Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

der Schulmeister, der sich zuerst erklären
ließ, was die fünfe aussagten, jukte izt auch
noch auf, und sagte, er erwarte auch wieder
ein Stük Vieh, und habe das Seine nur
vertauscht.

"Du sagtest eben, du habest es dem Mez-
ger gegeben," erwiederte der Junker.

"Das macht nichts; er hat mir ein an-
ders versprochen," sagte der Schulmeister.

"So -- sagte der Junker, und sah ihn
spöttisch an, und fast in allen Bänken lach-
ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul-
meister an den Mezger vertauscht.

Den andern aber, die vor ihm gesagt,
daß sie Vieh erwarten, war angst ab seiner
Dummheit, die, wie sie meynten, ihnen
das Spiel verderbte.

Der Junker aber nahm izt wieder das
Wort, und sagte: "Jch halte euere Ent-
schuldigungen ganz für gut, wenn sie wahr
sind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr
nicht lüget."

Sie bestättigten wieder, daß es gewiß
wahr sey. --

"Jhr saget es freylich; aber mir kann das
unmöglich genug seyn. Jch behalte euch alle
im Schloß, bis am Tag ist, ob ihr die
Wahrheit oder die Unwahrheit geredet" --
sagte izt der Junker.

Das

der Schulmeiſter, der ſich zuerſt erklaͤren
ließ, was die fuͤnfe auſſagten, jukte izt auch
noch auf, und ſagte, er erwarte auch wieder
ein Stuͤk Vieh, und habe das Seine nur
vertauſcht.

„Du ſagteſt eben, du habeſt es dem Mez-
ger gegeben,“ erwiederte der Junker.

„Das macht nichts; er hat mir ein an-
ders verſprochen,“ ſagte der Schulmeiſter.

„So — ſagte der Junker, und ſah ihn
ſpoͤttiſch an, und faſt in allen Baͤnken lach-
ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul-
meiſter an den Mezger vertauſcht.

Den andern aber, die vor ihm geſagt,
daß ſie Vieh erwarten, war angſt ab ſeiner
Dummheit, die, wie ſie meynten, ihnen
das Spiel verderbte.

Der Junker aber nahm izt wieder das
Wort, und ſagte: „Jch halte euere Ent-
ſchuldigungen ganz fuͤr gut, wenn ſie wahr
ſind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr
nicht luͤget.“

Sie beſtaͤttigten wieder, daß es gewiß
wahr ſey. —

„Jhr ſaget es freylich; aber mir kann das
unmoͤglich genug ſeyn. Jch behalte euch alle
im Schloß, bis am Tag iſt, ob ihr die
Wahrheit oder die Unwahrheit geredet“ —
ſagte izt der Junker.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="178"/>
der Schulmei&#x017F;ter, der &#x017F;ich zuer&#x017F;t erkla&#x0364;ren<lb/>
ließ, was die fu&#x0364;nfe au&#x017F;&#x017F;agten, jukte izt auch<lb/>
noch auf, und &#x017F;agte, er erwarte auch wieder<lb/>
ein Stu&#x0364;k Vieh, und habe das Seine nur<lb/>
vertau&#x017F;cht.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Du &#x017F;agte&#x017F;t eben, du habe&#x017F;t es dem Mez-<lb/>
ger gegeben,&#x201C; erwiederte der Junker.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das macht nichts; er hat mir ein an-<lb/>
ders ver&#x017F;prochen,&#x201C; &#x017F;agte der Schulmei&#x017F;ter.</p><lb/>
          <p>&#x201E;So &#x2014; &#x017F;agte der Junker, und &#x017F;ah ihn<lb/>
&#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;ch an, und fa&#x017F;t in allen Ba&#x0364;nken lach-<lb/>
ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul-<lb/>
mei&#x017F;ter an den Mezger vertau&#x017F;cht.</p><lb/>
          <p>Den andern aber, die vor ihm ge&#x017F;agt,<lb/>
daß &#x017F;ie Vieh erwarten, war ang&#x017F;t ab &#x017F;einer<lb/>
Dummheit, die, wie &#x017F;ie meynten, ihnen<lb/>
das Spiel verderbte.</p><lb/>
          <p>Der Junker aber nahm izt wieder das<lb/>
Wort, und &#x017F;agte: &#x201E;Jch halte euere Ent-<lb/>
&#x017F;chuldigungen ganz fu&#x0364;r gut, wenn &#x017F;ie wahr<lb/>
&#x017F;ind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr<lb/>
nicht lu&#x0364;get.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Sie be&#x017F;ta&#x0364;ttigten wieder, daß es gewiß<lb/>
wahr &#x017F;ey. &#x2014;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jhr &#x017F;aget es freylich; aber mir kann das<lb/>
unmo&#x0364;glich genug &#x017F;eyn. Jch behalte euch alle<lb/>
im Schloß, bis am Tag i&#x017F;t, ob ihr die<lb/>
Wahrheit oder die Unwahrheit geredet&#x201C; &#x2014;<lb/>
&#x017F;agte izt der Junker.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0196] der Schulmeiſter, der ſich zuerſt erklaͤren ließ, was die fuͤnfe auſſagten, jukte izt auch noch auf, und ſagte, er erwarte auch wieder ein Stuͤk Vieh, und habe das Seine nur vertauſcht. „Du ſagteſt eben, du habeſt es dem Mez- ger gegeben,“ erwiederte der Junker. „Das macht nichts; er hat mir ein an- ders verſprochen,“ ſagte der Schulmeiſter. „So — ſagte der Junker, und ſah ihn ſpoͤttiſch an, und faſt in allen Baͤnken lach- ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul- meiſter an den Mezger vertauſcht. Den andern aber, die vor ihm geſagt, daß ſie Vieh erwarten, war angſt ab ſeiner Dummheit, die, wie ſie meynten, ihnen das Spiel verderbte. Der Junker aber nahm izt wieder das Wort, und ſagte: „Jch halte euere Ent- ſchuldigungen ganz fuͤr gut, wenn ſie wahr ſind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr nicht luͤget.“ Sie beſtaͤttigten wieder, daß es gewiß wahr ſey. — „Jhr ſaget es freylich; aber mir kann das unmoͤglich genug ſeyn. Jch behalte euch alle im Schloß, bis am Tag iſt, ob ihr die Wahrheit oder die Unwahrheit geredet“ — ſagte izt der Junker. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/196
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/196>, abgerufen am 24.11.2024.