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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Viele andere Weiber fragten auch -- und
einige gar ängstlich -- ob denn mit dem
Sonntag gar alles aus sey, und ob der
Junker dann weiter nichts nachforrsche?
Einige von den Hochmüthigen erkundigten
sich auch, ob sie izt den Hünerträger als ei-
nen ehrlichen Mann gelten lassen, und alles
mit der Wayde und der lezten Gemeinde lie-
gen lassen wollen, wie es liege, und wie es
der Junker und ein paar Bättelbuben gerne
sehen?

Unter den Gemeinen aber wars in vielen
Stuben gar lustig. Mehr als ein Duzzend
thaten Thüren und Fenster zu, und verspot-
teten dann ihren Weibern die Herren Vor-
gesezten -- wie sie den Bättelmann Niggeli u.
Compagnie haben um Verzeihung bitten müs-
sen -- wie man ihnen einen großen Schel-
menbrief vorgelesen -- Und wie sie zu allem
"Es ist so, es ist so" haben sagen müssen.
Der eine habe das Maul verbissen -- der
andre habe es herabgehängt -- der dritte
habe gezittert -- der vierte mit den Füßen
gestampft. --

Viele tranken auf Arners Gesundheit,
und auf die künftigen Jahre, wo sie, wenn
der Junker es forthin so angreiffe, wills
Gott ruhiger Brod haben werden; -- u. viele
Weiber u. Kinder wainten Freudenthränen ob
diesen Erzählungen.


§. 54.
N 4

Viele andere Weiber fragten auch — und
einige gar aͤngſtlich — ob denn mit dem
Sonntag gar alles aus ſey, und ob der
Junker dann weiter nichts nachforrſche?
Einige von den Hochmuͤthigen erkundigten
ſich auch, ob ſie izt den Huͤnertraͤger als ei-
nen ehrlichen Mann gelten laſſen, und alles
mit der Wayde und der lezten Gemeinde lie-
gen laſſen wollen, wie es liege, und wie es
der Junker und ein paar Baͤttelbuben gerne
ſehen?

Unter den Gemeinen aber wars in vielen
Stuben gar luſtig. Mehr als ein Duzzend
thaten Thuͤren und Fenſter zu, und verſpot-
teten dann ihren Weibern die Herren Vor-
geſezten — wie ſie den Baͤttelmann Niggeli u.
Compagnie haben um Verzeihung bitten muͤſ-
ſen — wie man ihnen einen großen Schel-
menbrief vorgeleſen — Und wie ſie zu allem
„Es iſt ſo, es iſt ſo“ haben ſagen muͤſſen.
Der eine habe das Maul verbiſſen — der
andre habe es herabgehaͤngt — der dritte
habe gezittert — der vierte mit den Fuͤßen
geſtampft. —

Viele tranken auf Arners Geſundheit,
und auf die kuͤnftigen Jahre, wo ſie, wenn
der Junker es forthin ſo angreiffe, wills
Gott ruhiger Brod haben werden; — u. viele
Weiber u. Kinder wainten Freudenthraͤnen ob
dieſen Erzaͤhlungen.


§. 54.
N 4
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[199/0217] Viele andere Weiber fragten auch — und einige gar aͤngſtlich — ob denn mit dem Sonntag gar alles aus ſey, und ob der Junker dann weiter nichts nachforrſche? Einige von den Hochmuͤthigen erkundigten ſich auch, ob ſie izt den Huͤnertraͤger als ei- nen ehrlichen Mann gelten laſſen, und alles mit der Wayde und der lezten Gemeinde lie- gen laſſen wollen, wie es liege, und wie es der Junker und ein paar Baͤttelbuben gerne ſehen? Unter den Gemeinen aber wars in vielen Stuben gar luſtig. Mehr als ein Duzzend thaten Thuͤren und Fenſter zu, und verſpot- teten dann ihren Weibern die Herren Vor- geſezten — wie ſie den Baͤttelmann Niggeli u. Compagnie haben um Verzeihung bitten muͤſ- ſen — wie man ihnen einen großen Schel- menbrief vorgeleſen — Und wie ſie zu allem „Es iſt ſo, es iſt ſo“ haben ſagen muͤſſen. Der eine habe das Maul verbiſſen — der andre habe es herabgehaͤngt — der dritte habe gezittert — der vierte mit den Fuͤßen geſtampft. — Viele tranken auf Arners Geſundheit, und auf die kuͤnftigen Jahre, wo ſie, wenn der Junker es forthin ſo angreiffe, wills Gott ruhiger Brod haben werden; — u. viele Weiber u. Kinder wainten Freudenthraͤnen ob dieſen Erzaͤhlungen. §. 54. N 4

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/217>, abgerufen am 27.11.2024.