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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Gesunden Leib gieb mir,
Und daß in solchem Leib
Ein unverlezte Seel
Und rein Gewissen bleib.
§. 23.
Ein Stük aus einer Leichenpredigt.

Jch möchte sogern viel von dieser Frau re-
den -- und weiß so wenig von ihr zu
sagen, und hingegen muß ich so viel von der
Schelmenbande reden.

Es kann nicht anderst seyn, wo es krumm
und dumm geht, da giebts alle Augenblik et-
was anders; wo es hingegen in der Ord-
nung und gut geht, da bleibts immer gar
gern und gar lang beym Alten.

Leser! Und ich denk izt an das Wort eines
frommen Geistlichen, der in einer Leichen-
predigt zu dem hochmüthigen und unruhigen
Volk von allerley Gattung, welches einen
brafen und stillen Mann zu seiner Ruhstätte
begleitet, sagte:

"Selig ist der Mensch, wenn hinter ihm,
wenn er todt ist, Niemand mehr viel von
ihm redet!

"Selig ist er, wenn hinter ihm die stille
Thräne des Armen wainet!

"Se-
Geſunden Leib gieb mir,
Und daß in ſolchem Leib
Ein unverlezte Seel
Und rein Gewiſſen bleib.
§. 23.
Ein Stuͤk aus einer Leichenpredigt.

Jch moͤchte ſogern viel von dieſer Frau re-
den — und weiß ſo wenig von ihr zu
ſagen, und hingegen muß ich ſo viel von der
Schelmenbande reden.

Es kann nicht anderſt ſeyn, wo es krum̃
und dumm geht, da giebts alle Augenblik et-
was anders; wo es hingegen in der Ord-
nung und gut geht, da bleibts immer gar
gern und gar lang beym Alten.

Leſer! Und ich denk izt an das Wort eines
frommen Geiſtlichen, der in einer Leichen-
predigt zu dem hochmuͤthigen und unruhigen
Volk von allerley Gattung, welches einen
brafen und ſtillen Mann zu ſeiner Ruhſtaͤtte
begleitet, ſagte:

„Selig iſt der Menſch, wenn hinter ihm,
wenn er todt iſt, Niemand mehr viel von
ihm redet!

„Selig iſt er, wenn hinter ihm die ſtille
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[86/0104] Geſunden Leib gieb mir, Und daß in ſolchem Leib Ein unverlezte Seel Und rein Gewiſſen bleib. §. 23. Ein Stuͤk aus einer Leichenpredigt. Jch moͤchte ſogern viel von dieſer Frau re- den — und weiß ſo wenig von ihr zu ſagen, und hingegen muß ich ſo viel von der Schelmenbande reden. Es kann nicht anderſt ſeyn, wo es krum̃ und dumm geht, da giebts alle Augenblik et- was anders; wo es hingegen in der Ord- nung und gut geht, da bleibts immer gar gern und gar lang beym Alten. Leſer! Und ich denk izt an das Wort eines frommen Geiſtlichen, der in einer Leichen- predigt zu dem hochmuͤthigen und unruhigen Volk von allerley Gattung, welches einen brafen und ſtillen Mann zu ſeiner Ruhſtaͤtte begleitet, ſagte: „Selig iſt der Menſch, wenn hinter ihm, wenn er todt iſt, Niemand mehr viel von ihm redet! „Selig iſt er, wenn hinter ihm die ſtille Thraͤne des Armen wainet! „Se-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/104>, abgerufen am 23.11.2024.