Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Gräben, dieses Stük Land aus dem Grund
kennen zu lernen.

Er sah jeden Eken desselben genau an,
und dachte an jedem Eken an das Ganze.
Er thats nicht vergebens: Er fand am Fuße
des Bergs in ihrer schlechtesten zertrettenen
Waid drey starke Quellen von fettem Was-
ser; um alle Quellen herum wuchs Brunn-
kreßich und Bachpungen; der Herd um die
Quellen war schwarzer Moder; viel dike
große Pflanzen wuchsen um die Quellen.

Er maß mit eigenen Händen die Höhe ih-
rer Lage, und die Gründe, auf welche man
ihren Reichthum leiten könnte, und hatte izt
gedoppelte Freude. Er hörte nicht auf, alle
Abend auf diese Waide zu reiten, bis er vol-
lends mit sich selber ausgemacht, wozu jeder
Eken dienlich -- wie weit die Quellen hin-
langen, mit ihnen gute Wiesengründe anzu-
legen -- was für Land zu gutem Akerland
übrig bleibe, und welches zu nichts anders
als zu Riedt und Holzboden taugte.

Und er trug dann allemal jeden Tag, alles,
was er mit sich selber ausgemacht, aufs Pa-
pier, bis er seinen Plan also vollendet.

[Abbildung]
[Abbildung]

§. 25.

Graͤben, dieſes Stuͤk Land aus dem Grund
kennen zu lernen.

Er ſah jeden Eken deſſelben genau an,
und dachte an jedem Eken an das Ganze.
Er thats nicht vergebens: Er fand am Fuße
des Bergs in ihrer ſchlechteſten zertrettenen
Waid drey ſtarke Quellen von fettem Waſ-
ſer; um alle Quellen herum wuchs Brunn-
kreßich und Bachpungen; der Herd um die
Quellen war ſchwarzer Moder; viel dike
große Pflanzen wuchſen um die Quellen.

Er maß mit eigenen Haͤnden die Hoͤhe ih-
rer Lage, und die Gruͤnde, auf welche man
ihren Reichthum leiten koͤnnte, und hatte izt
gedoppelte Freude. Er hoͤrte nicht auf, alle
Abend auf dieſe Waide zu reiten, bis er vol-
lends mit ſich ſelber ausgemacht, wozu jeder
Eken dienlich — wie weit die Quellen hin-
langen, mit ihnen gute Wieſengruͤnde anzu-
legen — was fuͤr Land zu gutem Akerland
uͤbrig bleibe, und welches zu nichts anders
als zu Riedt und Holzboden taugte.

Und er trug dann allemal jeden Tag, alles,
was er mit ſich ſelber ausgemacht, aufs Pa-
pier, bis er ſeinen Plan alſo vollendet.

[Abbildung]
[Abbildung]

§. 25.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="89"/>
Gra&#x0364;ben, die&#x017F;es Stu&#x0364;k Land aus dem Grund<lb/>
kennen zu lernen.</p><lb/>
          <p>Er &#x017F;ah jeden Eken de&#x017F;&#x017F;elben genau an,<lb/>
und dachte an jedem Eken an das Ganze.<lb/>
Er thats nicht vergebens: Er fand am Fuße<lb/>
des Bergs in ihrer &#x017F;chlechte&#x017F;ten zertrettenen<lb/>
Waid drey &#x017F;tarke Quellen von fettem Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er; um alle Quellen herum wuchs Brunn-<lb/>
kreßich und Bachpungen; der Herd um die<lb/>
Quellen war &#x017F;chwarzer Moder; viel dike<lb/>
große Pflanzen wuch&#x017F;en um die Quellen.</p><lb/>
          <p>Er maß mit eigenen Ha&#x0364;nden die Ho&#x0364;he ih-<lb/>
rer Lage, und die Gru&#x0364;nde, auf welche man<lb/>
ihren Reichthum leiten ko&#x0364;nnte, und hatte izt<lb/>
gedoppelte Freude. Er ho&#x0364;rte nicht auf, alle<lb/>
Abend auf die&#x017F;e Waide zu reiten, bis er vol-<lb/>
lends mit &#x017F;ich &#x017F;elber ausgemacht, wozu jeder<lb/>
Eken dienlich &#x2014; wie weit die Quellen hin-<lb/>
langen, mit ihnen gute Wie&#x017F;engru&#x0364;nde anzu-<lb/>
legen &#x2014; was fu&#x0364;r Land zu gutem Akerland<lb/>
u&#x0364;brig bleibe, und welches zu nichts anders<lb/>
als zu Riedt und Holzboden taugte.</p><lb/>
          <p>Und er trug dann allemal jeden Tag, alles,<lb/>
was er mit &#x017F;ich &#x017F;elber ausgemacht, aufs Pa-<lb/>
pier, bis er &#x017F;einen Plan al&#x017F;o vollendet.</p><lb/>
          <figure/>
          <figure/><lb/>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 25.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0107] Graͤben, dieſes Stuͤk Land aus dem Grund kennen zu lernen. Er ſah jeden Eken deſſelben genau an, und dachte an jedem Eken an das Ganze. Er thats nicht vergebens: Er fand am Fuße des Bergs in ihrer ſchlechteſten zertrettenen Waid drey ſtarke Quellen von fettem Waſ- ſer; um alle Quellen herum wuchs Brunn- kreßich und Bachpungen; der Herd um die Quellen war ſchwarzer Moder; viel dike große Pflanzen wuchſen um die Quellen. Er maß mit eigenen Haͤnden die Hoͤhe ih- rer Lage, und die Gruͤnde, auf welche man ihren Reichthum leiten koͤnnte, und hatte izt gedoppelte Freude. Er hoͤrte nicht auf, alle Abend auf dieſe Waide zu reiten, bis er vol- lends mit ſich ſelber ausgemacht, wozu jeder Eken dienlich — wie weit die Quellen hin- langen, mit ihnen gute Wieſengruͤnde anzu- legen — was fuͤr Land zu gutem Akerland uͤbrig bleibe, und welches zu nichts anders als zu Riedt und Holzboden taugte. Und er trug dann allemal jeden Tag, alles, was er mit ſich ſelber ausgemacht, aufs Pa- pier, bis er ſeinen Plan alſo vollendet. [Abbildung] [Abbildung] §. 25.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/107
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/107>, abgerufen am 25.11.2024.