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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Der Junker, der sich längst vorgenohmen,
den Treufaug beym ersten Anlaß zum Ge-
spötte zu machen, rief izt den Flink, und be-
fahl ihm, den kranken Kerl auf einer Trag-
bahren im Bett hieher zu bringen, und auf
keine andre Art; er möge sagen, was er
wolle.

Es träumte aber auch dem Treufaug sel-
ber vom bösen wegen seiner Antwort; so
bald der Waibel fort war, nahm er sein al-
tes Perspektiv von der Wand, und gukete auf
den Gemeindplaz hinunter, zu sehen, wie der
Waibel mit dem Junker redete. Er sah
ihn, wie wenn er vor ihm stühnde, und
merkte augenbliklich an seinem Mund' an,
daß er das Gespötte mit ihm trieb, und es
erschütterte ihn, wie wenn er das Fieber
hätte, daß der Waibel ihn so wie ein un-
treuer Kezer verriethe: aber da er izt noch
gar den Harschier zum Junker hervortreten
sah, fiel ihm das Fernglas fast aus der Hand
und zum Fenster hinaus.

Was ihm in der Angst zu Sinn kam,
war, er müße ins Bett, damit er darinn sey,
wenn allenfalls der Harschier kommen sollte.
Aber ehe er gieng, nahm er das Fernglas
noch einmal, und sah izt viele Leute mit
Tragbahren beym Junker stehen. Es deuch-
te die jungen Pursche lustig, den Hrn. Dok-

tor

Der Junker, der ſich laͤngſt vorgenohmen,
den Treufaug beym erſten Anlaß zum Ge-
ſpoͤtte zu machen, rief izt den Flink, und be-
fahl ihm, den kranken Kerl auf einer Trag-
bahren im Bett hieher zu bringen, und auf
keine andre Art; er moͤge ſagen, was er
wolle.

Es traͤumte aber auch dem Treufaug ſel-
ber vom boͤſen wegen ſeiner Antwort; ſo
bald der Waibel fort war, nahm er ſein al-
tes Perſpektiv von der Wand, und gukete auf
den Gemeindplaz hinunter, zu ſehen, wie der
Waibel mit dem Junker redete. Er ſah
ihn, wie wenn er vor ihm ſtuͤhnde, und
merkte augenbliklich an ſeinem Mund' an,
daß er das Geſpoͤtte mit ihm trieb, und es
erſchuͤtterte ihn, wie wenn er das Fieber
haͤtte, daß der Waibel ihn ſo wie ein un-
treuer Kezer verriethe: aber da er izt noch
gar den Harſchier zum Junker hervortreten
ſah, fiel ihm das Fernglas faſt aus der Hand
und zum Fenſter hinaus.

Was ihm in der Angſt zu Sinn kam,
war, er muͤße ins Bett, damit er darinn ſey,
wenn allenfalls der Harſchier kommen ſollte.
Aber ehe er gieng, nahm er das Fernglas
noch einmal, und ſah izt viele Leute mit
Tragbahren beym Junker ſtehen. Es deuch-
te die jungen Purſche luſtig, den Hrn. Dok-

tor
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[206/0224] Der Junker, der ſich laͤngſt vorgenohmen, den Treufaug beym erſten Anlaß zum Ge- ſpoͤtte zu machen, rief izt den Flink, und be- fahl ihm, den kranken Kerl auf einer Trag- bahren im Bett hieher zu bringen, und auf keine andre Art; er moͤge ſagen, was er wolle. Es traͤumte aber auch dem Treufaug ſel- ber vom boͤſen wegen ſeiner Antwort; ſo bald der Waibel fort war, nahm er ſein al- tes Perſpektiv von der Wand, und gukete auf den Gemeindplaz hinunter, zu ſehen, wie der Waibel mit dem Junker redete. Er ſah ihn, wie wenn er vor ihm ſtuͤhnde, und merkte augenbliklich an ſeinem Mund' an, daß er das Geſpoͤtte mit ihm trieb, und es erſchuͤtterte ihn, wie wenn er das Fieber haͤtte, daß der Waibel ihn ſo wie ein un- treuer Kezer verriethe: aber da er izt noch gar den Harſchier zum Junker hervortreten ſah, fiel ihm das Fernglas faſt aus der Hand und zum Fenſter hinaus. Was ihm in der Angſt zu Sinn kam, war, er muͤße ins Bett, damit er darinn ſey, wenn allenfalls der Harſchier kommen ſollte. Aber ehe er gieng, nahm er das Fernglas noch einmal, und ſah izt viele Leute mit Tragbahren beym Junker ſtehen. Es deuch- te die jungen Purſche luſtig, den Hrn. Dok- tor

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/224>, abgerufen am 25.11.2024.