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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Der Pfarrer erwiederte ihm: Die einzige
Ursach ist diese, daß ihr gesehen, was die
Arzney gewürkt, und trieb ihn so sehr in die
Enge, daß er zulezt fast gar nichts mehr zu
ihm sagen konnte, als: "Jhr seyd doch auch
gar zu böse mit mir, Herr Pfarrer!"

"Jhr müsset nicht mehr arznen, wenn ihr
wollt, daß ein ehrlicher Mensch von Herzen
gut mit euch seyn und bleiben kann," sagte
izt der Pfarrer.

Der Treufaug erwiederte: Jch habe doch
schon Leuten geholffen, denen sonst Niemand
geholffen hat, und habe gewiß Arzneymittel,
die sonst Niemand hat, und die gut sind --
soll ich izt diese Mittel in den See werffen,
und mit mir ins Grab nehmen?

Pfarrer. Auch dieß ist nicht meine Mey-
nung.

Treufaug. Was ist denn euere Meynung?

Pfarrer. Daß ihr einen verständigen Arzt
suchen, ihm euere Erfahrungen mittheilen,
und euere Arzneymittel offenbaren sollt.

Treufaug. Das heißt: ich soll mir selbst
das Stük Brod vor dem Mund wegnehmen,
und es jemand anderm geben. Meynet ihr,
daß mir das zuzumuthen?

Pfr. Je nachdem man die Sach ansieht.

Treuf. Wie meynet ihr das?

Pf.
O 5

Der Pfarrer erwiederte ihm: Die einzige
Urſach iſt dieſe, daß ihr geſehen, was die
Arzney gewuͤrkt, und trieb ihn ſo ſehr in die
Enge, daß er zulezt faſt gar nichts mehr zu
ihm ſagen konnte, als: „Jhr ſeyd doch auch
gar zu boͤſe mit mir, Herr Pfarrer!“

„Jhr muͤſſet nicht mehr arznen, wenn ihr
wollt, daß ein ehrlicher Menſch von Herzen
gut mit euch ſeyn und bleiben kann,“ ſagte
izt der Pfarrer.

Der Treufaug erwiederte: Jch habe doch
ſchon Leuten geholffen, denen ſonſt Niemand
geholffen hat, und habe gewiß Arzneymittel,
die ſonſt Niemand hat, und die gut ſind —
ſoll ich izt dieſe Mittel in den See werffen,
und mit mir ins Grab nehmen?

Pfarrer. Auch dieß iſt nicht meine Mey-
nung.

Treufaug. Was iſt denn euere Meynung?

Pfarrer. Daß ihr einen verſtaͤndigen Arzt
ſuchen, ihm euere Erfahrungen mittheilen,
und euere Arzneymittel offenbaren ſollt.

Treufaug. Das heißt: ich ſoll mir ſelbſt
das Stuͤk Brod vor dem Mund wegnehmen,
und es jemand anderm geben. Meynet ihr,
daß mir das zuzumuthen?

Pfr. Je nachdem man die Sach anſieht.

Treuf. Wie meynet ihr das?

Pf.
O 5
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[217/0235] Der Pfarrer erwiederte ihm: Die einzige Urſach iſt dieſe, daß ihr geſehen, was die Arzney gewuͤrkt, und trieb ihn ſo ſehr in die Enge, daß er zulezt faſt gar nichts mehr zu ihm ſagen konnte, als: „Jhr ſeyd doch auch gar zu boͤſe mit mir, Herr Pfarrer!“ „Jhr muͤſſet nicht mehr arznen, wenn ihr wollt, daß ein ehrlicher Menſch von Herzen gut mit euch ſeyn und bleiben kann,“ ſagte izt der Pfarrer. Der Treufaug erwiederte: Jch habe doch ſchon Leuten geholffen, denen ſonſt Niemand geholffen hat, und habe gewiß Arzneymittel, die ſonſt Niemand hat, und die gut ſind — ſoll ich izt dieſe Mittel in den See werffen, und mit mir ins Grab nehmen? Pfarrer. Auch dieß iſt nicht meine Mey- nung. Treufaug. Was iſt denn euere Meynung? Pfarrer. Daß ihr einen verſtaͤndigen Arzt ſuchen, ihm euere Erfahrungen mittheilen, und euere Arzneymittel offenbaren ſollt. Treufaug. Das heißt: ich ſoll mir ſelbſt das Stuͤk Brod vor dem Mund wegnehmen, und es jemand anderm geben. Meynet ihr, daß mir das zuzumuthen? Pfr. Je nachdem man die Sach anſieht. Treuf. Wie meynet ihr das? Pf. O 5

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/235>, abgerufen am 27.11.2024.