Am Morgen darauf war ihm wieder etwas leichter, und er nahm den Entschluß, seine Qualen nicht mehr bey sich zu behalten, sondern alles dem Pfarrer zu sagen.
Er nahm auch seinen Sonntagsrock, und was er sonst fand, und band alles in einen Bündel zu- sammen, damit er das Geld, das er dem Vogt schuldig war, darauf entlehnen könne.
Er nimmt jezt den Bündel, zittert, geht in den Pfarrhof, steht da, will wieder fortlaufen, steht wieder still, wirft den Bündel in den Haus- gang, und macht Gebehrden, wie ein Mensch, der nicht bey Sinnen ist.
§. 63. Daß man mit Liebe und mit Theilnehmung der gänzlichen Kopfsverwirrung angst- voller Menschen vorkommen könne.
Der Pfarrer sieht ihn in diesem Zustande, geht zu ihm hinunter, und sagt ihm: Was ist dir, Wüst? wo fehlt's dir? Komm mit mir hinauf in die Stu- be, wenn du etwas mit mir reden willst.
Da gieng der Wüst mit dem Pfarrer hinauf in seine Stube.
Und
S
Am Morgen darauf war ihm wieder etwas leichter, und er nahm den Entſchluß, ſeine Qualen nicht mehr bey ſich zu behalten, ſondern alles dem Pfarrer zu ſagen.
Er nahm auch ſeinen Sonntagsrock, und was er ſonſt fand, und band alles in einen Buͤndel zu- ſammen, damit er das Geld, das er dem Vogt ſchuldig war, darauf entlehnen koͤnne.
Er nimmt jezt den Buͤndel, zittert, geht in den Pfarrhof, ſteht da, will wieder fortlaufen, ſteht wieder ſtill, wirft den Buͤndel in den Haus- gang, und macht Gebehrden, wie ein Menſch, der nicht bey Sinnen iſt.
§. 63. Daß man mit Liebe und mit Theilnehmung der gaͤnzlichen Kopfsverwirrung angſt- voller Menſchen vorkommen koͤnne.
Der Pfarrer ſieht ihn in dieſem Zuſtande, geht zu ihm hinunter, und ſagt ihm: Was iſt dir, Wuͤſt? wo fehlt’s dir? Komm mit mir hinauf in die Stu- be, wenn du etwas mit mir reden willſt.
Da gieng der Wuͤſt mit dem Pfarrer hinauf in ſeine Stube.
Und
S
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0298"n="273"/><p>Am Morgen darauf war ihm wieder etwas<lb/>
leichter, und er nahm den Entſchluß, ſeine Qualen<lb/>
nicht mehr bey ſich zu behalten, ſondern alles<lb/>
dem Pfarrer zu ſagen.</p><lb/><p>Er nahm auch ſeinen Sonntagsrock, und was<lb/>
er ſonſt fand, und band alles in einen Buͤndel zu-<lb/>ſammen, damit er das Geld, das er dem Vogt<lb/>ſchuldig war, darauf entlehnen koͤnne.</p><lb/><p>Er nimmt jezt den Buͤndel, zittert, geht in<lb/>
den Pfarrhof, ſteht da, will wieder fortlaufen,<lb/>ſteht wieder ſtill, wirft den Buͤndel in den Haus-<lb/>
gang, und macht Gebehrden, wie ein Menſch, der<lb/>
nicht bey Sinnen iſt.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>§. 63.<lb/><hirendition="#b">Daß man mit Liebe und mit Theilnehmung<lb/>
der gaͤnzlichen Kopfsverwirrung angſt-<lb/>
voller Menſchen vorkommen koͤnne.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er Pfarrer ſieht ihn in dieſem Zuſtande, geht<lb/>
zu ihm hinunter, und ſagt ihm: Was iſt dir, Wuͤſt?<lb/>
wo fehlt’s dir? Komm mit mir hinauf in die Stu-<lb/>
be, wenn du etwas mit mir reden willſt.</p><lb/><p>Da gieng der Wuͤſt mit dem Pfarrer hinauf in<lb/>ſeine Stube.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">S</fw><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[273/0298]
Am Morgen darauf war ihm wieder etwas
leichter, und er nahm den Entſchluß, ſeine Qualen
nicht mehr bey ſich zu behalten, ſondern alles
dem Pfarrer zu ſagen.
Er nahm auch ſeinen Sonntagsrock, und was
er ſonſt fand, und band alles in einen Buͤndel zu-
ſammen, damit er das Geld, das er dem Vogt
ſchuldig war, darauf entlehnen koͤnne.
Er nimmt jezt den Buͤndel, zittert, geht in
den Pfarrhof, ſteht da, will wieder fortlaufen,
ſteht wieder ſtill, wirft den Buͤndel in den Haus-
gang, und macht Gebehrden, wie ein Menſch, der
nicht bey Sinnen iſt.
§. 63.
Daß man mit Liebe und mit Theilnehmung
der gaͤnzlichen Kopfsverwirrung angſt-
voller Menſchen vorkommen koͤnne.
Der Pfarrer ſieht ihn in dieſem Zuſtande, geht
zu ihm hinunter, und ſagt ihm: Was iſt dir, Wuͤſt?
wo fehlt’s dir? Komm mit mir hinauf in die Stu-
be, wenn du etwas mit mir reden willſt.
Da gieng der Wuͤſt mit dem Pfarrer hinauf in
ſeine Stube.
Und
S
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/298>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.