gehalten seyn, und Jedermann, der fremd ist, solle ohne anders zur Kirche hinausgehen.
Man sah bald, daß es im Ernst galt, und nach und nach stand eines nach dem an- dern auf, und gieng nach der Kirchthür. Einige lieffen hinaus, wie wenn man sie jag- te -- Andere giengen satt und züchtig, hu- ben kein Aug auf -- Andre machten doch noch ihren Reverenz gegen dem Herrn Pfar- rer, so feuerroth sie vor Zorn im Gesicht waren.
Aber die Vögtin und Geschwornin von Kilchthal wollten noch nicht verspielt geben; Sie glaubten, wenn sie sich still hielten, und hinter den Balken des Gewölbs und hin- ter andern Weibern sich verstekten, so könn- ten sie bleiben: Aber die andern Weiber strek- ten von allen Seiten die Köpf nach den ar- men Verstekten, und schwazten und lachten weit und breit um sie her, so daß der Pfar- rer es merkte, und dem Siegerist sagte, der Befehl gehe die Weiber an wie die Männer, und er soll machen, daß auch diese ihres Wegs giengen; Und so mußten sie endlich auch wie die andern wieder hinaus.
§. 5.
gehalten ſeyn, und Jedermann, der fremd iſt, ſolle ohne anders zur Kirche hinausgehen.
Man ſah bald, daß es im Ernſt galt, und nach und nach ſtand eines nach dem an- dern auf, und gieng nach der Kirchthuͤr. Einige lieffen hinaus, wie wenn man ſie jag- te — Andere giengen ſatt und zuͤchtig, hu- ben kein Aug auf — Andre machten doch noch ihren Reverenz gegen dem Herrn Pfar- rer, ſo feuerroth ſie vor Zorn im Geſicht waren.
Aber die Voͤgtin und Geſchwornin von Kilchthal wollten noch nicht verſpielt geben; Sie glaubten, wenn ſie ſich ſtill hielten, und hinter den Balken des Gewoͤlbs und hin- ter andern Weibern ſich verſtekten, ſo koͤnn- ten ſie bleiben: Aber die andern Weiber ſtrek- ten von allen Seiten die Koͤpf nach den ar- men Verſtekten, und ſchwazten und lachten weit und breit um ſie her, ſo daß der Pfar- rer es merkte, und dem Siegeriſt ſagte, der Befehl gehe die Weiber an wie die Maͤnner, und er ſoll machen, daß auch dieſe ihres Wegs giengen; Und ſo mußten ſie endlich auch wie die andern wieder hinaus.
§. 5.
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gehalten ſeyn, und Jedermann, der fremd
iſt, ſolle ohne anders zur Kirche hinausgehen.
Man ſah bald, daß es im Ernſt galt,
und nach und nach ſtand eines nach dem an-
dern auf, und gieng nach der Kirchthuͤr.
Einige lieffen hinaus, wie wenn man ſie jag-
te — Andere giengen ſatt und zuͤchtig, hu-
ben kein Aug auf — Andre machten doch
noch ihren Reverenz gegen dem Herrn Pfar-
rer, ſo feuerroth ſie vor Zorn im Geſicht
waren.
Aber die Voͤgtin und Geſchwornin von
Kilchthal wollten noch nicht verſpielt geben;
Sie glaubten, wenn ſie ſich ſtill hielten,
und hinter den Balken des Gewoͤlbs und hin-
ter andern Weibern ſich verſtekten, ſo koͤnn-
ten ſie bleiben: Aber die andern Weiber ſtrek-
ten von allen Seiten die Koͤpf nach den ar-
men Verſtekten, und ſchwazten und lachten
weit und breit um ſie her, ſo daß der Pfar-
rer es merkte, und dem Siegeriſt ſagte, der
Befehl gehe die Weiber an wie die Maͤnner,
und er ſoll machen, daß auch dieſe ihres Wegs
giengen; Und ſo mußten ſie endlich auch wie
die andern wieder hinaus.
§. 5.
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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