zahlen, ohne was er sich für diese Gewerbe einzurichten sonst hatte.
Aber das Elend ist nicht mit Worten aus- zusprechen, das so ein Mann über ein Dorf bringen muß, wenn er izt noch Wirth und Müller wird. Stellet euch doch vor: Mit seinem Ansehn im Schlosse, Mit dem Gelde, das er izt schon hatte, Mit seinem Waibelgewalt, Mit seinem Geiz und mit seiner Schlau- heit,
Mit den Kenntnissen, die er von allen, auch den kleinsten Umständen in jedem Hau- se hatte; -- Stellet euch vor, ob's anders möglich gewesen, als daß das ganze Dorf von ihm wie verkauft worden.
Ach! wie der Fisch im Wasser in Schlau- ßen fällt, wo seinem Lauff sonst keine Oeffnung gemacht ist:
Wie der Vogel in der Luft sich im Garne verstrikt, wenn es seinem Flug im Wege steht:
Wie das Wild im Feld in die Gruben fällt, wenn man es mit seiner Nahrung da- hin lokt: -- So fiel unser Volk dem Hum- mel in seine Hände, als er izt noch Wirth und Müller geworden.
Er wußte besonders die Unzufriedenheit, in welcher die meisten Menschen mit ihren
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zahlen, ohne was er ſich fuͤr dieſe Gewerbe einzurichten ſonſt hatte.
Aber das Elend iſt nicht mit Worten aus- zuſprechen, das ſo ein Mann uͤber ein Dorf bringen muß, wenn er izt noch Wirth und Muͤller wird. Stellet euch doch vor: Mit ſeinem Anſehn im Schloſſe, Mit dem Gelde, das er izt ſchon hatte, Mit ſeinem Waibelgewalt, Mit ſeinem Geiz und mit ſeiner Schlau- heit,
Mit den Kenntniſſen, die er von allen, auch den kleinſten Umſtaͤnden in jedem Hau- ſe hatte; — Stellet euch vor, ob's anders moͤglich geweſen, als daß das ganze Dorf von ihm wie verkauft worden.
Ach! wie der Fiſch im Waſſer in Schlau- ßen faͤllt, wo ſeinem Lauff ſonſt keine Oeffnung gemacht iſt:
Wie der Vogel in der Luft ſich im Garne verſtrikt, wenn es ſeinem Flug im Wege ſteht:
Wie das Wild im Feld in die Gruben faͤllt, wenn man es mit ſeiner Nahrung da- hin lokt: — So fiel unſer Volk dem Hum- mel in ſeine Haͤnde, als er izt noch Wirth und Muͤller geworden.
Er wußte beſonders die Unzufriedenheit, in welcher die meiſten Menſchen mit ihren
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zahlen, ohne was er ſich fuͤr dieſe Gewerbe
einzurichten ſonſt hatte.
Aber das Elend iſt nicht mit Worten aus-
zuſprechen, das ſo ein Mann uͤber ein Dorf
bringen muß, wenn er izt noch Wirth und
Muͤller wird. Stellet euch doch vor:
Mit ſeinem Anſehn im Schloſſe,
Mit dem Gelde, das er izt ſchon hatte,
Mit ſeinem Waibelgewalt,
Mit ſeinem Geiz und mit ſeiner Schlau-
heit,
Mit den Kenntniſſen, die er von allen,
auch den kleinſten Umſtaͤnden in jedem Hau-
ſe hatte; — Stellet euch vor, ob's anders
moͤglich geweſen, als daß das ganze Dorf
von ihm wie verkauft worden.
Ach! wie der Fiſch im Waſſer in Schlau-
ßen faͤllt, wo ſeinem Lauff ſonſt keine
Oeffnung gemacht iſt:
Wie der Vogel in der Luft ſich im Garne
verſtrikt, wenn es ſeinem Flug im Wege
ſteht:
Wie das Wild im Feld in die Gruben
faͤllt, wenn man es mit ſeiner Nahrung da-
hin lokt: — So fiel unſer Volk dem Hum-
mel in ſeine Haͤnde, als er izt noch Wirth
und Muͤller geworden.
Er wußte beſonders die Unzufriedenheit,
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/291>, abgerufen am 16.02.2025.
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