Der Ueberbringer dieses, Hans Wüst, hat mir heut eine Sache geoffenbart, welche von ei- ner Natur ist, daß ich nicht umhin konnte, ihm zu rathen, sie Euer Gnaden als seinem Richter zu entdecken -- Er hält nemlich in seinem Gewissen darfür, der Eid, den er und Keibacher vor zehn Jahren in der Sache zwischen dem Hübelru- di und dem Vogt geschworen haben, sey falsch. Es ist eine sehr traurige Geschichte, und es kommen dabey sehr bedenkliche Umstände von dem verstorbe- nen Schloßschreiber und von dem unglücklichen Vi- cari meines in Gott ruhenden Vorfahren ins Licht; und mir schauert vor aller Aergerniß, so dieses Bekenntniß hervor bringen kann. Ich danke aber wieder Gott, daß der Aermste unter meinen vielen Armen, der gedrückte leidende Rudi mit sei- ner schweren Haushaltung durch dieses Bekennt- niß wieder zu dem Seinigen kommen könnte.
Die
§. 78. Zween Briefe vom Pfarrer, an Arner.
Erſter Brief.
Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger Herr!
Der Ueberbringer dieſes, Hans Wuͤſt, hat mir heut eine Sache geoffenbart, welche von ei- ner Natur iſt, daß ich nicht umhin konnte, ihm zu rathen, ſie Euer Gnaden als ſeinem Richter zu entdecken — Er haͤlt nemlich in ſeinem Gewiſſen darfuͤr, der Eid, den er und Keibacher vor zehn Jahren in der Sache zwiſchen dem Huͤbelru- di und dem Vogt geſchworen haben, ſey falſch. Es iſt eine ſehr traurige Geſchichte, und es kommen dabey ſehr bedenkliche Umſtaͤnde von dem verſtorbe- nen Schloßſchreiber und von dem ungluͤcklichen Vi- cari meines in Gott ruhenden Vorfahren ins Licht; und mir ſchauert vor aller Aergerniß, ſo dieſes Bekenntniß hervor bringen kann. Ich danke aber wieder Gott, daß der Aermſte unter meinen vielen Armen, der gedruͤckte leidende Rudi mit ſei- ner ſchweren Haushaltung durch dieſes Bekennt- niß wieder zu dem Seinigen kommen koͤnnte.
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§. 78.
Zween Briefe vom Pfarrer, an Arner.
Erſter Brief.
Hochedelgebohrner, Gnaͤdiger Herr!
Der Ueberbringer dieſes, Hans Wuͤſt, hat mir
heut eine Sache geoffenbart, welche von ei-
ner Natur iſt, daß ich nicht umhin konnte, ihm
zu rathen, ſie Euer Gnaden als ſeinem Richter zu
entdecken — Er haͤlt nemlich in ſeinem Gewiſſen
darfuͤr, der Eid, den er und Keibacher vor
zehn Jahren in der Sache zwiſchen dem Huͤbelru-
di und dem Vogt geſchworen haben, ſey falſch.
Es iſt eine ſehr traurige Geſchichte, und es kommen
dabey ſehr bedenkliche Umſtaͤnde von dem verſtorbe-
nen Schloßſchreiber und von dem ungluͤcklichen Vi-
cari meines in Gott ruhenden Vorfahren ins Licht;
und mir ſchauert vor aller Aergerniß, ſo dieſes
Bekenntniß hervor bringen kann. Ich danke
aber wieder Gott, daß der Aermſte unter meinen
vielen Armen, der gedruͤckte leidende Rudi mit ſei-
ner ſchweren Haushaltung durch dieſes Bekennt-
niß wieder zu dem Seinigen kommen koͤnnte.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/340>, abgerufen am 22.12.2024.
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