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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Aber dafür hatte Niemand Ohren; bis
auf den Schulmeister behauptete alles, die
Demuth sey izt kein göldener Apfel in silber-
nen Schaalen.

Man schikte zum drittenmal zu ihm hin,
er soll doch um tausend Gottes willen wenig-
stens schweigen, und morgen einmal auch
nichts unvorsichtiges sagen.

Er wünschte, daß er morgen nicht nur
sein Maul, sondern auch seine Augen und
Ohren zuhalten könnte, war das lezte Wort,
das er ihnen sagen ließ.

Alles Volk in Bonnal fürchtete sich vor
diesem Morgen; Arner aber eilte mit him-
melreinem Vaterherzen zu dem Volk hin,
das sich vor ihm förchtete.

Wenn nach langen heißen Tagen die Erde
dürstet, und alle Pflanzen nach Wasser
schmachten, und dann an Gottes Himmel
sich ein Gewitter aufzieht, so zittert der ar-
me Bauer vor den steigenden Wolken am
Himmel, und vergißt das Dürsten des Fel-
des und das Serben der Pflanzen im bren-
nenden Boden, und denkt nur an das Schla-
gen des Donners, an die Verheerung des
Hagels, an den entzündenden Strahl, und
an überschwemmende Fluth: -- Aber der
im Himmel wohnet, vergißt nicht das Dür-
sten des Feldes, und das Serben der Pflan-

zen

Aber dafuͤr hatte Niemand Ohren; bis
auf den Schulmeiſter behauptete alles, die
Demuth ſey izt kein goͤldener Apfel in ſilber-
nen Schaalen.

Man ſchikte zum drittenmal zu ihm hin,
er ſoll doch um tauſend Gottes willen wenig-
ſtens ſchweigen, und morgen einmal auch
nichts unvorſichtiges ſagen.

Er wuͤnſchte, daß er morgen nicht nur
ſein Maul, ſondern auch ſeine Augen und
Ohren zuhalten koͤnnte, war das lezte Wort,
das er ihnen ſagen ließ.

Alles Volk in Bonnal fuͤrchtete ſich vor
dieſem Morgen; Arner aber eilte mit him-
melreinem Vaterherzen zu dem Volk hin,
das ſich vor ihm foͤrchtete.

Wenn nach langen heißen Tagen die Erde
duͤrſtet, und alle Pflanzen nach Waſſer
ſchmachten, und dann an Gottes Himmel
ſich ein Gewitter aufzieht, ſo zittert der ar-
me Bauer vor den ſteigenden Wolken am
Himmel, und vergißt das Duͤrſten des Fel-
des und das Serben der Pflanzen im bren-
nenden Boden, und denkt nur an das Schla-
gen des Donners, an die Verheerung des
Hagels, an den entzuͤndenden Strahl, und
an uͤberſchwemmende Fluth: — Aber der
im Himmel wohnet, vergißt nicht das Duͤr-
ſten des Feldes, und das Serben der Pflan-

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[141/0159] Aber dafuͤr hatte Niemand Ohren; bis auf den Schulmeiſter behauptete alles, die Demuth ſey izt kein goͤldener Apfel in ſilber- nen Schaalen. Man ſchikte zum drittenmal zu ihm hin, er ſoll doch um tauſend Gottes willen wenig- ſtens ſchweigen, und morgen einmal auch nichts unvorſichtiges ſagen. Er wuͤnſchte, daß er morgen nicht nur ſein Maul, ſondern auch ſeine Augen und Ohren zuhalten koͤnnte, war das lezte Wort, das er ihnen ſagen ließ. Alles Volk in Bonnal fuͤrchtete ſich vor dieſem Morgen; Arner aber eilte mit him- melreinem Vaterherzen zu dem Volk hin, das ſich vor ihm foͤrchtete. Wenn nach langen heißen Tagen die Erde duͤrſtet, und alle Pflanzen nach Waſſer ſchmachten, und dann an Gottes Himmel ſich ein Gewitter aufzieht, ſo zittert der ar- me Bauer vor den ſteigenden Wolken am Himmel, und vergißt das Duͤrſten des Fel- des und das Serben der Pflanzen im bren- nenden Boden, und denkt nur an das Schla- gen des Donners, an die Verheerung des Hagels, an den entzuͤndenden Strahl, und an uͤberſchwemmende Fluth: — Aber der im Himmel wohnet, vergißt nicht das Duͤr- ſten des Feldes, und das Serben der Pflan- zen

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/159>, abgerufen am 21.11.2024.