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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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vom Jkr. Heumesser und Herrn Kühzähler:
Andre schwuren, er richtet nichts damit aus,
denn eine Gemeind hat einen Arm, wenn
sie zusammenhaltet, und darf sich alle Stun-
den mit so einem Jünkerli messen, wenns
Ernst gilt.

Der Hartknopf that am stärksten sein
Maul auf, und behauptete: man müße für
den Teufel nicht seine leibliche und geistliche
Freyheit sich so liederlich rauben lassen, und
sagte: "Wir haben izt ja unparteyische Zeu-
gen, daß sein Hünerträger es selber eingestan-
den, daß er mit dem Teufel in einem Bund
ist, und wer in der Welt sollte uns zwingen
können, etwas zu halten, was man uns
also mit Teufelskünsten zu versprechen be-
redt?"

Die Schelmenbande gab ihm lauten Bey-
fall, und behauptete, man müße das treiben
so weit man könne, und mit diesem anfangen.

Ein einziger junger Renold widersprach:
"Jch für mich glaube, der Junker werde da
anfangen, wo er will -- Und unparteyi-
sche Zeugen habet ihr keine; denn wenn eine
Gemeind klagt, so können ihre Bürger nicht
unparteyisch zeugen."

"Wir müssen halt erwarten, was kommt,"
sagte der Rabserbauer -- Und viele, die

es

vom Jkr. Heumeſſer und Herrn Kuͤhzaͤhler:
Andre ſchwuren, er richtet nichts damit aus,
denn eine Gemeind hat einen Arm, wenn
ſie zuſammenhaltet, und darf ſich alle Stun-
den mit ſo einem Juͤnkerli meſſen, wenns
Ernſt gilt.

Der Hartknopf that am ſtaͤrkſten ſein
Maul auf, und behauptete: man muͤße fuͤr
den Teufel nicht ſeine leibliche und geiſtliche
Freyheit ſich ſo liederlich rauben laſſen, und
ſagte: „Wir haben izt ja unparteyiſche Zeu-
gen, daß ſein Huͤnertraͤger es ſelber eingeſtan-
den, daß er mit dem Teufel in einem Bund
iſt, und wer in der Welt ſollte uns zwingen
koͤnnen, etwas zu halten, was man uns
alſo mit Teufelskuͤnſten zu verſprechen be-
redt?“

Die Schelmenbande gab ihm lauten Bey-
fall, und behauptete, man muͤße das treiben
ſo weit man koͤnne, und mit dieſem anfangen.

Ein einziger junger Renold widerſprach:
„Jch fuͤr mich glaube, der Junker werde da
anfangen, wo er will — Und unparteyi-
ſche Zeugen habet ihr keine; denn wenn eine
Gemeind klagt, ſo koͤnnen ihre Buͤrger nicht
unparteyiſch zeugen.“

„Wir muͤſſen halt erwarten, was kommt,“
ſagte der Rabſerbauer — Und viele, die

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[155/0173] vom Jkr. Heumeſſer und Herrn Kuͤhzaͤhler: Andre ſchwuren, er richtet nichts damit aus, denn eine Gemeind hat einen Arm, wenn ſie zuſammenhaltet, und darf ſich alle Stun- den mit ſo einem Juͤnkerli meſſen, wenns Ernſt gilt. Der Hartknopf that am ſtaͤrkſten ſein Maul auf, und behauptete: man muͤße fuͤr den Teufel nicht ſeine leibliche und geiſtliche Freyheit ſich ſo liederlich rauben laſſen, und ſagte: „Wir haben izt ja unparteyiſche Zeu- gen, daß ſein Huͤnertraͤger es ſelber eingeſtan- den, daß er mit dem Teufel in einem Bund iſt, und wer in der Welt ſollte uns zwingen koͤnnen, etwas zu halten, was man uns alſo mit Teufelskuͤnſten zu verſprechen be- redt?“ Die Schelmenbande gab ihm lauten Bey- fall, und behauptete, man muͤße das treiben ſo weit man koͤnne, und mit dieſem anfangen. Ein einziger junger Renold widerſprach: „Jch fuͤr mich glaube, der Junker werde da anfangen, wo er will — Und unparteyi- ſche Zeugen habet ihr keine; denn wenn eine Gemeind klagt, ſo koͤnnen ihre Buͤrger nicht unparteyiſch zeugen.“ „Wir muͤſſen halt erwarten, was kommt,“ ſagte der Rabſerbauer — Und viele, die es

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/173>, abgerufen am 21.11.2024.