Das ist gut gegangen, recht gut, sagte der Vogt zu sich selber; besser als ich geglaubt habe, und noch um den halben Preis. Ich hätte ihm zehn Thaler versprochen wie fünfe, wenn er den Handel verstanden hätte. Wie's mich freut, daß der Handel in Ordnung ist! Nein, nein! man muß den Muth nie fallen lassen. Wär' nur auch die Mauer schon ausser dem Boden! Geduld! Am Montag brechen sie schon Steine dazu. -- O du guter Maurer! Deine Frau hat dir ein böses Fres- sen gekochet, und du meynst, du sitzest oben auf dem Thron.
§. 12. Haushaltungsfreuden.
Der Mäurer Lienhard, der am Morgen früh ins Schloß gegangen war, war nun auch wieder zu- rück und bey seiner Frau.
Diese hatte geeilt, ihre Samstagsarbeit zu vollen- den, ehe ihr Mann wieder zurück käme. Sie hatte die Kinder gekämmt, ihnen die Haare geflochten, ihre Kleider durchgesehn, die kleine Stube gereiniget, und während der Arbeit ihre Lieben ein Lied ge- lehrt --
Das
Das iſt gut gegangen, recht gut, ſagte der Vogt zu ſich ſelber; beſſer als ich geglaubt habe, und noch um den halben Preis. Ich haͤtte ihm zehn Thaler verſprochen wie fuͤnfe, wenn er den Handel verſtanden haͤtte. Wie’s mich freut, daß der Handel in Ordnung iſt! Nein, nein! man muß den Muth nie fallen laſſen. Waͤr’ nur auch die Mauer ſchon auſſer dem Boden! Geduld! Am Montag brechen ſie ſchon Steine dazu. — O du guter Maurer! Deine Frau hat dir ein boͤſes Freſ- ſen gekochet, und du meynſt, du ſitzeſt oben auf dem Thron.
§. 12. Haushaltungsfreuden.
Der Maͤurer Lienhard, der am Morgen fruͤh ins Schloß gegangen war, war nun auch wieder zu- ruͤck und bey ſeiner Frau.
Dieſe hatte geeilt, ihre Samſtagsarbeit zu vollen- den, ehe ihr Mann wieder zuruͤck kaͤme. Sie hatte die Kinder gekaͤmmt, ihnen die Haare geflochten, ihre Kleider durchgeſehn, die kleine Stube gereiniget, und waͤhrend der Arbeit ihre Lieben ein Lied ge- lehrt —
Das
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Das iſt gut gegangen, recht gut, ſagte der
Vogt zu ſich ſelber; beſſer als ich geglaubt habe,
und noch um den halben Preis. Ich haͤtte ihm
zehn Thaler verſprochen wie fuͤnfe, wenn er den
Handel verſtanden haͤtte. Wie’s mich freut, daß
der Handel in Ordnung iſt! Nein, nein! man
muß den Muth nie fallen laſſen. Waͤr’ nur auch
die Mauer ſchon auſſer dem Boden! Geduld! Am
Montag brechen ſie ſchon Steine dazu. — O du
guter Maurer! Deine Frau hat dir ein boͤſes Freſ-
ſen gekochet, und du meynſt, du ſitzeſt oben auf dem
Thron.
§. 12.
Haushaltungsfreuden.
Der Maͤurer Lienhard, der am Morgen fruͤh ins
Schloß gegangen war, war nun auch wieder zu-
ruͤck und bey ſeiner Frau.
Dieſe hatte geeilt, ihre Samſtagsarbeit zu vollen-
den, ehe ihr Mann wieder zuruͤck kaͤme. Sie hatte
die Kinder gekaͤmmt, ihnen die Haare geflochten,
ihre Kleider durchgeſehn, die kleine Stube gereiniget,
und waͤhrend der Arbeit ihre Lieben ein Lied ge-
lehrt —
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/93>, abgerufen am 24.11.2024.
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