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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Der Vogt erwiederte: Aber er müßte ja
auch an beyden Augen blind seyn, wenn er
nicht merkte, daß ihr mit ihm den Narren
spielen wolltet.

Sie antworteten ihm: Du wirst meynen,
weil du ungefehr weissest, wie viel Heu und
Vieh im Dorf ist, der Junker wisse es dann
grad auch: Und was das blindseyn an bey-
den Augen betrift, so müßte er gar nichts
vom Großvater und Aehni (Ahnherr) geerbt
haben, wenn er das nicht wäre.

Der Vogt erwiederte: Jhr habt gut la-
chen, aber mir ist angst und bang ob dem,
was ihr wollet.

Darüber spotteten sie ihn aus, sagten ihm,
er habe einen schwachen Magen, prophezey-
ten ihm aber, er werde innert Jahr und Tag
einen bessern bekommen, und mehr verdauen
mögen, wenn er nur noch ein Jahr Vogt
bleibe.

Der Vogt sagte in aller Ehrlichkeit: Wie
meynet ihr das? -- Der Hügi antwortete
ihm: Sieh Vogt! sie verstehen das also:
Wenn Baumwollen-Spinner und junge
Buben Holz spalten, so giebts Schwillen,
und thut ihnen weh: wenn sie es aber fort-
treiben, so giebts keine Schwillen mehr, u.
thut ihnen nicht mehr weh; und so meynen
sie, werde es auch dir gehen, wenn du in

dei-

Der Vogt erwiederte: Aber er muͤßte ja
auch an beyden Augen blind ſeyn, wenn er
nicht merkte, daß ihr mit ihm den Narren
ſpielen wolltet.

Sie antworteten ihm: Du wirſt meynen,
weil du ungefehr weiſſeſt, wie viel Heu und
Vieh im Dorf iſt, der Junker wiſſe es dann
grad auch: Und was das blindſeyn an bey-
den Augen betrift, ſo muͤßte er gar nichts
vom Großvater und Aehni (Ahnherr) geerbt
haben, wenn er das nicht waͤre.

Der Vogt erwiederte: Jhr habt gut la-
chen, aber mir iſt angſt und bang ob dem,
was ihr wollet.

Daruͤber ſpotteten ſie ihn aus, ſagten ihm,
er habe einen ſchwachen Magen, prophezey-
ten ihm aber, er werde innert Jahr und Tag
einen beſſern bekommen, und mehr verdauen
moͤgen, wenn er nur noch ein Jahr Vogt
bleibe.

Der Vogt ſagte in aller Ehrlichkeit: Wie
meynet ihr das? — Der Huͤgi antwortete
ihm: Sieh Vogt! ſie verſtehen das alſo:
Wenn Baumwollen-Spinner und junge
Buben Holz ſpalten, ſo giebts Schwillen,
und thut ihnen weh: wenn ſie es aber fort-
treiben, ſo giebts keine Schwillen mehr, u.
thut ihnen nicht mehr weh; und ſo meynen
ſie, werde es auch dir gehen, wenn du in

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[82/0100] Der Vogt erwiederte: Aber er muͤßte ja auch an beyden Augen blind ſeyn, wenn er nicht merkte, daß ihr mit ihm den Narren ſpielen wolltet. Sie antworteten ihm: Du wirſt meynen, weil du ungefehr weiſſeſt, wie viel Heu und Vieh im Dorf iſt, der Junker wiſſe es dann grad auch: Und was das blindſeyn an bey- den Augen betrift, ſo muͤßte er gar nichts vom Großvater und Aehni (Ahnherr) geerbt haben, wenn er das nicht waͤre. Der Vogt erwiederte: Jhr habt gut la- chen, aber mir iſt angſt und bang ob dem, was ihr wollet. Daruͤber ſpotteten ſie ihn aus, ſagten ihm, er habe einen ſchwachen Magen, prophezey- ten ihm aber, er werde innert Jahr und Tag einen beſſern bekommen, und mehr verdauen moͤgen, wenn er nur noch ein Jahr Vogt bleibe. Der Vogt ſagte in aller Ehrlichkeit: Wie meynet ihr das? — Der Huͤgi antwortete ihm: Sieh Vogt! ſie verſtehen das alſo: Wenn Baumwollen-Spinner und junge Buben Holz ſpalten, ſo giebts Schwillen, und thut ihnen weh: wenn ſie es aber fort- treiben, ſo giebts keine Schwillen mehr, u. thut ihnen nicht mehr weh; und ſo meynen ſie, werde es auch dir gehen, wenn du in dei-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/100>, abgerufen am 23.11.2024.