Der Hartknopf erwiederte: "Gar gern, aber ich hab ihn einmal nicht gestohlen."
"Es kann nicht fehlen, daß das Tuch rechtmäßig in deinen Händen ist, denn du kennest das Schloßzeichen nicht" -- erwie- derte der Junker.
Hartknopf. Jch weiß nicht, was der Schneider mir für Zeug zum Futter ge- nohmen.
Jkr. So! der Schneider hat dir also das Futter dazu gegeben?
Hartkn. Ja, wahrlich, Gnädig. Herr!
Jkr. Was für ein Schneider?
Der Hartknopf besinnt sich -- "Jch weiß nicht, ich kann nicht sagen -- -- Wohl, der von Wylan hat mir den Rok gemacht."
Jkr. Jsts wahr? Muß ich ihn kommen lassen?
Hartkn. Jä, er ist todt.
Jkr. So -- Aber ist der Schneider von Bonnal, der hier ist, nicht dein G'vatter- meister?
Hartkn. Das wohl, aber er hat darum den Rok nicht gemacht.
Jkr. Er ist also vergebens so feuerroth wor- den, seitdem von deinem Rok die Rede ist? Aber ich mag weder seine noch deine Ver- antwortung anhören; und was ich am lieb-
sten
Der Hartknopf erwiederte: „Gar gern, aber ich hab ihn einmal nicht geſtohlen.“
„Es kann nicht fehlen, daß das Tuch rechtmaͤßig in deinen Haͤnden iſt, denn du kenneſt das Schloßzeichen nicht“ — erwie- derte der Junker.
Hartknopf. Jch weiß nicht, was der Schneider mir fuͤr Zeug zum Futter ge- nohmen.
Jkr. So! der Schneider hat dir alſo das Futter dazu gegeben?
Hartkn. Ja, wahrlich, Gnaͤdig. Herr!
Jkr. Was fuͤr ein Schneider?
Der Hartknopf beſinnt ſich — „Jch weiß nicht, ich kann nicht ſagen — — Wohl, der von Wylan hat mir den Rok gemacht.“
Jkr. Jſts wahr? Muß ich ihn kommen laſſen?
Hartkn. Jaͤ, er iſt todt.
Jkr. So — Aber iſt der Schneider von Bonnal, der hier iſt, nicht dein G'vatter- meiſter?
Hartkn. Das wohl, aber er hat darum den Rok nicht gemacht.
Jkr. Er iſt alſo vergebens ſo feuerroth wor- den, ſeitdem von deinem Rok die Rede iſt? Aber ich mag weder ſeine noch deine Ver- antwortung anhoͤren; und was ich am lieb-
ſten
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Der Hartknopf erwiederte: „Gar gern,
aber ich hab ihn einmal nicht geſtohlen.“
„Es kann nicht fehlen, daß das Tuch
rechtmaͤßig in deinen Haͤnden iſt, denn du
kenneſt das Schloßzeichen nicht“ — erwie-
derte der Junker.
Hartknopf. Jch weiß nicht, was der
Schneider mir fuͤr Zeug zum Futter ge-
nohmen.
Jkr. So! der Schneider hat dir alſo
das Futter dazu gegeben?
Hartkn. Ja, wahrlich, Gnaͤdig. Herr!
Jkr. Was fuͤr ein Schneider?
Der Hartknopf beſinnt ſich — „Jch weiß
nicht, ich kann nicht ſagen — — Wohl,
der von Wylan hat mir den Rok gemacht.“
Jkr. Jſts wahr? Muß ich ihn kommen
laſſen?
Hartkn. Jaͤ, er iſt todt.
Jkr. So — Aber iſt der Schneider von
Bonnal, der hier iſt, nicht dein G'vatter-
meiſter?
Hartkn. Das wohl, aber er hat darum
den Rok nicht gemacht.
Jkr. Er iſt alſo vergebens ſo feuerroth wor-
den, ſeitdem von deinem Rok die Rede iſt?
Aber ich mag weder ſeine noch deine Ver-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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