Maͤnner wußten alle, daß ein Zaunſtumpen und ein Markſtein bey 50. Schritten tiefer unten ge- ſtanden, als der Vogt die neuen Markſteine geſezt — aber der Zaunſtumpen war nun bey 10. Jahren ausgeſtokt, und der Mark- ſtein iſt auch wegkommen, niemand wußte wie? und die Gemeind ſezte ihm die Mark- ſteine wohin er wollte, ohne Widerrede. Da er bauete, wars wieder das gleiche; er nahm aus dem Walde was er wollte, und das Holz war ſchon gezimmert, und lag ſchon vor ſeinem Haus, als er an der Gemeind das Mehr (die Stimmen ſammeln) ließ, daß ſie es ihm bewilliget, und die Erlaubniß da- von zu ſeiner Sicherheit ins Dorfbuch hin- ein ſchreiben ließ. Der alte Monchhoͤfler ſel. konnte das auch faſt gar nicht verdauen, und ſagte uͤberlaut: „vor altem ſeyen die Dieben doch auch noch zufrieden geweſen, wenn man ſie mit dem geſtohlenen fortgelaſſen, aber izt muͤße man noch ein Zeugſame dazu geben, daß man es ihnen geſchenkt:“ aber es that Jedermann, als ob man ihn nicht hoͤre, und ſein Sohn ſelbſt nahm ihn ab, und ſagte: „Schweig doch, um Gottes willen, wir ſind ſonſt alle Stund

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/303>, abgerufen am 25.11.2024.