Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Vogt allein: Ich erzähle es einmal jezt
so, wie abgeredt, im Schloß. Fehlts dann, so sage
ich, der Harschier hat mir's so erzählt.


§. 54.
Armer Leute unnöthige Arbeit.

Indessen kamen die Taglöhner zum Schloß, setz-
ten sich auf die Bänke bey der Scheune, und
warteten da, bis jemand sie rufen, oder bis der
Vogt kommen würde, der ihnen versprochen hatte,
alsobald nachzukommen. Als aber der Hausknecht
im Schlosse sie bey der Scheune sah, gieng er zu
ihnen hinunter, und sagte: Warum seyd ihr da,
Nachbaren? Unser Herr glaubt, ihr seyd an der
Arbeit beym Kirchbau.

Die Männer antworteten: Der Untervogt habe
ihnen befohlen, hieher zu kommen, dem Junker
für die Arbeit zu danken.

Das war nicht nöthig, erwiederte Claus! Er
wird euch auch nicht viel darauf halten; aber ich
will euch melden.

Der Hausknecht meldete die Männer. Der
Junker ließ sie sogleich vor sich, und fragte sie
freundlich, was sie wollten?

Nach-

Der Vogt allein: Ich erzaͤhle es einmal jezt
ſo, wie abgeredt, im Schloß. Fehlts dann, ſo ſage
ich, der Harſchier hat mir’s ſo erzaͤhlt.


§. 54.
Armer Leute unnoͤthige Arbeit.

Indeſſen kamen die Tagloͤhner zum Schloß, ſetz-
ten ſich auf die Baͤnke bey der Scheune, und
warteten da, bis jemand ſie rufen, oder bis der
Vogt kommen wuͤrde, der ihnen verſprochen hatte,
alſobald nachzukommen. Als aber der Hausknecht
im Schloſſe ſie bey der Scheune ſah, gieng er zu
ihnen hinunter, und ſagte: Warum ſeyd ihr da,
Nachbaren? Unſer Herr glaubt, ihr ſeyd an der
Arbeit beym Kirchbau.

Die Maͤnner antworteten: Der Untervogt habe
ihnen befohlen, hieher zu kommen, dem Junker
fuͤr die Arbeit zu danken.

Das war nicht noͤthig, erwiederte Claus! Er
wird euch auch nicht viel darauf halten; aber ich
will euch melden.

Der Hausknecht meldete die Maͤnner. Der
Junker ließ ſie ſogleich vor ſich, und fragte ſie
freundlich, was ſie wollten?

Nach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0279" n="254"/>
          <p>Der Vogt allein: Ich erza&#x0364;hle es einmal jezt<lb/>
&#x017F;o, wie abgeredt, im Schloß. Fehlts dann, &#x017F;o &#x017F;age<lb/>
ich, der Har&#x017F;chier hat mir&#x2019;s &#x017F;o erza&#x0364;hlt.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>§. 54.<lb/><hi rendition="#b">Armer Leute unno&#x0364;thige Arbeit.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>nde&#x017F;&#x017F;en kamen die Taglo&#x0364;hner zum Schloß, &#x017F;etz-<lb/>
ten &#x017F;ich auf die Ba&#x0364;nke bey der Scheune, und<lb/>
warteten da, bis jemand &#x017F;ie rufen, oder bis der<lb/>
Vogt kommen wu&#x0364;rde, der ihnen ver&#x017F;prochen hatte,<lb/>
al&#x017F;obald nachzukommen. Als aber der Hausknecht<lb/>
im Schlo&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie bey der Scheune &#x017F;ah, gieng er zu<lb/>
ihnen hinunter, und &#x017F;agte: Warum &#x017F;eyd ihr da,<lb/>
Nachbaren? Un&#x017F;er Herr glaubt, ihr &#x017F;eyd an der<lb/>
Arbeit beym Kirchbau.</p><lb/>
          <p>Die Ma&#x0364;nner antworteten: Der Untervogt habe<lb/>
ihnen befohlen, hieher zu kommen, dem Junker<lb/>
fu&#x0364;r die Arbeit zu danken.</p><lb/>
          <p>Das war nicht no&#x0364;thig, erwiederte Claus! Er<lb/>
wird euch auch nicht viel darauf halten; aber ich<lb/>
will euch melden.</p><lb/>
          <p>Der Hausknecht meldete die Ma&#x0364;nner. Der<lb/>
Junker ließ &#x017F;ie &#x017F;ogleich vor &#x017F;ich, und fragte &#x017F;ie<lb/>
freundlich, was &#x017F;ie wollten?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0279] Der Vogt allein: Ich erzaͤhle es einmal jezt ſo, wie abgeredt, im Schloß. Fehlts dann, ſo ſage ich, der Harſchier hat mir’s ſo erzaͤhlt. §. 54. Armer Leute unnoͤthige Arbeit. Indeſſen kamen die Tagloͤhner zum Schloß, ſetz- ten ſich auf die Baͤnke bey der Scheune, und warteten da, bis jemand ſie rufen, oder bis der Vogt kommen wuͤrde, der ihnen verſprochen hatte, alſobald nachzukommen. Als aber der Hausknecht im Schloſſe ſie bey der Scheune ſah, gieng er zu ihnen hinunter, und ſagte: Warum ſeyd ihr da, Nachbaren? Unſer Herr glaubt, ihr ſeyd an der Arbeit beym Kirchbau. Die Maͤnner antworteten: Der Untervogt habe ihnen befohlen, hieher zu kommen, dem Junker fuͤr die Arbeit zu danken. Das war nicht noͤthig, erwiederte Claus! Er wird euch auch nicht viel darauf halten; aber ich will euch melden. Der Hausknecht meldete die Maͤnner. Der Junker ließ ſie ſogleich vor ſich, und fragte ſie freundlich, was ſie wollten? Nach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/279
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/279>, abgerufen am 23.11.2024.