Lieber! antwortete Gertrud; Die Erde ist ein Himmel, wenn man Friede sucht, recht thut und wenig wünscht.
Lienhard. Wenn ich eine Stunde diesen Him- mel des Lebens, den Frieden im Herzen geniessen werde, so hast du mir ihn gegeben. Bis in Tod will ich dir danken, daß du mich rettetest, und diese Kinder werden's dir danken, wenn du einst ge- storben seyn wirst. O Kinder! thut doch immer recht, und folget eurer Mutter, so wird's euch wohl gehen.
Gertrud. Du bist och auch gar herzlich heute.
Lienhard. Es ist mir auch gut gegangen bey Arner.
Gertrud. Ach, Gott Lob, mein Lieber!
Lienhard. Das ist doch auch ein Mann, der seines Gleichen nicht hat. Frau! daß ich doch auch so ein Kind war, und nicht zu ihm gehn durfte.
Gertrud. Daß wir immer auch so hintennach klug werden, mein Lieber! Aber erzähle du mir auch, wie es dir bey ihm gegangen ist.
(Sie setzt sich neben ihn hin, nimmt einen Strumpf zum Stricken in die Hand, und er sagt hierauf zu ihr:)
§. 13.
Lieber! antwortete Gertrud; Die Erde iſt ein Himmel, wenn man Friede ſucht, recht thut und wenig wuͤnſcht.
Lienhard. Wenn ich eine Stunde dieſen Him- mel des Lebens, den Frieden im Herzen genieſſen werde, ſo haſt du mir ihn gegeben. Bis in Tod will ich dir danken, daß du mich retteteſt, und dieſe Kinder werden’s dir danken, wenn du einſt ge- ſtorben ſeyn wirſt. O Kinder! thut doch immer recht, und folget eurer Mutter, ſo wird’s euch wohl gehen.
Gertrud. Du biſt och auch gar herzlich heute.
Lienhard. Es iſt mir auch gut gegangen bey Arner.
Gertrud. Ach, Gott Lob, mein Lieber!
Lienhard. Das iſt doch auch ein Mann, der ſeines Gleichen nicht hat. Frau! daß ich doch auch ſo ein Kind war, und nicht zu ihm gehn durfte.
Gertrud. Daß wir immer auch ſo hintennach klug werden, mein Lieber! Aber erzaͤhle du mir auch, wie es dir bey ihm gegangen iſt.
(Sie ſetzt ſich neben ihn hin, nimmt einen Strumpf zum Stricken in die Hand, und er ſagt hierauf zu ihr:)
§. 13.
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Lieber! antwortete Gertrud; Die Erde iſt ein
Himmel, wenn man Friede ſucht, recht thut und
wenig wuͤnſcht.
Lienhard. Wenn ich eine Stunde dieſen Him-
mel des Lebens, den Frieden im Herzen genieſſen
werde, ſo haſt du mir ihn gegeben. Bis in Tod
will ich dir danken, daß du mich retteteſt, und
dieſe Kinder werden’s dir danken, wenn du einſt ge-
ſtorben ſeyn wirſt. O Kinder! thut doch immer recht,
und folget eurer Mutter, ſo wird’s euch wohl gehen.
Gertrud. Du biſt och auch gar herzlich heute.
Lienhard. Es iſt mir auch gut gegangen bey
Arner.
Gertrud. Ach, Gott Lob, mein Lieber!
Lienhard. Das iſt doch auch ein Mann, der
ſeines Gleichen nicht hat. Frau! daß ich doch auch
ſo ein Kind war, und nicht zu ihm gehn durfte.
Gertrud. Daß wir immer auch ſo hintennach
klug werden, mein Lieber! Aber erzaͤhle du mir
auch, wie es dir bey ihm gegangen iſt.
(Sie ſetzt ſich neben ihn hin, nimmt einen Strumpf
zum Stricken in die Hand, und er ſagt hierauf
zu ihr:)
§. 13.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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