"stehen zwey Räder, die aus dem Schloß "gestohlen.
"Des Kalberleders Bännen ist aus dem "Schloß gestohlen.
"Des Kirchmeyer Hoorlachers junge Bäu- "me sind aus den Schloß-Reben.
"Des Mooßbauers Güllenfaß ist aus dem "Schloß: es haltet 15. Saum, und ist No. "44. aus dem vordern Keller.
"Der Spekmolch hat einen ganzen Pflug, "wovon alles Eisen noch izt das Schloß- zeichen hat.
"Die große Winde auf dem Rabserhof ist "aus dem Schloß.
"Des Hügis große Kühschellen ist aus dem "Schloß."
So las der Schreiber fast eine Viertel- stunde Sachen vor, die aus dem Schloß gestohlen worden, und sich in den Häusern der Männer, die da standen, befanden. -- Von allen 17. war außer dem Renold kein Einziger, den diese Vorlesung nicht traf.
Sie waren erschroken, denn diese Punk- ten waren izt bestimmt, und sie wußten, daß, wenn sie diese läugneten, er gerade in ihre Häuser schiken konnte, sie zu überweisen. --
"Das ist gar nicht die Hauptsach -- Aber es ist die Frag, ob ihr vorlaufig das laugnen wollet," sagte izt der Junker.
Ei-
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„ſtehen zwey Raͤder, die aus dem Schloß „geſtohlen.
„Des Kalberleders Baͤnnen iſt aus dem „Schloß geſtohlen.
„Des Kirchmeyer Hoorlachers junge Baͤu- „me ſind aus den Schloß-Reben.
„Des Mooßbauers Guͤllenfaß iſt aus dem „Schloß: es haltet 15. Saum, und iſt No. „44. aus dem vordern Keller.
„Der Spekmolch hat einen ganzen Pflug, „wovon alles Eiſen noch izt das Schloß- zeichen hat.
„Die große Winde auf dem Rabſerhof iſt „aus dem Schloß.
„Des Huͤgis große Kuͤhſchellen iſt aus dem „Schloß.“
So las der Schreiber faſt eine Viertel- ſtunde Sachen vor, die aus dem Schloß geſtohlen worden, und ſich in den Haͤuſern der Maͤnner, die da ſtanden, befanden. — Von allen 17. war außer dem Renold kein Einziger, den dieſe Vorleſung nicht traf.
Sie waren erſchroken, denn dieſe Punk- ten waren izt beſtimmt, und ſie wußten, daß, wenn ſie dieſe laͤugneten, er gerade in ihre Haͤuſer ſchiken konnte, ſie zu uͤberweiſen. —
„Das iſt gar nicht die Hauptſach — Aber es iſt die Frag, ob ihr vorlaufig das laugnen wollet,“ ſagte izt der Junker.
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„Des Kalberleders Baͤnnen iſt aus dem
„Schloß geſtohlen.
„Des Kirchmeyer Hoorlachers junge Baͤu-
„me ſind aus den Schloß-Reben.
„Des Mooßbauers Guͤllenfaß iſt aus dem
„Schloß: es haltet 15. Saum, und iſt No.
„44. aus dem vordern Keller.
„Der Spekmolch hat einen ganzen Pflug,
„wovon alles Eiſen noch izt das Schloß-
zeichen hat.
„Die große Winde auf dem Rabſerhof iſt
„aus dem Schloß.
„Des Huͤgis große Kuͤhſchellen iſt aus dem
„Schloß.“
So las der Schreiber faſt eine Viertel-
ſtunde Sachen vor, die aus dem Schloß
geſtohlen worden, und ſich in den Haͤuſern
der Maͤnner, die da ſtanden, befanden. —
Von allen 17. war außer dem Renold kein
Einziger, den dieſe Vorleſung nicht traf.
Sie waren erſchroken, denn dieſe Punk-
ten waren izt beſtimmt, und ſie wußten, daß,
wenn ſie dieſe laͤugneten, er gerade in ihre
Haͤuſer ſchiken konnte, ſie zu uͤberweiſen. —
„Das iſt gar nicht die Hauptſach — Aber
es iſt die Frag, ob ihr vorlaufig das laugnen
wollet,“ ſagte izt der Junker.
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/181>, abgerufen am 24.07.2024.
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