Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

es freut ihn, daß seine Bäume, die er pflan-
zet, Früchte tragen, wenn er längst von der
Erde hingenohmen seyn wird."

Und der Junker und der Pfarrer dankten
Gott, daß der Vogt sie an die Bäume auf
dem Bonnaler Riedt erinnert, und redten
eine Weile wieder von dem unglüklichen
Mann.

§. 40.
Arner fangt seine Tagsarbeit an.

So gieng heute die erste Stunde nach der
Sonne Aufgang dem Herrn und dem
Pfarrer von Bonnal vorüber.

Gegen 8. Uhr kam der Untervogt Meyer
mit dem Verzeichniß von Vieh und Heu.
Er entschuldigte sich, daß er dasselbe nur
beym Eid habe aufnehmen können, weil der
Waibel, der ihm hätte sollen helffen messen
und zählen, auf dem Markt gewesen.

"Warum hast du nicht an seiner Statt
einen andern Vorgesezten zu dir genohmen?"
-- sagte der Junker.

"Es hat keiner kommen wollen" -- er-
wiederte der Vogt.

Junker. Hast du ihnen gesagt, es sey mir
daran gelegen, daß dir Jemand helffe?

Vogt.

es freut ihn, daß ſeine Baͤume, die er pflan-
zet, Fruͤchte tragen, wenn er laͤngſt von der
Erde hingenohmen ſeyn wird.“

Und der Junker und der Pfarrer dankten
Gott, daß der Vogt ſie an die Baͤume auf
dem Bonnaler Riedt erinnert, und redten
eine Weile wieder von dem ungluͤklichen
Mann.

§. 40.
Arner fangt ſeine Tagsarbeit an.

So gieng heute die erſte Stunde nach der
Sonne Aufgang dem Herrn und dem
Pfarrer von Bonnal voruͤber.

Gegen 8. Uhr kam der Untervogt Meyer
mit dem Verzeichniß von Vieh und Heu.
Er entſchuldigte ſich, daß er daſſelbe nur
beym Eid habe aufnehmen koͤnnen, weil der
Waibel, der ihm haͤtte ſollen helffen meſſen
und zaͤhlen, auf dem Markt geweſen.

„Warum haſt du nicht an ſeiner Statt
einen andern Vorgeſezten zu dir genohmen?“
— ſagte der Junker.

„Es hat keiner kommen wollen“ — er-
wiederte der Vogt.

Junker. Haſt du ihnen geſagt, es ſey mir
daran gelegen, daß dir Jemand helffe?

Vogt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0166" n="148"/>
es freut ihn, daß &#x017F;eine Ba&#x0364;ume, die er pflan-<lb/>
zet, Fru&#x0364;chte tragen, wenn er la&#x0364;ng&#x017F;t von der<lb/>
Erde hingenohmen &#x017F;eyn wird.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Und der Junker und der Pfarrer dankten<lb/>
Gott, daß der Vogt &#x017F;ie an die Ba&#x0364;ume auf<lb/>
dem Bonnaler Riedt erinnert, und redten<lb/>
eine Weile wieder von dem unglu&#x0364;klichen<lb/>
Mann.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 40.<lb/>
Arner fangt &#x017F;eine Tagsarbeit an.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>o gieng heute die er&#x017F;te Stunde nach der<lb/>
Sonne Aufgang dem Herrn und dem<lb/>
Pfarrer von Bonnal voru&#x0364;ber.</p><lb/>
          <p>Gegen 8. Uhr kam der Untervogt Meyer<lb/>
mit dem Verzeichniß von Vieh und Heu.<lb/>
Er ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich, daß er da&#x017F;&#x017F;elbe nur<lb/>
beym Eid habe aufnehmen ko&#x0364;nnen, weil der<lb/>
Waibel, der ihm ha&#x0364;tte &#x017F;ollen helffen me&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und za&#x0364;hlen, auf dem Markt gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Warum ha&#x017F;t du nicht an &#x017F;einer Statt<lb/>
einen andern Vorge&#x017F;ezten zu dir genohmen?&#x201C;<lb/>
&#x2014; &#x017F;agte der Junker.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es hat keiner kommen wollen&#x201C; &#x2014; er-<lb/>
wiederte der Vogt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Junker.</hi> Ha&#x017F;t du ihnen ge&#x017F;agt, es &#x017F;ey mir<lb/>
daran gelegen, daß dir Jemand helffe?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vogt.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0166] es freut ihn, daß ſeine Baͤume, die er pflan- zet, Fruͤchte tragen, wenn er laͤngſt von der Erde hingenohmen ſeyn wird.“ Und der Junker und der Pfarrer dankten Gott, daß der Vogt ſie an die Baͤume auf dem Bonnaler Riedt erinnert, und redten eine Weile wieder von dem ungluͤklichen Mann. §. 40. Arner fangt ſeine Tagsarbeit an. So gieng heute die erſte Stunde nach der Sonne Aufgang dem Herrn und dem Pfarrer von Bonnal voruͤber. Gegen 8. Uhr kam der Untervogt Meyer mit dem Verzeichniß von Vieh und Heu. Er entſchuldigte ſich, daß er daſſelbe nur beym Eid habe aufnehmen koͤnnen, weil der Waibel, der ihm haͤtte ſollen helffen meſſen und zaͤhlen, auf dem Markt geweſen. „Warum haſt du nicht an ſeiner Statt einen andern Vorgeſezten zu dir genohmen?“ — ſagte der Junker. „Es hat keiner kommen wollen“ — er- wiederte der Vogt. Junker. Haſt du ihnen geſagt, es ſey mir daran gelegen, daß dir Jemand helffe? Vogt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/166
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/166>, abgerufen am 27.11.2024.