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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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§. 36.
Er wieder neben des Waibels
Töchterli.

Aber der Vogt traf den Waibel nicht an;
das Kind, das ihm unter der Thüre
Antwort gab, sagte, der Vater komme vor
Nacht nicht heim, er sey auf dem Wochen-
markt.

Der Vogt wußte, daß der Waibel sonst
immer bey Hause war, und nie selber auf
den Markt gehe, und meynte also, er ver-
läugne sich nur, und wisse schon, warum
es zu thun seye.

Das Lezte war auch wahr. -- Die Vor-
gesezten hatten ihm, so bald sie es mit dem
Heumessen und Viehzählen vernohmen, im
Augenblik sagen lassen, er solle heut ein
wenig beyseits gehen, und vor Sonnen Un-
tergang nicht wieder heimkommen.

Der Vogt, der bey sich selber schon so
verdrüßlich war, als er nur konnte, sagte
dem Kind, er glaube, sie treiben den Nar-
ren mit ihm, und der Vater sey doch daheim.

Das Töchterli aber, das gar nicht furcht-
sam, und wie die ganze Haushaltung des
Waibels ihm nicht gut war, fieng an anstatt

zu
J 4
§. 36.
Er wieder neben des Waibels
Toͤchterli.

Aber der Vogt traf den Waibel nicht an;
das Kind, das ihm unter der Thuͤre
Antwort gab, ſagte, der Vater komme vor
Nacht nicht heim, er ſey auf dem Wochen-
markt.

Der Vogt wußte, daß der Waibel ſonſt
immer bey Hauſe war, und nie ſelber auf
den Markt gehe, und meynte alſo, er ver-
laͤugne ſich nur, und wiſſe ſchon, warum
es zu thun ſeye.

Das Lezte war auch wahr. — Die Vor-
geſezten hatten ihm, ſo bald ſie es mit dem
Heumeſſen und Viehzaͤhlen vernohmen, im
Augenblik ſagen laſſen, er ſolle heut ein
wenig beyſeits gehen, und vor Sonnen Un-
tergang nicht wieder heimkommen.

Der Vogt, der bey ſich ſelber ſchon ſo
verdruͤßlich war, als er nur konnte, ſagte
dem Kind, er glaube, ſie treiben den Nar-
ren mit ihm, und der Vater ſey doch daheim.

Das Toͤchterli aber, das gar nicht furcht-
ſam, und wie die ganze Haushaltung des
Waibels ihm nicht gut war, fieng an anſtatt

zu
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[135/0153] §. 36. Er wieder neben des Waibels Toͤchterli. Aber der Vogt traf den Waibel nicht an; das Kind, das ihm unter der Thuͤre Antwort gab, ſagte, der Vater komme vor Nacht nicht heim, er ſey auf dem Wochen- markt. Der Vogt wußte, daß der Waibel ſonſt immer bey Hauſe war, und nie ſelber auf den Markt gehe, und meynte alſo, er ver- laͤugne ſich nur, und wiſſe ſchon, warum es zu thun ſeye. Das Lezte war auch wahr. — Die Vor- geſezten hatten ihm, ſo bald ſie es mit dem Heumeſſen und Viehzaͤhlen vernohmen, im Augenblik ſagen laſſen, er ſolle heut ein wenig beyſeits gehen, und vor Sonnen Un- tergang nicht wieder heimkommen. Der Vogt, der bey ſich ſelber ſchon ſo verdruͤßlich war, als er nur konnte, ſagte dem Kind, er glaube, ſie treiben den Nar- ren mit ihm, und der Vater ſey doch daheim. Das Toͤchterli aber, das gar nicht furcht- ſam, und wie die ganze Haushaltung des Waibels ihm nicht gut war, fieng an anſtatt zu J 4

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/153>, abgerufen am 21.11.2024.